Für die einen ist es ein nützliches Feature, für die anderen der pure Datenschutzalbtraum: Googles "Standortverlauf" zeichnet haarklein auf, wo die Nutzerinnen und Nutzer so unterwegs waren. In Google Maps kann dann – je nach Einstellung – noch Jahre später nachgesehen werden, was man an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit so getrieben hat.

Für manche ein Schock

Angesichts der Sensibilität dieses Themas ist wenig überraschend, dass die besagte Location-History über die Jahre immer wieder für Aufregung gesorgt hat. Immerhin kann es schon erschrecken, wenn man irgendwann unbedacht diesem Feature zugestimmt hat und dann später die eigenen Wege haarklein in den Untiefen von Google Maps nachgezeichnet findet.

Der Standortverlauf ist seit Jahren eine der umstrittensten Funktionen von Google Maps.
REUTERS

Ebenfalls nicht hilfreich war, dass Googles Formulierung zu diesen Features so unscharf war, dass viele dachten, es handle sich um die zentrale Einstellung für die Erfassung von Standortdaten in sämtlichen Google-Diensten. Dass dem nicht so ist, hat dem Unternehmen über die Jahre eine Fülle von Klagen und Millionenstrafen eingebracht.

Geofence-Anfragen sind ein Problem

Vor allem aber hat dieser Datenschatz in den vergangenen Jahren zunehmend die Begehrlichkeiten von Behörden geweckt. Gerade in den USA hat die Zahl von "Geofence"-Anfragen an Tech-Unternehmen – und dabei im speziellen Google – immer stärker zugenommen. Dabei werden die jeweiligen Firmen dazu gezwungen, Informationen zu allen Geräten herauszugeben, die sich zu einem gewissen Zeitpunkt in einem gewissen Bereich befunden haben. Der "Standortverlauf" ist aufgrund seiner detaillierten Erfassung da natürlich ein gefundenes Fressen, allein von US-Behörden soll Google jedes Jahr derartige Anfragen im fünfstelligen Bereich erhalten.

Die Location-History in ihrer alten Form ist am Ende

Nun bereitet Google dem ein Ende. In einem Blogposting kündigt das Unternehmen eine grundlegende Neuausrichtung der Location-History an. Künftig sollen diese Daten nur mehr direkt am eigenen Smartphone gespeichert werden, eine Cloud-Speicherung in der bisherigen Form wird es also nicht mehr geben. Was das Unternehmen nicht ausspricht: Damit kann man zumindest diese Standortdaten auch nicht mehr auf Anfragen hin herausgeben, weil man sie einfach nicht hat.

Google Location History Neu
Die neue Location-History speichert die Daten von Haus aus nur am Gerät, optional gibt es einen Ende-zu-Ende-verschlüsselte Backup-Funktion.
Google

Aus einer Privatsphärenperspektive ist das also ein durchaus signifikanter Gewinn, manche, die dieses Feature gerne nutzen, werden sich aber fragen, ob damit nicht auch dessen Nützlichkeit verlorengeht. Immerhin könnte man dann in Zukunft ja mit dem Smartphone auch den eigenen Standortverlauf verlieren. Das weiß natürlich auch Google, also wird es eine – optionale – Backup-Funktion geben.

Verschlüsselung

Wie bei einer zunehmenden Zahl an aktuellen Google-Diensten werden diese Backups dann Ende-zu-Ende-verschlüsselt gespeichert, was bedeutet, dass auch Google selbst keinen Einblick in die Daten nehmen kann. Ein Datenverlust sollte also nicht das Problem sein, was aber tatsächlich verlorengehen dürfte, ist die Möglichkeit, diese Dinge im Web-Interface in einem Browser zu betrachten.

Da solch eine Datensammlung natürlich auch bei dem Verlust eines Geräts zu einem Problem werden kann, dreht Google aber noch an weiteren Einstellungsschrauben. So soll der Standortverlauf künftig von Haus aus nur mehr drei Monate gespeichert werden, bisher waren es 18 Monate, danach werden Einträge automatisch gelöscht. Wer das nicht will, wird aber auch weiterhin die Möglichkeit haben, sämtliche Daten unbefristet zu behalten.

Optional

Zudem verweist Google darauf, dass der Standortverlauf generell ein optionales Features und von Haus aus nicht aktiviert ist. Zudem ist es möglich, einzelne Aktivitäten aus der Timeline zu entfernen. Auch der Zugriff auf all diese Funktionen soll vereinfacht werden, sie können künftig aufgerufen werden, indem auf den blauen Standortpunkt in der Maps-App gedrückt wird.

Geduld

Bis all das bei sämtlichen Nutzern ankommt, wird es allerdings noch etwas brauchen. Google spricht vage von den kommenden Monaten, dafür soll das Ganze dann sowohl unter Android als auch iOS klappen. Unklar bleibt derzeit noch, wie der Transfer alter Daten aus der Cloud auf das Smartphone geregelt wird.

Klarstellung

Einer Illusion sollte man sich dabei allerdings nicht hingegen: dass Google keinerlei Daten über den eigenen Standort mehr hat. Den erhält es über die Nutzung anderer Dienste – und je abhängig von den dort aktivierten Funktionen – natürlich weiterhin. Insofern kann (und muss) das Unternehmen diese Informationen bei Anfragen auch weiterhin herausgeben. Der Umfang dürfte mit dem Ende der Cloud-Speicherung der Location-History in der Praxis aber ein viel geringerer werden und sich so auf dem Niveau anderer Hersteller bewegen. (Andreas Proschofsky, 13.12.2023)