Im Februar 2024 ist ein Wochenende in Marbach bei Stuttgart geplant. Die Ausstellung "Lied und Literatur" im Museum des Literaturarchivs klingt ja wirklich interessant, und das Schiller-Geburtshaus in Marbach bietet auch immer wieder Neues. Aber der Anlass ist eigentlich egal, auf die Reise kommt es hier an.

Schillers Geburtshaus in Marbach
Schillers Geburtshaus in Marbach.
Wolfgang Ludwig

Also: Wie kommen wir nach Marbach? Am billigsten wäre das Auto, vor allem zu zweit. Von Wien nach Marbach sind es ca. sieben Stunden. Auf der Autobahn gibt es ein paar Baustellen, Raststopps kommen dazu, also rechnen wir mit acht Stunden für 650 Kilometer. Aber die Sache klingt anstrengend, vor allem für ein Wochenende, und Autofahren ist ja eh schlecht angeschrieben. Die Kosten sind allerdings attraktiv: Wenn man nur das Benzin alleine rechnet, ergeben sich 132,60 Euro. Wie man weiß, kostet der Kilometer eigentlich viel mehr. Bei Berechnung mit dem amtlichen Kilometergeld (0,42 €) liegt der Preis bei 546 Euro.

Mit der Bahn?

Railjet, ICE und S-Bahn brauchen sieben bis acht Stunden mit zwei- bis dreimal Umsteigen. Dazu kommen die übliche Verspätung bei der Deutschen Bahn (DB) und die Anreise zum Bahnhof, ergibt in Summe etwas mehr Zeit als mit dem Pkw. Und was kostet die Sache hin und zurück?

Fahrplanabfrage auf oebb.at: Umsteigeverbindungen zum Abgewöhnen
Fahrplanabfrage auf oebb.at: Umsteigeverbindungen zum Abgewöhnen.
Screenshot: ÖBB/Wolfgang Ludwig

Mit der (zuggebundenen) Sparschiene, die nur bei längerer Vorplanung zu ergattern ist, kostet das pro Person inklusive Platzreservierung hin und retour 106 Euro (Preise variieren, Abfrage 10.11.). Nehme ich den flexiblen Vollpreis mit Vorteilscard, kostet die Fahrt bereits 267,40 Euro (hin und retour, mit Reservierungen) pro Person. Hätte ich keine Vorteilskarte, würden wir 656 Euro für zwei für Hin- und Rückfahrt zahlen. Allerdings ist der Ticketkauf kompliziert, denn auf der ÖBB- und DB-Seite bekomme ich nur Tickets bis Stuttgart, die Weiterfahrt mit der S-Bahn muss ich (warum eigentlich?) vor Ort oder auf der Verkehrsverbund-Stuttgart-Seite kaufen. Fahrten in der ersten Klasse sind sowieso der pure Luxus.

Mit dem Flugzeug?

Und was ist mit einem Flug? Immerhin sind wir dann in einer Stunde Flugzeit in Stuttgart. Rechnen wir die Zeit für Anreise und Check-in zum bzw. am Flughafen Wien hinzu, also rund zwei Stunden, und die Zeit, bis wir vom Flughafen Stuttgart raus sind und mit der S-Bahn nach Marbach kommen, dann dauert es insgesamt rund viereinhalb Stunden. Wählen wir den Eco-classic-Tarif (mit Gepäck und Umbuchungsmöglichkeit bei AUA), zahlen wir zum gewünschten Datum (Abfrage 10.11.) 202 Euro (Hin- und Rückflug pro Person), die S-Bahn kommt dazu: Macht für zwei Personen 444 Euro.

Mit dem Flugzeug geht's am schnellsten, ist aber nicht unbedingt billiger.
Mit dem Flugzeug geht’s am schnellsten, ist aber nicht unbedingt billiger.
IMAGO/Norbert Neetz

Fazit: Die Reise mit dem Pkw ist schnell und unschlagbar preisgünstig, wenn man nur das Benzin berechnet, allerdings bei einem beachtlichen CO2-Ausstoß. Tatsächlich werden die CO2-Werte für die Verkehrsmittel bei unterschiedlichen Rechnern unterschiedlich angegeben und sind nicht wirklich nachvollziehbar. E-Autos wurden wegen der unübersichtlichen Ladetarife nicht berücksichtigt.

An zweiter Stelle kommt die Bahn mit Sparschiene (nicht immer verfügbar). Bei der Bahn muss man zwei- bis dreimal umsteigen, wobei ein Umstieg auf die S-Bahn in Stuttgart unvermeidlich ist. Das Tarifsystem ist äußerst kompliziert. Unerklärlich ist auch, warum man die S-Bahn Stuttgart-Marbach nicht im selben Ticket mitbuchen kann. Bahnreisen zum Vollpreis oder in der ersten Klasse sind ziemlich teuer, Besitzer von Klimatickets bezahlen nur den deutschen Preisanteil. Umsteigen bleibt einem aber nicht erspart. An dritter Stelle des Preisrankings folgt der Flug zum Eco-Classic-Tarif (es gibt aber noch viele andere Tarife).

Doch mit dem Auto?

Wer mit der Bahn ins Ausland fahren möchte, muss sich mit verschiedenen Tarifen und häufigem Umsteigen auseinandersetzen.
Wer mit der Bahn ins Ausland fahren möchte, muss sich mit verschiedenen Tarifen und häufigem Umsteigen auseinandersetzen.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wer die verschiedenen Tarife unübersichtlich findet, hat völlig recht. Kaum ein Reisender wird sich für eine geplante Fahrt einen derartigen Vergleich antun und lieber gleich das bequeme Auto wählen. Keine Frage, in Bezug auf Schadstoffausstoß ist die Bahn die optimale Lösung. Aber es gibt ja doch viele preisorientierte Menschen oder Gelegenheitsfahrer, die keine Vorteilscard besitzen. Da ist eindeutig das Auto die beste Variante, besonders wenn mehr als eine Person unterwegs sind. Die oft beworbenen Sparschienen sind für den Wunschzug schwer zu bekommen und außerdem völlig unflexibel. Reist man nicht, egal aus welchem Grund, ist das Geld weg.

Für Vielfahrer ist das Klimaticket, das jetzt auch digital erhältlich ist, eine günstige Variante. Das gibt es um 1095 Euro, bestimmte Personengruppen zahlen weniger. Achtzehnjährige bekommen es ab 2024 einmalig zum Schnuppern sogar gratis. Allerdings gilt das Klimaticket nur in Österreich. Was in diesem Zusammenhang auch interessant ist: Ab 2024 entfällt die Auslandsermäßigung mit der Vorteilscard. Laut ÖBB wird die grenzüberschreitende Ermäßigung "von den anderen Bahnen nicht mehr angeboten" und ist daher im Dezember 2023 ausgelaufen. (Wolfgang Ludwig, 7.12.2023)