Vom Blockbuster bis zur Indie-Geheimperle: die Redaktion des Web-STANDARD hat im dichtgepackten Gaming-Jahr 2023 wieder intensiv Spiele getestet und sich auch privat entweder in virtuelle Singleplayer-Welten geflüchtet oder sich online mit Freunden getroffen. Welche dieser Spiele können wir als Geheimtipps empfehlen? Wir schließen dieses Jahr mit einer Sammlung individueller Erfahrungen ab.

Stefan setzt auf Nostalgie und Wohlfühlfaktor

Screenshot aus
"Tchia" wurde von Neukaledonien inspiriert, spielt aber dennoch in einer Fantasiewelt.
Awaceb

Ich habe dieses Jahr über 60 unterschiedliche Spiele getestet, Blockbuster ebenso wie Indies, Mobile Games ebenso wie Titel auf dem PC oder Konsolen. Gerade bei den Spielen abseits der AAA-Kategorie gibt es einige Perlen, die in der Berichterstattung oft untergegangen sind und die nicht selten nostalgische Gefühle jener Menschen bedienen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren aufgewachsen sind.

So ist nach 14 Jahren Entwicklungszeit das vom Original-"Doom" inspirierte Shooter-Game "Supplice" seit diesem Jahr im Early Access verfügbar. Wer hingegen weniger auf Sci-Fi-, sondern mehr auf Lovecraft-Horror steht, dem sei mit "Forgive me Father" ein äußerst schwieriges Spiel aus dem Vorjahr zu empfehlen, dessen Fortsetzung bereits in einer Demo ausprobiert werden kann. Wer konkrete Franchises und Storylines aus der Vergangenheit sucht, für den gibt es in diesem Jahr ebenfalls gutes Futter: "Robocop: Rogue City" ist eine liebevolle Hommage an die Sci-Fi-Filmklassiker, das rundenbasierte Strategiespiel "Showgunners" weckt Erinnerungen an Stephen Kings "Running Man".

Das ist Ihnen alles zu wild, Schießen ist nicht so Ihr Ding? Dann ist "Tchia" vielleicht der richtige Geheimtipp für Sie. In diesem Open-World-Spiel mit hohem Wohlfühlfaktor löst man in der Rolle eines Mädchens Rätsel in einer fiktiven Welt, die von Neukaledonien inspiriert wurde. Wie bitte? Sie wissen noch nicht mal, wo Neukaledonien liegt? Umso mehr ein Grund, in die sonnige Welt voller Mysterien und Abenteuer abzutauchen.

Alex im See der Sterne

Da ich auch in diesem Jahr primär Blockbuster gespielt habe, würde ich mir kaum zutrauen, ein Spiel dieser Liste als Geheimtipp zu titulieren. Einzig "Sea of Stars" war von meinen Highlights in diesem Jahr kein Millionen-Dollar-Projekt. Das im August erschienene Rollenspiel im Retro-Look ist einfach eine gelungene Mischung aus Oldschool-RPG und ein paar netten Ideen. Die Kämpfe sind fordernd, die Dialoge spannend zu lesen. Ein paar Rätsel lockern den Alltag auf, und gekocht darf und muss ebenfalls werden.

"Sea of Stars" war tatsächlich auch das einzige Spiel, das ich viel auf dem Playstation-Portal gespielt habe, dem neuen Streaming-Handheld von Sony. Für große Action-Games war mir die Verbindung dann oftmals nicht gut genug, aber für einen rundenbasierten Kampf eigentlich perfekt geeignet.

Mein Geheimtipp für das kommende Jahr ist übrigens "Skull & Bones". Das ewig verschobene Piratenspiel von Ubisoft soll tatsächlich im Februar 2024 erscheinen, und nach der langen Wartezeit hoffe ich, dass der französische Entwickler und Publisher ein fertiges Spiel auf den Markt bringt, das ich mit zwei Freunden gemeinsam genießen kann. Daumen drücken!

Das Bild zeigt das MR-Spiel
Mittendrin im Geschehen: "Lego Bricktales" ist auf der Meta Quest 3 ein ganz besonderes Highlight.
Meta/ClockStone Studio

Benjamin stapelt Steinchen

Mein persönlicher Geheimtipp des Jahres ist in seiner spannendsten Ausbaustufe nicht nur exotisch, sondern leider auch ein wenig teuer: Mir hat es nämlich "Lego Bricktales" auf der Meta Quest 3 ganz besonders angetan –um die noch relative neue Hardware kommt man in diesem Fall nicht herum. Ich muss vielleicht ergänzen, dass ich seit meiner Kindheit eine ganz besondere Vorliebe für die dänischen Klemmbausteine habe, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass der Konzern seit Jahren ein ernsthaftes Problem mit falscher Selbstwahrnehmung und mangelhaftem Qualitätsbewusstsein hat.

Ich schweife vom Thema ab. Wer Lego im Besonderen mag und Klemmbausteine im Allgemeinen, kann "Lego Bricktales" einfach nur lieben. Dank der tollen Mixed-Reality-Fähigkeit von Metas neuem Headset zaubert man sich nicht nur im Handumdrehen riesige Lego-Dioramen "zum Angreifen" nach Hause. Diese Kunstwerke würden mit echten Steinen ein Vermögen kosten und wertvollen Platz vollräumen – damit wird ein nicht zu unterschätzendes Problem gelöst, vor dem die meisten AFOLs (Adult Fans of Lego) früher oder später stehen.

Nein, das Beste dran ist natürlich, dass diese charmanten Dioramen auch interaktiv sind und mit jeder Menge an unterhaltsamen Herausforderungen, kleinen Puzzles und nicht zuletzt der Essenz von Lego – Bauspaß – vollgepackt sind. Zeitweise hat man wirklich den Eindruck, ein Stück Zukunft in Händen zu halten. Ist "Lego Bricktales" perfekt? Natürlich nicht, aber es macht auf Anhieb schon verdammt vieles richtig.

Kleines Trostpflaster für all diejenigen, die (noch) keine Meta Quest 3 besitzen: "Lego Bricktales" macht bestimmt auch als "normales" Spiel Spaß – und ist für alle erdenklichen Spiele- und Smartphone-Plattformen erhältlich. Nur eben nicht zum Anfassen nahe.

Der erste Planet ist schon nahezu vollgepflastert, auf zum nächsten!
Steam

Peter baut eine Dyson-Sphäre

Während die Kollegen aus alten Planken Boote zimmern oder mit Lego-Steinchen spielen, widme ich mich einer wirklich wichtigen zivilisatorischen Errungenschaft: Ich betätige mit als interstellarer Bodenversiegeler und betoniere so nebenbei die Sonne zu. Das ist nämlich das Ziel von "Dyson Sphere Program", oder anders formuliert: Man muss eine Maschine bauen, die ganz von selbst die Energie eines Sterns nutzen kann. Ganze Planetensysteme stehen mir dafür als Spielplatz zur Verfügung.

Doch der Anfang ist alles andere als leicht. Man beginnt als kleiner Konstruktions-Mech und muss zuerst Pflanzenfasern, Steine und Erzbrocken verarbeiten. Daraus baut man dann das erste Lagerhaus oder stellt im Konstruktionsmenü des Roboters eine Handvoll Schrauben her. Nach wenigen Stunden kommen die ersten automatisierten Bergwerke, Schmelzöfen und Forschungsstationen dazu. Am Ende ist der Himmelskörper voll mit Fließbändern, Fabriken und Reaktoren.

Das macht man so lange, bis man Schubdüsen für den Roboter erforscht hat. Denn dann kann man andere Planeten bereisen, noch seltenere Ressourcen aus dem Boden extrahieren, die werden dann von Shuttles auf andere Planeten gebracht, wo man wieder neue Ressourcen abbaut und das Spiel von vorne beginnt. Langsam näher man sich so immer weiter dem eigentlich Ziel des Spiels und irgendwann, nach vielen, vielen Spielstunden kann die Konstruktion der Sternenbaustelle beginnen.

Aber Vorsicht: Das Spiel ist ein echter Zeitfresser, und es macht schon nach wenigen Minuten süchtig, vor allem, weil es jetzt ein großes Inhaltsupdate gab. Selten waren 15 Euro für ein Spiel so gut investiert. Ach ja, Dyson-Sphären könnten tatsächlich ein Grund sein, warum aktuell Sterne vom Firmament verschwinden, schreibt Kollege Bergmayr aus der Wissenschaft. Ich schwöre: In dem Fall war ich es nicht. (Stefan Mey, Alexander Amon, Benjamin Brandtner, Peter Zellinger, 31.12.2023)