"Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es später noch einmal." DER STANDARD konnte die Beschwerden im Selbstversuch nachvollziehen.
Zellinger

Am heutigen Dienstag ist der Tag X. Die Handysignatur ist tot, lang lebe die ID Austria. Eigentlich sollte der Umstieg von der beinahe 15 Jahre alten Handysignatur auf das neue System reibungslos laufen: Einmal neu anmelden, ein paar Klicks oder Tipper mit dem Finger, die Ausweisnummer eingeben, und schon ist der Umstieg von der Handysignatur auf die ID Austria erledigt. Auch auf Nachfrage im Digitalisierungsstaatssekretariat spricht man davon, dass alles bislang gut laufe. Doch dem Kontakt mit der Realität scheinen diese Darstellungen nicht standzuhalten: In den sozialen Medien häufen sich die Beschwerden über Probleme beim Umstieg.

"Nicht das Gelbe vom Ei"

"Eine klassische österreichische Situation" nennt der Entwickler Armin Ronacher die Lage auf X. Dazu postete er den Screenshot einer kryptisch anmutenden Fehlermeldung, wonach ein Token abgelaufen sei. "Es gab eine App, mit der man sich jahrelang bei Behörden anmelden konnte und die einwandfrei funktionierte. Heute war der letzte Tag des alten Systems, jetzt funktioniert das neue System nicht, obwohl es ein Jahr lang getestet wurde", ärgert sich Ronacher. Sucht man auf X nach "ID Austria" folgen immer mehr Klagen von Nutzerinnen und Nutzern, denen der Umstieg von der Handysignatur nicht recht gelingen will.

Beim STANDARD konnten wir die Erfahrung zahlreicher Posterinnen und Poster nachvollziehen: In einem Fall schlug schon die Installation der App "Digitales Amt" fehl. Wir mögen es später noch einmal probieren. Bei einer weiteren Benutzerin schien der Umstiegsprozess zu klappen – zumindest anfangs. Nach der Anmeldung, dem Scan des QR-Codes auf einem Zweitgerät und der Eingabe der Ausweisnummer war aber Schluss: "Es ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie es später noch einmal", heißt es lapidar.

Ob es sich um einen technischen oder einen Anwenderfehler handelt, verschweigt die App. Allein aufgrund der mehrminütigen Ladezeiten liegt aber der Verdacht nahe, dass die Server dem Ansturm aktuell schlicht nicht gewachsen sind. Auch vier Versuche und insgesamt 25 Minuten später war immer noch kein Erfolg da. Wenig später wurde auch die Session beendet und der gesamte Prozess, inklusive des umständlichen Generierens des QR-Codes und des Eintippens der Ausweisnummer, beginnt von vorn.

Serverprobleme zum Start

Ganz neu sind derartige Serverprobleme nicht: Auch bei der Einführung des digitalen Führerscheins im Oktober 2022 kam es zu Anlaufschwierigkeiten und irreführenden Fehlermeldungen. Im Digitalisierungsstaatssekretariat widersprach man der Darstellung: Das Bundesrechenzentrum verzeichne derzeit keine Überlastung, und die Systeme laufen stabil, hieß es am Vormittag. Man untersuche aber die Beschwerden, wurde wenig später mitgeteilt. Am frühen Nachmittag folgte dann die Erklärung, dass es doch zu einer hohen Serverlast gekommen sei, das Problem aber, Stand Dienstag, 5. Dezember 2023, 13 Uhr, behoben sein soll. 21.000 Menschen sind schon erfolgreich umgestiegen, hieß es aus dem Digitlalisierungsstaatssekretariat.

Dabei sollte der Umstieg unter Normalbedingungen innerhalb einer Minute erledigt sein, wenn nicht gerade die Server unter dem Ansturm zusammenbrechen. Wenn auch Sie Ihr Glück versuchen wollen, können Sie dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung folgen. Alles Wissenswerte zur ID Austria können Sie in unserem Podcast "Thema des Tages" hören. (pez, 5.12.2023)