Bild zeigt eine junge Person, die ein Smartphone verwendet.
RCS versteht sich als Standard für zeitgemäße multimediale Kommunikation unter Nutzerinnen und Nutzern.
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Der geistige Nachfolger der SMS kommt wieder ordentlich in Schwung. Das liegt vor allem daran, dass RCS in Kürze auch von Apple-Geräten unterstützt wird. Trotz offensichtlicher Vorteile und Verbesserungen, die die Rich Communication Services, so der volle Wortlaut, mit sich bringen, sorgt der Standard immer noch für Unklarheiten. Nutzerinnen und Nutzer stellen sich Fragen zur Kompatibilität mit Geräten oder Betriebssystemen, wie es mit der Sicherheit bei RCS aussieht, und nicht zuletzt auch, ob der Standard Auswirkungen auf die Telefonrechnung haben könnte.

In dieser Übersicht beantworten wir die häufigsten Fragen zu RCS: von den grundlegenden Unterschieden zwischen RCS und SMS über die Vorteile, die es den Nutzern bieten kann, bis hin zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Privatsphäre sowie der zukünftigen Anbindung an das Ökosystem von Apple.

Frage: Was ist RCS, und wie unterscheidet es sich von SMS?

Antwort: RCS steht für "Rich Communication Services", stellt eine erhebliche Weiterentwicklung der traditionellen SMS dar und zielt darauf ab, die mobile Kommunikation zu modernisieren. Ein wesentlicher Unterschied zwischen RCS und SMS liegt in der Art und Weise, wie Nachrichten übertragen werden. Während SMS-Nachrichten über Signalisierungssysteme der Mobilfunknetze gesendet werden, nutzt RCS eine Internetverbindung, was die Übertragung größerer Datenmengen und eine breitere Palette an Kommunikationsoptionen ermöglicht.

Das bedeutet, dass RCS-Nutzer von einer reichhaltigeren und interaktiveren Kommunikationserfahrung profitieren können, die über den einfachen Textaustausch hinausgeht. Allerdings setzt dieser Umstand aber auch voraus, dass sowohl der Sender als auch der Empfänger über Geräte verfügen und sich in Netzen befinden, die RCS unterstützen.

Frage: Was bringt mir RCS überhaupt?

Antwort: Im Gegensatz zur herkömmlichen SMS, die auf einfache Textnachrichten und begrenzte Multimedia-Funktionen beschränkt ist, ermöglicht RCS den Versand von hochauflösenden Fotos und Videos, bietet bessere Gruppenchat-Funktionen und unterstützt Lesebestätigungen sowie die Anzeige, wenn jemand auf eine Nachricht antwortet. Diese Funktionen bringen RCS näher an die Funktionalität von modernerer Messaging-Apps wie Whatsapp oder Telegram, wobei es gleichzeitig die universelle Zugänglichkeit und Zuverlässigkeit von SMS beibehält. Extra für Messages hat Google darüber hinaus sieben neue Funktionen vorgestellt.

Frage: Warum spielt Google bei RCS eine besondere Rolle?

Antwort: Ursprünglich wurde RCS von einer Gruppe von Mobilfunkbetreibern unter der Leitung der GSM Association (GSMA), einer Industrievereinigung für Mobilfunkbetreiber, entwickelt. Sie initiierte das Projekt im Jahr 2007 und formulierte das Ziel, einen neuen Standard zu schaffen, der über herkömmliche SMS hinausgehen und Funktionen bieten soll, die mit denen modernerer Messaging-Apps vergleichbar sind.

Google schaltete sich aktiv in die RCS-Entwicklung ein, indem das Unternehmen im Herbst 2015 den RCS-Anbieter Jibe Mobile übernahm. Mit dieser Akquisition signalisierte Google sein starkes Interesse an der SMS-Nachfolge und begann, sich intensiv für die Förderung und Implementierung des Standards einzusetzen. Mit der Übernahme von Jibe Mobile verfügt Google über die notwendige Technologie und Expertise und konnte so eine zentrale Rolle in der RCS-Landschaft einnehmen.

Durch diesen Schritt begann Google auch, RCS in sein Android-Betriebssystem zu verankern. Bis heute spielt Google eine Schlüsselrolle bei der Standardisierung von RCS und bei der Überwindung einiger der größten Herausforderungen, wie der Fragmentierung und der Kompatibilität zwischen verschiedenen Geräten und Netzwerken. Sein Eingreifen kann daher durchaus als Wendepunkt für RCS bezeichnet werden, da es dem Standard mehr Sichtbarkeit und Unterstützung verliehen hat.

In dieser Zeit hat Google auch maßgebliche technische Beiträge zur Weiterentwicklung des RCS-Standards geleistet. Das Unternehmen hat nicht nur in die Infrastruktur und in die erforderlichen Backend-Systeme investiert. Google hat auch Funktionen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in RCS-Gesprächen eingeführt, was die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer im Vergleich zu SMS erhöht und RCS über eine modernere Gestaltung der Kommunikation hinaus mehr Sinn verleiht.

Frage: Ist RCS überhaupt sicher?

Antwort: Tendenziell ja, eine klare Anwort gibt es auf diese Frage aber nicht. Fest steht, dass RCS in Bezug auf Sicherheit und Privatsphäre im Vergleich zur traditionellen SMS fortschrittlichere Sicherheitsprotokolle nutzt und die Gefahr des Abfangens von Nachrichten somit erheblich reduziert wird. Der ursprüngliche Standard der GSMA sieht allerdings keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vor, weshalb Nachrichten von Dritten theoretisch eingesehen werden können, die sich Zugriff auf den Übertragungsweg verschaffen.

Ein wenig anders sieht es bei der Implementation von RCS durch Google aus. Google erweitert den Standard sehr wohl um eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und ermöglicht somit einen Sicherheitsstandard auf Augenhöhe mit vergleichbaren Messenger-Apps. Ein Maximum an Privatsphäre darf man sich dabei allerdings auch nicht erwarten. Google selbst merkt an, dass Informationen wie Telefonnummer, Gerätekennung und SIM-Kartennummer einen Monat lang gespeichert werden, um sicherzustellen, dass Nachrichten ordnungsgemäß zugestellt werden können. Sind RCS-Chats aktiviert, überprüft Google beim Senden einer Nachricht jedes Mal die Kontakte, um festzustellen, ob diese ebenfalls RCS-Chats verwenden können. Diese Überprüfungen können über Googles Backend und andere Dienstanbieter erfolgen.

Frage: Welche Geräte und Betriebssysteme unterstützen RCS?

Antwort: Noch ist die Unterstützung für RCS hauptsächlich auf Android-Geräte ab Version 5.0 beschränkt. Viele moderne Android-Smartphones unterstützen also RCS bereits nativ oder können diese Funktion durch ein Software-Update erhalten und ermöglichen eine Aktivierung spätestens in den Einstellungen des Smartphones. Für Apple- und somit iOS-Nutzer gibt es derzeit noch keine native Unterstützung für RCS, sie folgt erst ab 2024, dazu weiter unten aber noch mehr.

Die Verfügbarkeit von RCS nach dem GSMA-Standard ist nicht immer eine Frage der Gerätekompatibilität, sondern kann auch von den Mobilfunkanbietern abhängen. Da die ursprüngliche Version auf deren Netzwerkinfrastruktur angewiesen ist, kann die Verfügbarkeit und Funktionalität von RCS global gesehen je nach Region und Anbieter immer noch variieren. RCS in Österreich unterstützen zunächst die Mobilfunkbetreiber A1 und Magenta, letzterer auch RBM (Rich Business Messaging) - das ermöglicht Unternehmen direkte Interaktion mit Kundinnen und Kunden. Drei hatte nie eine eigene Infrastruktur für RCS, bietet RCS mittlerweile als OTT-Dienst für seine Kundinnen und Kunden an, wie es auf Anfrage des STANDARD heißt. Anbieter Spusu habe noch keine Entscheidung getroffen, und unterstützt RCS derzeit jedenfalls nicht. Sobald Google im Spiel ist, spielt das mittlerweile aber ohnehin eine untergeordnete Rolle, weil RCS in dem Fall über die Server von Google läuft und derzeit somit neben einem kompatiblen Android-Smartphone lediglich eine intakte Internetverbindung notwendig ist.

Frage: Wie wirkt sich RCS auf die Kosten meiner Mobilfunkrechnung aus?

Antwort: Da RCS-Nachrichten über eine Datenverbindung gesendet werden, bedeutet das, dass sie zu einem Teil des Datenverbrauchs der Nutzerinnen und Nutzer gehören. Dementsprechend sollte das für Nutzer mit einer unbegrenzten Datenflatrate keine zusätzlichen Kosten verursachen, kann aber für diejenigen mit begrenzten Datenpaketen im Tarif zusätzliche Gebühren bedeuten. Höhere Datenkosten sind insbesondere beim Roaming zu berücksichtigen, wenn RCS-Nachrichten versendet oder empfangen werden.

Im Vergleich dazu sind die Kosten für traditionelle SMS oft immer noch in den Mobilfunktarifen enthalten oder werden zu festen, meist sehr geringen Kosten pro Nachricht abgerechnet. Dies macht RCS in bestimmten Szenarien potenziell teurer, insbesondere wenn häufig hochauflösende Multimedia-Inhalte gesendet werden. Ein Tipp an dieser Stelle, der generell nicht schadet: Je besser man über seine Tarifdetails Bescheid weiß, desto eher lassen sich möglicherweise unerwartete Kosten vermeiden.

Frage: Benötige ich eine spezielle App, um RCS zu nutzen?

Antwort: Ob eine spezielle App für die Nutzung von RCS erforderlich ist, hängt vom Gerät und der Region ab, in der man sich befindet. Viele neuere Android-Geräte haben RCS-Funktionen bereits in ihre standardmäßige Messaging-App (= Google Messages) integriert, sodass keine zusätzliche Installation erforderlich ist. In diesem Fall wird RCS automatisch aktiviert, und die Messaging-App wechselt nahtlos zwischen SMS und RCS, je nach Verfügbarkeit und Einstellungen.

In einigen Fällen, insbesondere bei älteren Geräten oder wenn der Mobilfunkanbieter eine spezielle Implementierung von RCS verwendet, kann es jedoch notwendig sein, eine separate App herunterzuladen und zu installieren. Diese Apps sind oft direkt von den Mobilfunkanbietern oder als Drittanbieter-Anwendungen verfügbar. Dabei ist natürlich zu beachten, dass die Benutzererfahrung und die verfügbaren Funktionen von App zu App variieren können.

Frage: Ist RCS zu SMS kompatibel?

Antwort: RCS wurde mit Blick auf die Kompatibilität mit dem traditionellen SMS-System entwickelt, um eine nahtlose Kommunikation sicherzustellen. Wenn ein RCS-Nutzer eine Nachricht an einen Kontakt sendet, der RCS nicht unterstützt, wird die Nachricht automatisch als SMS gesendet. Dies stellt sicher, dass die Kommunikation auch mit Kontakten möglich ist, die kein RCS-fähiges Gerät oder Netzwerk haben. Diese Rückwärtskompatibilität ist ein Schlüsselelement von RCS und soll gewährleisten, dass Nachrichten immer zugestellt werden können – unabhängig von der Technologie, die der Empfänger verwendet.

Frage: Wie wird der RCS-Support für Apple-User und iMessage aussehen?

Antwort: Wie seit kurzem bekannt ist, soll RCS ab 2024 für iMessage eingeführt werden. Was die Implementierung von RCS bei Apple konkret umfassen wird, ist noch nicht bekannt. Zu den Funktionen, die durch iMessage nutzbar sein werden, sollen Lesebestätigungen, der Schreibstatus der Nutzerinnen und Nutzer, der Versand von hochauflösenden Bildern und Videos sowie die Möglichkeit, den Standort zu teilen, gehören.

Apple plant, mit den Mitgliedern der GSMA an weiteren Verbesserungen des RCS-Protokolls zu arbeiten, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit und Verschlüsselung von RCS-Nachrichten. Es wurde auch angedeutet, dass Apple keine proprietäre Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf RCS anwenden wird, sondern sich auf die Verbesserung des RCS-Standards selbst konzentrieren möchte. Finale Spezifikationen werden allerdings erst bekanntgegeben. (bbr, 11.12.2023)