Das Drama um problematische Aussagen von Elon Musk, seiner Plattform X (vormals Twitter) und deren Problem mit rückläufigen Werbegeldern geht ins nächste Kapitel. Der umstrittene Techmanager trat am Mittwoch beim Dealbook Summit der "New York Times" auf und tat sich damit wohl keinen Gefallen.

Bei seinem Gespräch auf der Bühne mit Andrew Sorkin wurden auch Vorwürfe gegen ihn thematisiert, nachdem er ein Posting mit antisemitischer Schlagseite als "die tatsächliche Wahrheit" bezeichnet hatte. Dazu gab er sich beschwichtigend und beteuerte, dass es gar nicht seine Intention gewesen wäre, antisemitische Narrative zu bestärken. Die Reise nach Israel sei aber keine "Entschuldigungstour" gewesen.

Seine Aktionen auf X hatten auch finanzielle Folgen für die Plattform, da über 100 teils sehr bekannte Unternehmen ihre Werbeschaltungen entweder pausierten oder einstellten. Um deren Rückgewinnung bemühte er sich allerdings nicht. Eher im Gegenteil.

Elon Musk to advertisers who are trying to ‘blackmail’ him: ‘Go f--- yourself’
CNBC Television

Spezialgrüße an Disney-CEO

"Ich hoffe, sie hören auf", so Musk. Und auf Nachfrage: "Schaltet keine Werbung. Erpressung mit Geld? F**** euch!" Eine Beschimpfung, die er zur Deutlichkeit unmittelbar wiederholte, nur um anschließend auch noch "Bob" zu grüßen. Gemeint ist Disney-Chef Bob Iger, der ebenfalls beim Dealbook Summit auftrat und wohl im Publikum gesessen sein dürfte und dessen Konzern ebenfalls die Werbeeinschaltungen eingestellt hat.

Sorkin setzte nach mit der Frage, wie Musk denn in diesem Kontext über die aktuelle wirtschaftliche Situation von X denke. Immerhin sei die von ihm beauftragte CEO Linda Yaccarino ja auch verantwortlich dafür, Werbegelder zu lukrieren. Sein Gesprächspartner nutzte dies, um die Beschimpfung erneut zum Besten zu geben und anschließend einzugestehen, dass der Anzeigenboykott zum Ende seiner Firma führen könnte.

Die Welt soll richten

"Die ganze Welt wird wissen, dass die Werber die Firma umgebracht haben, und wir werden das in allen Details dokumentieren", drohte Musk. Sorkin warf daraufhin ein, dass die ehemaligen Werbekunden die Schuld wohl bei ihm und seinen Aussagen verorten würden, was mit der Aussage "Schauen wir doch, wie die Welt darauf reagiert" quittiert wurde. "Wir werden beide unsere Position vorbringen und dann sehen, was das Resultat ist."

Elon Musk am Dealbook Summit in Fliegerjacke.
Bei seinem Auftritt beim Dealbook Summit gab sich Musk vor allem angriffslustig.
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Sollte der Werbeboykott weitergehen, sei er nicht bereit, die Plattform langfristig mit seinen eigenen Mitteln am Leben zu halten. Die Werber, die nicht mit seinen Aussagen assoziiert werden wollten, sollten ihre Sorgen einem Richter erzählen. Und "dieser Richter ist die Öffentlichkeit".

Neuralink, ein "Affenparadies"

Auch zu anderen Themen äußerte sich Musk und gab etwa an, dass er nicht vorhabe, bei der kommenden Präsidentschaftswahl den Demokraten Joe Biden zu wählen, wenn Donald Trump für die Republikaner antreten sollte. Zur Rückkehr von Sam Altman als OpenAI-CEO habe er "gemischte Gefühle". Denn, so eine Referenz an "Herr der Ringe", der "Ring der Macht kann einen korrumpieren".

Weiters ist er immer noch enttäuscht, nicht zum Elektroauto-Gipfel im Weißen Haus eingeladen worden zu sein, und spricht sich gegen Gewerkschaften aus. Zudem – und das zog bereits Kritik von Tierschützern nach sich – habe sein Hirnimplantatunternehmen Neuralink ein "Affenparadies" für seine Versuchstiere gebaut. Laut öffentlich einsehbaren Dokumenten und Aussagen eines ehemaligen Mitarbeiters gegenüber "Wired" mussten ein Dutzend Tiere eingeschläfert werden, nachdem sie infolge von Versuchen starkem Leid ausgesetzt waren. (red, 30.11.2023)