Österreichs Nationalbank (OeNB) ortet "kein direktes Finanzmarktstabilitätsrisiko" durch den Ausfall von Krediten der pleitegegangenen Signa für die heimischen Banken. Das geht aus einem Briefverkehr zwischen dem Finanzministerium und der OeNB hervor, der dem STANDARD vorliegt.

Demnach erkundigte sich das Finanzministerium unter Magnus Brunner (ÖVP) Anfang November bei OeNB-Gouverneur Robert Holzmann, ob Gefahr durch eine etwaige Signa-Pleite – zu der es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen war – drohe. Es sei "unklar, welche Auswirkungen eine größere Insolvenz oder wirtschaftliche Schwierigkeiten des Unternehmens (der Signa, Anm.) auf den österreichischen Finanzplatz hätten", heißt es in dem Schreiben an die OeNB. Finanzminister Brunner ersuche daher "um Mitteilung, ob im Fall einer sich weiter verschärfenden wirtschaftlichen Situation der Signa-Gruppe bis hin zu einer vollständigen Insolvenz mit relevanten nachteiligen Auswirkungen auf einzelne österreichische Kreditinstitute oder die Finanzmarktstabilität insgesamt zu rechnen ist".

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"Ohnehin angeschlagener Markt"

Die Antwort des OeNB-Gouverneurs, datiert mit 8. November: Man habe "zwei konservative Szenarien" für den Fall einer Insolvenz oder gröberer Probleme ausgerechnet. Auf deren Basis sei "festzuhalten, dass der isolierte Ausfall des Signa-Exposures kein direktes Risiko für die Finanzmarktstabilität darstellt". Überdies seien im Pleitefall "bei individuellen Banken keine relevanten Verletzungen der aufsichtlichen Kapitalerfordernisse zu erwarten".

2,5 Milliarden Euro an Kreditlinien stellen Österreichs Banken für die Signa zur Verfügung
2,5 Milliarden Euro an Kreditlinien stellen Österreichs Banken für die Signa zur Verfügung.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

OeNB-Gouverneur Holzmann fügt in seinem Brief aber ein paar einschränkende Bemerkungen hinzu. Bei den Signa-Pleite-Szenarien der OeNB seien "gleichzeitig auftretende systemische Effekte" nicht berücksichtigt. Weiters bleibt die Möglichkeit außen vor, "dass eine Insolvenz oder wirtschaftliche Schwierigkeiten des Unternehmens (der Signa, Anm.) den ohnehin angeschlagenen Markt für Gewerbeimmobilien weiter schädigen und dadurch signifikante Systemrisiken verursachen" könnten. Heißt im Klartext: Es könnte beispielsweise sein, dass die Signa-Insolvenz etwa Panik am Immobilienmarkt auslöst und dadurch umso größere Probleme für die Banken entstehen. Solche sogenannten Zweitrundeneffekte bildet das Planspiel der OeNB nicht ab.

2,5 Milliarden Euro Kredite an Signa

Weiters schreibt Holzmann an Brunner, die OeNB habe "erst kürzlich die potenziellen Auswirkungen möglicher Entwicklungen der Signa-Gruppe auf die Finanzmarktstabilität und die österreichischen Banken analysiert". Österreichs Banken hätten gegenüber unterschiedlichen Konzerntöchtern der Signa-Gruppe mit Stichtag Ende Juli 2023 2,5 Milliarden Euro an Krediten offen. Beim größten Teil davon – 2,2 Milliarden Euro – handelt es sich um bereits ausgenutzten Kreditrahmen, wie DER STANDARD auf Basis von Insider-Informationen bereits berichtete. Weitere 0,3 Milliarden Euro sind noch nicht ausgenutzter Rahmen.

60 Prozent des Kreditvolumens seien besichert, geht außerdem aus dem Schreiben hervor. Und weiter heißt es: Von allen Krediten in Österreich, die nicht an Banken und andere Finanzinstitutionen gingen, wurden 0,6 Prozent an die Signa-Gruppe verliehen. (Joseph Gepp, 30.11.2023)