Akademiker und die anderen. So war das früher. Mit der Expansion tertiärer Bildung in der Ära Kreisky, auch beschleunigt von der Gründung der Fachhochschulen und dem Bologna-Regime in Europa, hat sich die Schärfe einer solchen Distinktion verwischt. Die Chancenungleichheit hat sich abgemildert. Aktuell bescheinigt die Pisa-Studie Österreich allerdings immer noch eine beschämend überdurchschnittlich vererbte Bildung.

Klassenzimmer
Vererbte Bildung: Ein Raub an Zukunftschancen für junge Menschen mit weniger Geburtsglück.
dpa / Silas Stein

Das ist ein Problem für die Gesellschaft und für den Standort, das ist ein Raub an Zukunftschancen für junge Menschen mit weniger Geburtsglück. Bildungsklassismus schadet letztlich allen. Bildungspolitiker werden dafür zu Recht gescholten.

Nicht wer will, sondern wer kann

Aber was tun Unternehmen? Welche Jobs sind ohne erforderlichen akademischen Abschluss ausgeschrieben? Welche ohne Lehrabschluss? Genau. Das ist ein ewig vorgeformter Flaschenhals im Recruiting. Wir leisten ihn uns weiter, obwohl zigtausend Menschen allerorts in der Arbeitswelt fehlen. Gesucht werden sie vorgeformt. Möglichst umfassend vorgebildet. Gesucht wird nicht, wer will, sondern wer vermeintlich kann.

Natürlich kann nicht jede Firma eine aufwendige interne Bildungsakademie einrichten. Aber ein paar Stellen mit Menschen besetzen, die in einer Ausschreibung mit "Bei uns lernst du, was du in einem guten Job können musst", angesprochen werden – das geht. Wenn man möchte. Inklusiv und divers. (Karin Bauer, 11.12.2023)