Kanye West, oder Ye, wollte am Freitag eigentlich das Album
Kanye West, oder Ye, wollte am Freitag eigentlich das Album "Vultures" veröffentlichen. Irgendetwas ist ihm aber dazwischengekommen.
AP/Ashley Landis

Am Freitag erschien das neue Album von Kanye West verlässlich nicht. Zwar hatte der zurzeit als Ye veröffentlichende US-amerikanische Hip-Hop-Star das Album Vultures (auf Deutsch: Geier) für Freitag angekündigt, doch West ist dafür bekannt, dass seinen Worten nicht immer Taten folgen.

Ja, nicht eingehaltene Veröffentlichungstermine sind bereits eine Art Folklore in seiner Künstlerbiografie. Erschwerend kommt dieser Tage hinzu, dass sich im Vorjahr viele von ihm abgewandt haben, nachdem er in den sogenannten sozialen Medien eine Reihe von antisemitischen Äußerungen abgesondert hatte. Der Gegenwind, den der Donald-Trump-Unterstützer West sich damit einfing, war beträchtlich. Da war einmal das Label Def Jam, das weltweit von Universal Music vertrieben wird, das die Zusammenarbeit mit ihm aufkündigte.

Der Sportausrüstungshersteller Adidas kündigte einen Multi-Millionen-Dollar-Vertrag mit dem Rapper, Firmen wie Gap, die Bank JPMorgan Chase, die Kette Foot Locker und ein gutes Dutzend weitere Werbepartner wandten sich ab. Keine der Marken wollte sich von seinen Äußerungen kontaminieren lassen.

"I do love Hitler"

West ging trotzig in die Defensive und folgte den Einladungen einschlägiger rechter Journalisten wie Tucker Carlson oder dem Verschwörungsfreak Alex Jones. In deren Programmen unterstrich der an bipolaren Störungen leidende Musiker seine Diagnose mit Sätzen wie "I love Jewish people, but I also love Nazis", oder: "I do love Hitler."

Zwar verhielt er sich 2023 für seine Verhältnisse eher zurückhaltend, ob der schon veröffentlichte Titelsong von Vultures die angespannte Stimmung um seine Person löst, muss aber bezweifelt werden. Darin behauptet West, er könne gar kein Antisemit sein, schließlich habe er Sex mit jüdischen Frauen.

In der Kampagne, die das Erscheinen von Vultures seit mehreren Monaten in Aussicht stellt, trägt er Feinripp mit dem Logo der deutschen Bundeswehr, dass er für Vultures zu einem zweiköpfigen Adler verändert hat. Musikalisch ist der Titelsong eher unteraufregend, ein Stück sedierter Rap, der an frühere Glanzleistungen nicht heranreicht. Aber das gelingt dem 46-Jährigen schon seit Jahren nicht mehr. (Karl Fluch, 16.12.2023)