"David Bowie, Enid Blyton and the Sun Machine" heißen die 260 Seiten, auf denen Nicholas Royle das Geheimnis um eine Affäre seiner Großmutter mit Enid Blyton gelüftet haben will.
Manchester University Press

Die besten Geschichten schreibt das Leben – oder könnte das Leben geschrieben haben. Dass Kinderbuchautorin Enid Blyton in ihrem Leben (1897–1967) auch lesbische Geliebte hatte, ist keine der Forschung unbekannte Information. Dass die Schöpferin von Klassikern wie "Fünf Freunde" und "Hanni und Nanni" aber eine Affäre ausgerechnet mit der Großmutter eines Literaturwissenschafters gehabt haben soll, wäre eine charmante Volte.

Genau das behauptet der an der Universität Sussex tätige Professor Nicholas Royle (66) jedenfalls in seinem Ende November erschienenen Buch "David Bowie, Enid Blyton and the Sun Machine". Seine Mutter hätte ihm vor langer Zeit erzählt, seine Großmutter hätte einst eine Affäre mit Blyton gehabt, erzählt Royle in dem Bändchen mit der etwas beliebig erscheinenden Personalauswahl. An beiden Figuren und deren Werk hängt er Überlegungen etwa zur Kunst auf.

Tagebücher vernichtet

Was dafür spricht? Lola Onslow, so der Name der Großmutter, und Blyton kannten einander, hatte die Illustratorin doch Anfang der 1920er-Jahre für ein Buch mit der Autorin zusammengearbeitet. Recherchen Royles zufolge hielten die beiden Frauen sich zudem gleichzeitig in London auf. Bessere Belege für seine Behauptung und eine genauere Datierung jener Affäre vermag er jedoch nicht zu geben. Er selbst hat seine Großmutter nie getroffen, wie Royles der "Times" gegenüber nun bedauernd bekanntgab, und seine Mutter habe er nicht weiter nach Details gefragt.

Als Blyton 1968 starb, hatte sie eine unglückliche Ehe mit Major Hugh Pollock ab 1924 hinter sich und erlebte ab 1943 eine glückliche mit Kenneth Waters. Der verbrannte nach ihrem Tod ihre Tagebücher. So speist sich das Bild zum intimsten Privatleben der Autorin heute wesentlich aus den Aussagen anderer. Bereits 2009 berichtete etwa Ida Crowe, die Blyton 1942 den Mann ausgespannt hatte, in dem Buch "Starlight", Blyton hätte während der Ehe mit Hughes Affären u. a. mit einer Frau gehabt. Die Bestsellerautorin Blyton indes soll bis heute rund 600 Millionen Bücher verkauft haben. (red, 11.12.2023)