Eine neue Begrünungslösung mit Pflanzenrank-Konstruktion sowie einem Dach auf dem Vorplatz einer Volksschule im Bezirk Mariahilf. Eine größere Grünfläche sowie ein Poller, der die Durchfahrt für Autos unterbindet, für mehr Verkehrsberuhigung an einer Straßenecke in Währing. Eine Gehgemeinschaft für Kindergartenkinder und Volksschüler und damit auch weniger Autoverkehr im Schulumfeld ebenfalls im 18. Bezirk. Ein Lastenrad für die Großfeldsiedlung in Floridsdorf. Das sind nur vier von insgesamt 34 konkreten Ideen, die im Rahmen des Bürgerbeteiligungsprojekts Wiener Klimateam in den vergangenen Monaten erarbeitet und für die Umsetzung ausgewählt wurden. Die Siegerprojekte wurden am Montag präsentiert und sollen in den kommenden Jahren realisiert werden.

Der Klimawandel macht Anpassungsmaßnahmen an höhere Temperaturen und andere Wetterextreme auch in Wien notwendig. Zudem können etwa Projekte zur Verkehrsberuhigung sowie mehr Grün die Aufenthaltsqualität im Freien auch rund um Hitzeinseln steigern. Um das Potenzial von innovativen Grätzel-Ideen zu heben, hat die Stadt Wien unter dem zuständigen Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) im Vorjahr das Pilotprojekt Wiener Klimateam zur Bürgerbeteiligung gestartet. Die Idee: Bürgerinnen und Bürger sollen – vorrangig kleinräumige und leistbare – Vorschläge erarbeiten, die mit Expertinnen und Experten der Stadt Wien auf ihre realistische Umsetzbarkeit sowie Finanzierung abgeklopft werden. 2022 waren Bewohner in den drei Bezirken Margareten, Simmering und Ottakring eingeladen, sich hier mit lokalen Initiativen einzubringen. Heuer waren die Bezirke Mariahilf, Währing und Floridsdorf dran. Das Budget für diese zweijährige Pilotphase beträgt insgesamt 13 Millionen Euro für sechs Bezirke.

Czernohorszky kündigte am Montag zudem an, dass das Projekt nach Auslaufen der zweijährigen Pilotphase als fixer Bestandteil der Wiener Stadtpolitik fortgeführt werden soll. Der Start wird für den Spätsommer 2024 angepeilt, Details zur Fortsetzung sollen im kommenden Frühjahr präsentiert werden. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel sollen am Dienstag im Gemeinderat beschlossen werden: Konkret sind zusätzliche 8,54 Millionen Euro für die Umsetzung weiterer Projekte vorgesehen.

Mariahilf, Wiener Klimateam
Im Bezirk Mariahilf wurden von Bürgerinnen und Bürgern zahlreiche Vorschläge erarbeitet und dann mit Expertinnen und Experten des Magistrats verfeinert. Sieben ausgewählte Vorschläge sollen nun in den kommenden Jahren umgesetzt werden.
MA 20/Christian Fürthner

1.300 Vorschläge, davon 100 realistische Projektentwürfe

Heuer wurden Bewohnerinnen und Bewohner von Mariahilf, Währing und Floridsdorf im Frühjahr dazu aufgerufen, lokale Ideen für mehr Klimaschutz oder Anpassungsmaßnahmen einzureichen. Die Stadt kooperierte hier auch mit Jugendzentren und Bildungseinrichtungen oder wies im Rahmen von Veranstaltungen – etwa bei einem Fußballspiel des Floridsdorfer AC – auf die Initiative hin. 1.300 Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern kamen so zusammen. Rund 100 Projektentwürfe wurden von den Experten der Stadt Wien im Magistrat als realistisch und leistbar eingeschätzt und gemeinsam mit den Bürgern verfeinert. Drei repräsentative, geloste Bürgerjurys wählten dann zum Abschluss 34 Projekte aus.

Czernohorszky wies darauf hin, dass mit den Wiener Klimateams eine demokratische Mitgestaltung niederschwellig ermöglicht werde - "für alle Wienerinnen und Wiener, egal ob mit österreichischem Pass oder nicht. Und je mehr Köpfe, desto besser." Für den Bezirk Mariahilf wurden sieben Projekte ausgewählt, darunter eine Begrünungslösung auf dem Vorplatz der Volksschule Corneliusgasse. Insgesamt stellt die Stadt für die Umsetzung der Projekte pro Bezirksbewohnerin und Bezirksbewohner 20 Euro bereit: Für Mariahilf macht das etwa ein Budget von 633.000 Euro für Klimaprojekte. "Entscheidend war bei den Klimateams, dass die Menschen zusammenkommen, diskutieren und so die besten und zukunftsfähigsten Ideen für ihr Grätzel finden", sagte Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ).

In Währing soll etwa mit dem Projekt Pedibus eine Gehgemeinschaft von Kindergartenkindern oder auch Volksschülern samt einer ehrenamtlichen Aufsichtsperson etabliert werden. Die Idee dahinter ist, dass die Kinder nicht nur das richtige Verhalten im Straßenraum erlernen, sondern dadurch auch die Elterntaxis und damit der Verkehr vor der Schule reduziert werden kann, wie die grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) ausführte. In Floridsdorf ist – neben Verkehrsberuhigungsprojekten, mehr Grün oder mehr Platz für Fahrräder – auch die Bildung einer Gemeinschaft für erneuerbare Energien geplant: Bürger und Investoren sollen "eingeladen werden, sich aktiv an diesem Projekt zu beteiligen", heißt es in einer Aussendung der Stadt. Jetzt gehe es darum, die Ärmel hochzukrempeln und die Projekte in den nächsten zwei Jahren umzusetzen, sagte der Floridsdorfer Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ).

Das ist durchaus ambitioniert: Von den im Vorjahr ausgewählten 19 Siegerprojekten in Margareten, Simmering und Ottakring waren bis Oktober erst drei Ideen realisiert beziehungsweise in Umsetzung. (David Krutzler, Stefanie Rachbauer, 18.12.2023)