Es geht alles ganz schnell. Ein Schlauchboot mit sechs bewaffneten Kampfschwimmern gleitet auf ein "feindliches Schiff" zu. Enterhaken raus, Strickleiter runter, und in kurzer Zeit sind die Taucher an Bord, es folgen Schüsse, die Lage wirkt chaotisch, es raucht, doch binnen weniger Minuten ist das Schiff eingenommen.

Echt war das Spektakel nicht. Es handelte sich um eine Vorführung für den österreichischen Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), der im Senegal zu Besuch war, um die politische und wirtschaftliche Beziehung zu dem westafrikanischen Land zu stärken.

Schallenberg steht im Hafen und sieht sich die Waffen und Ausrüstung von Kampftauchern an.
Außenminister Schallenberg zeigt sich begeistert von den Leistungen der senegalesischen Kampfschwimmer.
APA/BMEIA/MICHAEL GRUBER

Kampfschwimmer aus dem Binnenland

Was hat das mit Kampfschwimmern zu tun? Mehr als man meinen möchte, denn das österreichische Bundesheer bildet die senegalesische Eliteeinheit aus.

"Wir haben die Ausbildungsautonomie erreicht", sagt der österreichische Verteidigungsattaché der österreichischen Botschaft in Dakar, Oberst Heinz Assmann, im Gespräch mit dem STANDARD. Knapp sechs Jahre lang habe man Ausbilder ausgebildet und begleite die Einheit nun weiter als Ratgeber. Österreich unterstützt den Senegal zudem im Bereich der Munitionslagerung, hier gebe es zum Teil großen Aufholbedarf, vor allem, was Munition aus der Kolonialzeit angeht.

Kalter Krieg

Dass das kleine Binnenland Österreich über eine Eliteeinheit von Kampfschwimmern verfügt, geht auf die Zeit des Kalten Kriegs zurück. "Wären die Russen nach Westeuropa vorgedrungen, hätten sie ihre Truppen über die Donau versorgt. Unsere Kampfschwimmer wurden dazu ausgebildet, diese Nachschubwege zu sabotieren und wichtige Schleusen zu blockieren", sagt Assmann.

Wie viele Kampfschwimmer es in Österreich aktuell noch gibt, darf er nicht verraten. Die Ausbildung jedenfalls sei hart. Man muss für das Jagdkommando qualifiziert sein und dann die Zusatzausbildung zum Kampfschwimmer machen. Das verlange laut Assmann körperliche und geistige Top-Voraussetzungen“.

Kampfschwimmer sind darauf trainiert, sich unbemerkt unter Wasser anzunähern. Die spezielle Ausrüstung, unter anderem vom deutschen Hersteller Dräger entwickelt, ermöglicht es zu tauchen, ohne dass Luftblasen aufsteigen. Zudem können zwei Taucher bis zu vier Stunden unter Wasser bleiben.

Oberst Heinz Assmann ist Verteidigungsattaché an der österreichischen Botschaft im Senegal. Laut ihm braucht es körperliche und geistige Top-Voraussetzungen, um Kampfschwimmer werden zu können.
Danzer

Knapp 3.000 Kilo Kokain

2017 eröffnete Österreich das Büro des Verteidigungsattachés in Dakar, Ziel war es, den Senegal im Kampf gegen Jihadismus zu unterstützen. Doch dabei endet es nicht, die Marine hat zusätzlich mit Drogenschmugglern und Menschenhändlern zu tun. "Vergangenes Jahr haben wir knapp 3.000 Kilo Kokain sichergestellt", erzählt ein ranghoher Offizier.

Nächstes Jahr kommt dann ein weiteres Aufgabenfeld dazu. Öl- und Erdgasförderung soll im großen Stil anlaufen, und die entsprechenden Bohrungsplattformen gilt es zu schützen.

USA bezahlt Gerät

Für den österreichischen Steuerzahler fällt das Projekt laut Assmann günstig aus. Es seien meist nur sechs oder sieben heimische Soldaten zugegen gewesen, und die Kosten für die Infrastruktur, Waffen und Gerät haben die Amerikaner übernommen. Von den USA ging überhaupt die ganze Initiative aus. Die heimische Politik sieht in dem Projekt auch großen Nutzen für die EU. Westafrikanische Probleme wie Drogenschmuggel und Menschenhandel schlagen schließlich direkt in Europa auf.

Während Seeadler über dem Hafen kreisen und die Sonne allmählich hinter der Insel Gorée, einem ehemaligen Sklavenhandelsplatz vor der Küste, untergeht, steigen die Taucher wieder aus dem Wasser und verwahren ihre Waffen. Der nächste "echte" Einsatz dürfte wohl nicht allzu lang auf sich warten lassen, meinen sie. (Andreas Danzer aus Dakar, 14.12.2023)