Zu Diskussionsstart standen Zweifel im Mittelpunkt. "Ist der Ukrainekrieg noch zu gewinnen?", lautete die Frage an die Runde – und Moderatorin Claudia Reiterer referierte aus dem "Economist": Nach einunddreiviertel Jahren Waffengang sei die Lage für das von Russland überfallene Land ziemlich aussichtslos. Auch der Bundesheerexperte Markus Reisner äußerte sich kritisch: Die EU und die USA würden bei der militärischen Ukraine-Unterstützung "zaudern", sagte er.

Martin Selmayr, EU-Vertreter in Österreich, in
"Unerschütterlich" auf der Seite der Ukraine: Martin Selmayr, EU-Vertreter in Österreich, in "Im Zentrum" des ORF.
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Dann aber kam Martin Selmayr zu Wort, Leiter der EU-Kommissionsvertretung in Österreich – und schaffte es, mit dem verhangen-fatalistischen Grundton aufzuräumen. Die EU stehe "unerschütterlich" auf der Seite der Ukraine, habe Beitrittsgespräche mit dem Land gestartet und werde – Orbán hin oder her – im Jänner die von Ungarn vorerst blockierten 50 Milliarden Euro Wirtschaftshilfe für Kiew beschließen.

Positivsignale für Kiew aus den USA

Der ukrainische Botschafter Wassyl Chymynez stieß in das gleiche Horn. Die Beitrittsgespräche seien "historisch", sagte er. Auch aus den USA habe er Signale, dass sich Demokraten und Republikaner wegen Geld für Waffen ernsthaft zusammensetzen wollten. Das sei aber auch unverzichtbar: "Der Westen erkennt schon sehr deutlich, wie gefährlich Russland für Europa und die Welt ist."

Bei Claudia Reiterer
Bei Claudia Reiterer "Im Zentrum": Martin Selmayr (EU), ­Wassyl Chymynez, Botschafter der Ukraine, Historikerin Barbara Stelzl-Marx, Friedensforscher Thomas Roithner, Militärexperte Markus Reisner.
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Auf Letzteres konnten sich in der Folge alle anwesenden Fachleute einigen. Das Bild der Lage, das sie dabei entwarfen, ist grimmig: Vom jüngsten Zündeln Wladimir Putins an der finnischen Grenze hin zur hybriden Kriegsführung Russlands durch gezieltes Schüren von Misstrauen und Einsatz der Lüge: In Verhandlungsversuchen, um den Krieg zu beenden, wie sie der Friedensforscher Thomas Roithner vorschlug, sahen die anderen Diskutierenden keinerlei Chance. (Irene Brickner, 18.12.2023)