Großer Erfolg für den österreichischen Frauenfußball. Das Nationalteam konnte sich durch einen 2:1-Erfolg über Norwegen souverän mit Platz zwei in der Nations-League-Gruppe A2 halten und zählt nun, auf dem Papier zumindest, zu den acht besten Nationen in Europa. Und das in einer wahren Hammergruppe, waren doch alle drei Gruppengegnerinnen WM-Teilnehmerinnen im Sommer gewesen.

Machten uns die Herren mit ihren U21-Erfolgen und das A-Team mit EM-Qualifikation und dem Sieg gegen Deutschland schon viel Freude, rundeten die Frauen jetzt den goldenen Herbst des österreichischen Fußballs ab. Am Montag qualifizierte sich das U19-Team mit einem 6:0 über Island für die nächste U20-Weltmeisterschaft, und das A-Team schaffte den Klassenerhalt in der obersten Nations-League-Ebene.

Es kam, wie es kommen musste

Die Österreicherinnen begannen schwungvoll, liefen die Norwegerinnen hoch an und kamen nach knapp zehn Minuten zum Führungstreffer. Debütantin Lilli Purtscheller – die immer wieder durch starke Flankenläufe auffiel – setzte sich auf der rechten Seite sehenswert gegen ihre Gegenspielerin durch, ihre Flanke verwertete Eileen Campell nach tollem Laufweg ebenso sehenswert zum 1:0. Danach dominierten die Österreicherinnen das Spiel und kamen noch zu der einen oder anderen guten Möglichkeit, die aber stets etwas zu unpräzise oder überhastet ausgespielt wurde.

Ein völlig verändertes Kräfteverhältnis zeigte die zweite Halbzeit. Die Norwegerinnen wurden stärker und die Österreicherinnen hasenfüßiger. Man hatte es ja immerhin mit Pionierinnen des Frauenfußballs zu tun, mit dem zweimaligen Welt- und Europameister und mit Olympiasiegerinnen. Allerdings befindet sich die Mannschaft gegenwärtig im Umbruch, und die Österreicherinnen hatten gegen Norwegen die letzten drei Spiele nicht verloren. Darauf gründete sich die Hoffnung auch in diesem Spiel, ein Unentschieden würde für den Verbleib in der Gruppe A reichen.

Porträt, Zeichnung der Spielerin
Barbara Dunst bereitete das entscheidende 2:0 vor.
tschuttiheft.li/Judith Strieder

Die Norwegerinnen schnürten die Heimischen regelrecht ein, diese konnten nicht mehr für Entlastung sorgen. In dieser Phase stand den Österreicherinnen auch das Glück zu Seite. Diesbezüglicher Höhepunkt in der 87. Minute, als Marit Bratberg Lund einen Elfmeter über die Latte jagte. Manchmal kommt es dann doch so, wie es kommen muss. Ein Freistoß von Babsi Dunst aus dem rechten Halbfeld fand den Kopf der einzigen rot-weiß-roten Spielerin im Strafraum der Norwegerinnen, und Katharina Schiechtl erzielte mit einem traumhaften Kopfballheber das entscheidende 2:0 für Österreich. Der Anschlusstreffer der Norwegerinnen in Minute 95 war nur mehr Ergebniskosmetik. Mit Glück und Spucke brachte unser Team den knappen Heimsieg über die Spielzeit.

Wir gratulieren der österreichischen Frauschaft und dem Betreuerteam zu einer insgesamt sehr erfolgreichen Nations-League-Saison gegen Frankreich, Portugal und Norwegen und hoffen auf eine erfolgreiche EM-Quali nächstes Jahr, bei der wir aufgrund der guten Leistungen immerhin bei der Auslosung aus Topf zwei gezogen werden.

Abschließend wieder und wieder dieselbe Anmerkung: Wenn das Männernationalteam spielt, darf nicht einmal der hinterwäldlerischste Amateurverein ein Meisterschaftsspiel zeitgleich ansetzen. Bei den Frauen ist es vollkommen wurscht, dass zwei Bundesliganachtragsspiele zeitgleich stattfanden. Das ist keinesfalls die Wertschätzung für den erfolgreichen österreichischen Frauenfußball, von der die Herren der Bundesliga bei ihren Festreden immer labern. (Gerald Simon, 6.12.2023)