Kassaschlangen, Außendekokonkurrenz, Beleuchtungseskalation, "Last Christmas". Angesichts so mancher Herausforderungen zählt die Herstellung von Weihnachtsgebäck fast schon zu den gemütlicheren Tätigkeiten der Festsaison. Und wenn man schon dabei ist, Kekse zu machen, dürfen natürlich auch passende Ausstecher nicht fehlen.

Übliche Ausstecher, die im Prinzip einfach nur den Rand einer Figur nachzeichnen, sind allerdings ein wenig langweilig. Es ist also Zeit aufzurüsten. Die einzige Voraussetzung dazu ist ein 3D-Drucker oder eben Zugang zu einem solchen bei Freunden, Bekannten oder in einem Makerspace. Der Autor dieser Zeilen hat ein kleines Geschenk vorbereitet. Nämlich druckbare Keksausstecher mit Stempelfunktion. An dieser Stelle wird nun dokumentiert, wie sie entstanden sind.

Wer direkt zum Download möchte, findet ihn kostenlos auf der Plattform Printables.

Idee

Aller Anfang ist bekanntlich eine Idee. "Kann man eigentlich mit 3D-Druckern Keksausstecher machen?", fragte mich eine gute Freundin über den Messenger Signal. Die kurze Antwort "Ja" wäre der Sachlage nicht ganz gerecht geworden. Statt eine riesige Wall-of-Text zu tippen, ging es also ans Werk. Einfache Ausstecher standen außer Frage, weil diese sind – wie bereits erörtert – langweilig. Zudem gibt es für sie ohnehin schon zahllose Modelle zum Nachdrucken.

Motivvorlage Riley, mittlerweile ohne Verband unterwegs.
Motivvorlage Riley, mittlerweile ohne Verband unterwegs.
DER STANDARD/Pichler

Die konkrete Idee zur Umsetzung ergab sich bei der Motivsuche. Zwei klassische Weihnachtsmotive – Schneeflocke und Baum – lassen sich auch mit Ausstechern recht einfach hinbekommen. Doch eine andere Freundin regte eine Keksform zur Verewigung ihres Border Collies (zu sehen in der Fotoauswahl dieses Handytests) an. Ein generischer Hundekopf in 2D wäre wohl auch eine leichte Übung, doch die Abbildung einer spezifischen und ausgeprägt wuscheligen Hunderasse lässt sich nicht so leicht bewerkstelligen. Eine Google-Bildersuche nach Border-Collie-Silhouetten ließ den Knoten platzen. Durch die Aufteilung des Motives in mehrere Schichten lassen sich auch komplexere Abbildungen mit leichtem Tiefeneffekt erzeugen.

Vom Entwurf zum Modell

Also auf ans Werk, und zwar in der mit mittlerweile einigermaßen vertrauten Software Fusion 360 von Autodesk, die für private Zwecke kostenlos mit wenigen Einschränkungen genutzt werden kann. Es gibt natürlich auch eine Reihe anderer Tools, die dafür geeignet sind, etwa Siemens SolidEdge oder die Opensource-Programme FreeCAD und SolveSpace. Als Grundform wurde ein Sechseck auserkoren, und auf diesen hexagonalen Oberflächen sollten schließlich die Motive sitzen. Diese Form hat auch den Vorteil, dass sie sich einfach nebeneinander anordnen lässt, was eine effizientere Verwendung des Teigs ermöglicht. Dazu gibt es keine feinen, abstehenden Formelemente, die leicht abbrechen können.

DER STANDARD/Pichler

Insgesamt wurden es vier Abbildungen. Nachdem Baum und Schneeflocke um einen Hund ergänzt wurden, musste natürlich auch ein Katzen-Keksstempel her, um nicht den Zorn der felinen Herrscher des Internets auf mich zu ziehen. Zwei Stunden später war der in Zonen aufgeteilte Grundriss der Ausstecher in Form zweidimensionaler Entwürfe (Sketches) fertig.

Die einzelnen Elemente mussten nun in unterschiedlicher Höhe in den dreidimensionalen Raum extrudiert werden. Je weiter ein Element beim Keks herausstehen soll, desto niedriger die Extrusionshöhe. Ein erster Testdruck offenbarte Probleme, so waren etwa der Katzen- und Hundekopf ursprünglich zu klein. Manche Regionen, etwa die Augen, mussten zudem vergrößert werden, um am fertigen Keks sinnvoll abgebildet werden zu können. Beim Druckmaterial fiel die Wahl auf PETG, da damit erstellte Modelle sich durch die höhere Temperaturbeständigkeit auch im Geschirrspüler reinigen lassen, wenn man den Klarspülgang auslässt. Grundsätzlich ist auch ein Druck mit PLA möglich, dann muss man die Stempel allerdings händisch reinigen, da sich das Material bereits bei 55 bis 60 Grad zu verformen beginnt.

DER STANDARD/Pichler

Vom Modell zum Keks

Nach diversen Nachbesserungen wurden schließlich die ersten Prototypen gedruckt, dann wurde ein einfaches Rezept für Keksteig gesucht. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Autor zwar gerne kocht, aber praktisch keine Erfahrung mit Keksherstellung hat. Die Wahl fiel auf die einfachste Teig-Variante, bestehend aus dem heiligen Triumvirat aus Mehl, Fett und Staubzucker. Etwas ambitionierte Knetarbeit (wer braucht schon eine Küchenmaschine?) und eine Kühlschrankrast später wurde der Teigroller ausgepackt.

DER STANDARD/Pichler

Sehr schnell stellte sich heraus, dass man den Teig auch oberseitig generös mit Mehl bestreuen und/oder die Keksstempel einfetten sollte, da anderweitig der Teig sogleich in der gedruckten Form steckenbleibt. Auch entpuppte sich die Grundflächendicke von zwei Millimetern als zu gering und der Rand als zu dick. Die Kekse des ersten Durchlaufs gerieten nicht übermäßig schön und etwas zu dunkel. Sie zeigten aber dennoch, dass das Formen des Teiges auf diesem Wege funktioniert.

Was nun noch blieb, waren weitere Anpassungen und Anwendungstests, Teig war ohnehin genug vorhanden. Und das führte schließlich zum (vorläufig) finalen Design. Dieses kann man sich einfach selber ausdrucken und drauflos backen. Empfohlen ist eine Teigdicke von circa 4 bis 5 Millimetern. Freilich können die Formen auch für andere "teigige" Materialien wie Plastilin oder Knetbeton eingesetzt werden, um statt Kekse Dekorationsobjekte zu erschaffen.

Die finalen Versionen der Keksstempel.
DER STANDARD/Pichler

Bearbeitung ausdrücklich erwünscht

Wer Verbesserungsmöglichkeiten erkennt, die Motive anpassen oder andere Änderungen vornehmen möchte, kann das ebenfalls tun. Zu diesem Zwecke stehen nicht nur als fertig erzeugte Modell im STL-Format bereit, sondern auch als STEP-Dateien. Derivate können auch einfach auf nichtkommerzieller Basis (CC-BY-NC-SA 4.0-Lizenz) und mit Verweis auf das Original veröffentlicht werden.

Wir wünschen frohe Feiertage! (gpi, 18.12.2023)