Harvard-Präsidentin Claudine Gay.
Harvard-Präsidentin Claudine Gay.
REUTERS/BRIAN SNYDER

Die Präsidentin der Harvard-Universität, Claudine Gay, wird trotz Kritik an ihren Aussagen vor dem Kongress vergangene Woche ihren Posten behalten. Das gab die US-Eliteuniversität am Dienstag bekannt. Gay hatte auf die Frage, ob Studierende, die zum Genozid an Juden aufriefen, disziplinarisch belangt werden, darauf verwiesen, dass es auf den Kontext ankomme. Später entschuldigte sie sich.

"Unsere ausführlichen Beratungen bestätigen unser Vertrauen, dass Präsidentin Gay die richtige Führungsperson ist, um unserer Gemeinschaft bei der Heilung zu helfen und die sehr ernsten gesellschaftlichen Probleme anzugehen, mit denen wir konfrontiert sind", hieß es am Dienstag von der Harvard Corporation, dem höchsten Gremium der Universität. In einem Brief vom Wochenende hatten sich 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter sie gestellt.

Penn-Präsidentin Elizabeth Magill zurückgetreten

Gay war vergangene Woche gemeinsam mit den Präsidentinnen der Universität von Pennsylvania und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu einer Anhörung im US-Kongress vorgeladen worden. Hintergrund waren antisemitische und islamophobe Vorfälle an den Einrichtungen seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober – die auch alle drei Präsidentinnen einräumten. Sie verteidigten sich aber gegen den Vorwurf, nicht genug gegen Antisemitismus auf dem Campus zu tun.

Liz Magill, die Präsidentin der University of Pennsylvania, hat nach der Kritik persönliche Konsequenzen gezogen und trat am Samstag zurück. Fachleute argumentieren, die Präsidentinnen hätten angesichts der Meinungsfreiheit in den USA und der Wahrheitspflicht im Ausschuss kaum eine Möglichkeit gehabt, die Frage anders zu beantworten. Scott Bok, Vorsitzender des Kuratoriums der University of Pennsylvania, räumte am Wochenende ein, Magill habe "eine juristische Antwort auf eine moralische Frage gegeben, und das war falsch". (red, APA, 12.12.2023)