Das Ladecase ist größer als das anderer In-Ear-Kopfhörer. Das liegt auch daran, dass das Design der Pulse Explore sehr eigenwillig ausgefallen ist.
Sony Pulse Explore

Während auf der Straße mittlerweile fast ausschließlich In-Ear-Kopfhörer getragen werden, sitzt man vor dem PC und vor allem vor der Konsole noch immer primär mit Over-Ear-Modellen. Sony will das mit den Pulse Explore jetzt ändern. Im schicken Playstation-Design und mit sehr gutem Klang will man eine Alternative zu den globigen Hardware-Brüdern bieten. Ein Versuch, der sehr gut gelungen ist, auch für Nicht-Gamer.

Vielseitig einsetzbar

Beim ersten Aufschieben des etwas klobig wirkenden Ladecases wundert man sich zunächst über das etwas ungewohnte Design der Sony Kopfhörer. Größer als vergleichbare Hardware, egal ob von JBL, Samsung oder Apple, fummelt man die Pulse Explore erstmals in die eigenen Ohren. Während bei den meisten Kopfhörern sofort eindeutig zu erknnen ist, wie man sie einzusetzen hat, ist das bei den Sony-In-Ears nicht ganz so klar. Hat man den Dreh aber einmal raus, sitzen die Pulse Explore ganz gut in den Ohren. Vier Paar alternative Gummi-Aufsätze sorgen dafür, dass für jeden Hörkanal das Passende dabei ist.

Aber wo kann man die Pulse Explore denn jetzt eigentlich einsetzen? Sind sie etwa Playstation exklusiv? Nein, natürlich nicht. So schlau ist Sony schon, dass man die Zielgruppe für 200-Euro-Kopfhörer möglichst nicht einschränkt. Sehr gut nutzbar sind sie sowohl mit der Playstation 5 als auch mit dem kürzlich erschienenen Playstation Portal Handheld. Windows-PCs oder Macs lassen sich aber ebenso gut via Bluetooth verbinden wie das eigene Smartphone.

Beigelegt ist ein Link-USB-Adapter, der etwa für die Nutzung mit Playstation 5 oder Nintendo Switch nötig ist. Der neue Sony-Standard soll Latenzen im Vergleich zu Bluetooth verringern.

 PULSE Explore Wireless-Ohrhörer
Ob das Design hübsch ist, muss wohl jeder selbst für sich beurteilen. Der Klang der Pulse Explore ist in jedem Fall beeindruckend.
Sony

Eine Stärke, der Klang

Aber wie klingen denn die kleinen Stöpsel in Schwarz-Weiß? Tatsächlich brauchen sich die Pulse Explore in Sachen Sound nicht von Sonys Flaggschiff WF-1000XM5 zu verstecken. Natürlich klingen die Over-Ear-Modelle voller, und auch der Bass lässt mehr den Brustkorb vibrieren, doch klingen die Pulse Explore dafür klarer im Sound, was beispielsweise die Stimmen in Podcasts noch besser hervorhebt.

Sony erklärt diese Qualität mit den verbauten "Planar Magnetic Drivers" (magnetische Planar-Treiber). Diese sonst nur in High-End-Geräten verbaute Sonderform wurde unter anderem von der Firma Audeze populär gemacht, die Sony erst im August akquiriert hatten. So macht das Musikhören genauso viel Spaß, wie aufregende Action-Kracher auf der Playstation zu spielen. Auch Spiele, die eine Orientierung im Raum verlangen, beispielsweise der Shooter "Rainbow Six Siege", funktionieren mit den Pulse Explore sehr gut. Alle Spiele, die Sonys 3D Audio unterstützen, etwa "Spider-Man 2" oder auch "The Last of Us 2", klingen noch einmal aufregender und raumfüllender. Mit der Verwendung des beigelegten Link-USB-Adapters, den man in die Playstation oder auch den PC steckt, soll - wie bereits erwähnt - die Latenz auf ein Minimum reduziert werden. Tatsächlich ist der aktuelle Bluetooth-Standard so gut, dass bei kaum einer Anwendung störende Latenzen zu bemerken sind. Hier fragt man sich, aus welchen Gründen Sony hier auf ein eigenes Pferd setzen will.

Angenehm ist, dass auch bei längeren Sessions der Komfort der Kopfhörer stimmt. Während Over-Ear-Modelle oftmals schon nach einer Stunde an gewissen Stellen zu drücken beginnen, außer sie sind besonders gepolstert, stellt sich dieser Effekt bei den Pulse Explore logischerweise nicht ein. Apropos längeren Sessions: Pro Aufladung kann man mit etwa fünf Stunden Akkulaufdauer rechnen. Im Case verstecken sich noch einmal etwa zwei volle Ladungen, was bedeutet, dass man alle 15 Spielstunden an den Stromstecker muss.

Sony Pulse Explore
Das Design erinnert an die Playstation, kompatibel sind die In-Ears aber auch mit anderen Geräten.
Sony

Manche Features fehlen

Wenn man die Kopfhörer schon für so viele Geräte verwenden kann, dann ist es auch praktisch, zumindest zwei davon parallel aktiviert zu haben. Dank Dual-Device-Connectivity kann man beispielsweise die Playstation und das eigene Smartphone gleichzeitig verbunden haben. Die Verbindung klappt, egal mit welchem Device, praktischerweise sehr unkompliziert mit der Paring-Taste, die man kurz gedrückt halten muss, um in der Bluetooth-Suche des jeweiligen Geräts aufzutauchen.

Den eigenen Link-Standard kann man nur mit Adapter nutzen, den man dann in den PC oder die PS5 steckt. Ohne Adapter kann man sich mit der Playstation Portal verbinden. Das ist deshalb außergewöhnlich, da der Handheld sich nicht mit handelsüblichen Bluetooth-Kopfhörern verbinden lässt, was vor allem im Vorfeld des Erscheinens für Wirbel gesorgt hat. Mit den Pulse Explore hat man dieses Problem nicht, weshalb vor allem für Portal-Besitzer die Kopfhörer mit Sicherheit einen Extrablick wert sind.

Wer glaubt, er bekommt für den Preis auch aktives Noise-Cancelling (ANC), der irrt leider. Auch die automatische Erkennung, wenn man die Kopfhörer aus den Ohren nimmt, die viele Modelle in dieser Preiskategorie haben, bieten die Pulse Explore nicht. Auch sonstige Komfort-Features, die manche von uns sicher schon gewohnt sind, fehlen. Eine dazupassende App, mit der man Feineinstellungen am Ton vornehmen kann, oder auch die Möglichkeit, Songs zu überspringen. Zumindest die Lautstärke kann direkt an den In-Ears verändert werden, allerdings auch nur mit den Playstation-Konsolen.

Für Telefonanrufe oder Video-Calls sind die Kopfhörer in jedem Fall gut geeignet, hat der Autor dieser Zeilen zumindest von den Gesprächspartnerinnen zu hören bekommen. Hilfreich, weil man ja auch als Gamer gelegentlich in Sprachchats ist und man dort auch gut gehört werden will.

Die Pulse-Explore-Wireless-Ohrhörer sind ab sofort für 219,99 Euro im Handel erhältlich. Der Playstation-Link-USB-Adapter ist für 24,99 Euro zu bekommen.

Sony Pulse Explore
Dank unterschiedlicher Aufsätze sollten die Pulse Explore in jedes Ohr passen.
Sony

Fazit

Über 200 Euro für In-Ear-Kopfhörer verlangen, die weder ANC noch andere Komfortfeatures mitbringen? Für Leute ohne Playstation oder Portal im eigenen Haushalt würde ich tatsächlich zu anderen Modellen dieser Art greifen. Sogar Airpods bekommt man mittlerweile günstiger. Für Gamer sieht die Geschichte etwas anders aus. Mit der Playstation 5 lassen sich nur die wenigsten Bluetooth-Kopfhörer verbinden. Wer dann auch noch den neuen Playstation-Handheld Portal zuhause hat, der findet mit den Pulse Explore ein soundtechnisch exzellentes Paar Kopfhörer, das zudem eine gute Laufzeit mitbringt und auch von der Sprachqualität mehr als überzeugen kann. (Alexander Amon, 16.12.2023)