Immer mehr Gesellschaften der Signa-Gruppe fallen um, zuletzt, am Dienstag, hat die Signa Informationstechnologie GmbH Insolvenz angemeldet, die die gesamte Gruppe mit IT-Leistungen versorgt. DER STANDARD hatte vorweg berichtet. Die Schwestergesellschaft des IT-Dienstleisters sollen teils seit langem ihre Rechnungen nicht mehr bezahlt haben, die Schulden summieren sich auf 24 Millionen Euro, wie die Creditreform berichtet hat. Das Unternehmen mit 49 Mitarbeitern, dessen Dienste beispielsweise auch für den Sanierungsverwalter der Signa Holding unverzichtbar sind, soll weitergeführt werden. Den 154 Gläubigern wurde eine Quote von 20 Prozent in Aussicht gestellt, zahlbar binnen zwei Jahren.

Schon länger pleite ist die Sportsparte der Signa, die früher hoch gelobte Signa Sports United (SSU). Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte man Signa Sports an die New Yorker Börse gebracht. Die Story dahinter lautete, dass die Möglichkeiten, die der Onlinehandel weltweit bietet, noch lange nicht ausgeschöpft seien.

Allerdings war der Höhenflug der Sportartikelplattform enden wollend, ihr Börsenwert stürzte von 3,2 Milliarden Dollar auf rund sechs Millionen Dollar ab. Der Aktienkurs der in den Niederlanden registrierten Gesellschaft mit Hauptsitz in Berlin war von acht Dollar beim Börsengang auf 0,018 Dollar abgestürzt. Im Oktober nahm Signa die Sport-E-Commerce-Gesellschaft von der Börse. Mitte Oktober kündigte die Signa Holding eine Eigenkapitalzusage von 150 Millionen Euro.

Die Signa Holding ist seit Ende November insolvent; den Sport-Sektor hat es bereits davor erwischt
Die Signa Holding ist seit Ende November insolvent; den Sport-Sektor hat es bereits davor erwischt.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

Wie es einem Briefing für potenzielle Investoren von Ende Oktober heißt, hatten Informationen der New Yorker Börsenaufsichtsbehörde SEC schon länger nahegelegt, dass die SSU stark von Kapitalgarantien der Signa Holding anhängig gewesen sei. Der Rückzieher der Holding die 150 Millionen betreffend habe dann die diversen Signa-Sports-Gesellschaften veranlasst, ihre Insolvenzanträge vorzubereiten – allen voran sei davon die SSU-Muttergesellschaft SSU N.V. betroffen gewesen.

Bunte Investorenliste

Das Unternehmen informierte seine Investoren damals, dass man rechtliche Schritte gegen die Signa Holding plane, weil man die Kündigung der Zusagen, die für den Fortbestand des Unternehmens vorgesehen waren, als rechtlich nicht haltbar erachte. Zu diesem Zeitpunkt hatte SSU von den 150 Millionen erst sieben Millionen Euro abgerufen. Das Ende vom Lied: Elf Tage nach der Kündigung der Eigenkapital-Bestandsgarantie am 16. Oktober meldete SSU Insolvenz an. 2022 fuhr sie 566 Millionen Euro Verlust ein.

In dem Briefing von 24. Oktober sind auch die Eigentümerstrukturen Thema, die "möglicherweise Interessenkonflikte" erzeugen könnten. 48 Prozent der SSU standen damals im Eigentum der Signa International Sports Holding, deren größter Aktionär wiederum Signa Retail war, an der auch die Signa Holding Anteile hielt. An diesem Punkt könnte es angesichts der Kündigung der Kapitalgarantie der Holding zu Interessenkonflikten der Aktionärsgruppen kommen, heißt es in dem Papier.

In dem werden übrigens alle Investoren der SSU aufgelistet. Die René Benko zuzuordnende Ingbe-Stiftung beispielsweise, ein saudischer Investmentfonds, eine bayerische Lebensversicherung, Signa-Holding-Investoren wie Torsten Toeller oder Ernst Tanner, ein früherer österreichischer Skirennläufer, ein Manager der Schweizer Privatbank Julius Bär, die die Signa mit mehr als 600 Millionen Euro finanziert hat. Gemäß dieser Aktionärsliste ist (oder war) indirekt auch der Staatsfonds Mubadala aus den Vereinigten Arabischen Emiraten investiert. Ob reiche deutsche oder Schweizer Unternehmer oder Verwandte des Adidas-Gründers: Sie alle haben offenbar an die sportlichen Erfolge der Signa geglaubt. (Renate Graber, 14.12.2023)