Wonka
Timothée Chalamet tanzt sich als Willy Wonka zum Erfolg: Aus dem jungen, mittellosen Erfinder soll später ein schwerreicher Süßigkeitenmogul werden.
Warner Bros.

Als sich der junge Willy Wonka vom Schiffsmast ins London der Vorkriegszeit schwingt, ist Schokolade dort noch gutbürgerlicher Luxus. Spoilerwarnung: So soll es nicht weitergehen. Klebrige Kakaomasse für alle!

Wonka ist der neue Vorweihnachtsstreich von Regisseur Paul King und Drehbuchautor Simon Farnaby, glattgebügelt und zuckersüß singt sich Willy Wonka darin durch beschwingte Musicalnummern. Wie wurde aus dem erfinderischen Amateurzauberer der exzentrische Kakaokönig in Roald Dahls Charlie und die Schokoladefabrik?

Träumerische Geschichte

Das hat sich das Erfolgsduo, bestehend aus King und Farnaby, gefragt und eine träumerische Geschichte aus Wonkas berühmtem braunen Zylinder gezaubert. Wie zuvor bei ihrer Zusammenarbeit bei Paddington gelingt ihnen auch diesmal ein bunter, fantasievoller und vor allem harmloser Film für verschneite Nachmittage. Und wer sollte den charismatischen Buben-Wonka besser verkörpern können als Hollywoods aktuellster Prince-Charming-Verschnitt, Timothée Chalamet?

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Nach sieben Jahren auf hoher See legt dieser in der Stadt an, fest überzeugt, aus den Rezepten seiner Mutter – Sally Hawkins in einer Gastrolle – ein Imperium aufzubauen. Dabei immer in der Tasche: seine erste Tafel Schokolade, versehen mit dem geschwungenen "Wonka"-Schriftzug, der später einmal all seine Süßigkeitenverpackungen zieren soll.

Dass dem Tagträumer bald felsengroße Steine in den Weg gelegt werden, ist fast klar. Olivia Colman und Tom Davis spielen ein verschlagenes Paar im Sweeney Todd-Verschnitt, das Willy Wonka zu Beginn des Films übers Ohr haut und mit unbezahlbar hohen Schulden zu jahrzehntelangem Arbeitsdienst verdonnert. Da sich Letzterer das natürlich nicht gefallen lässt, kommt Hilfe von dem schlauen Waisenmädchen Noodle (Calah Lane) gerade recht.

Pikierte Chocolatiers und ein korrupter Kleriker

Auch andere Charaktere aus dem Rollenfach helfen Wonka, seinen Traum auf Kakaobasis zu verwirklichen: Ein behäbiger Buchhalter, eine wortkarge Telefonistin, eine beherzte Installateurin und ein witzbefreiter Komiker rühren für ihn im Schokotopf. Für Lacher sorgt vor allem das "Schokoladen-Kartell", bestehend aus den pikierten Chocolatiers Fickelgruber, Slugworth und Prodnose, die mit feiner, aber unkreativer Milchschokolade den örtlichen Polizeichef und einen korrupten Kleriker (Rowan Atkinson als selige Naschkatze!) bestechen.

Wonka stellt schließlich eine ernste Bedrohung für die überteuerten Kreationen der ortsansässigen Herren dar, immerhin will Ersterer seine Süßigkeiten zu einem – schluck – leistbaren Preis anbieten. Der Konflikt spitzt sich zu bis zum dramatischen Höhepunkt: Tod durch Schokolade!

Wonka
Hugh Grant als Oompa Loompa.
Warner Bros.

Als Kirsche auf der Sahnetorte schleicht sich etwa zur Hälfte des Films Hugh Grant als Oompa Loompa in Willy Wonkas Schlafzimmer: Knapp 30 Zentimeter groß, mit orangenem Teint, grünen Locken und Puffhosen à la Schweizer Garde verfolgt er den Erfinder, um ihm seine Kreationen abzuknöpfen.

Konfliktfreie Hochglanzpolitur

Mit Wonka gelingt ein Musicalspaß für die ganze Familie, Produzent David Heyman (Harry Potter, Barbie) verpasst dem Film eine konfliktfreie Hochglanzpolitur, die zu der harmlosen Feel-good-Geschichte passt. Eine kleine Schwäche ist der Hauptcharakter selbst: Anders als seinen Vorgängern Gene Wilder und Johnny Depp kommt Chalamet das zweischneidige, manchmal gar hinterlistige Lächeln seines Charakters nicht über die Lippen. Die biestige, dahleske Grausamkeit fehlt dem Hauptcharakter im Film gänzlich, stattdessen herrscht Weihnachtsfrieden: Willy Wonka ist einfach richtig nett. (Caroline Schluge, 7.12.2023)