V V Brown – Am I British Yet?

Die britische Musikerin Vanessa Brown alias V V Brown kehrt nach einigen Jahren Auszeit vom Musikbusiness mit dem Album Am I British Yet? zurück. Mittels aufrichtiger Ablehnung gegen die, wie sie sagt, frauenfeindliche Industrie rappt und singt sie engagiert und sodbrandig über die Zustände – mit Drive und Eleganz. Dabei fällt ein beseeltes Album ab, das die richtige Mischung aus roh und ausgefeilt auszeichnet. Brown durchkreuzt Stile wie Gospel, Reggae, Pop und Hip-Hop, ohne es zu übertreiben und ohne je langweilig zu werden. Mit Sicherheit eines der stärksten Alben eines musikalisch elenden Jahres.

A.S.O. – Same

Das aus Australien stammenden und von Berlin aus operierende Duo A.S.O. betritt aufs erste Besehen leidlich bekannte Wege, spielt eine Musik, die man im Vorbeigehen als Trip-Hop aburteilen könnte und dabei nicht falschläge. Doch beschert der lidschwere, stellenweise an Mazzy Star erinnernde Gesang von Alia Seror-O'Neill den Tracks einschlägig Charakter, und etwas Verwegenheit legt sie obendrauf. Ihr titelloses Debüt zeigt, dass Downtempo immer noch Verführungspotenzial besitzt. Die Dosierung der Zutaten müssen halt passen, und das tun sie bei A.S.O. an der Grenze zum Dreampop allemal.

Willi Resetarits & seine Bands

Was soll man sagen? Was sein muss, muss sein. Nachdem Weihnachten und der Irrsinn davor als besinnliche Zeit verkauft werden und wir alle brav deppert mitmachen, sollte man beim Konsumieren wenigstens Geschmack zeigen. Eine diesbezügliche Möglichkeit bietet das Doppel-Livealbum Willi Resetarits & Seine Bands, das die Geburtstagskonzerte zu seinem 70er dokumentiert. Vier Seiten lang gibt der im Frühjahr 2022 tödlich verunglückte Volksheld alles und dann noch ein bisserl mehr. Ein wenig Besinnungslosigkeit kann als Kollateralsegen beim Hören anfallen. (Karl Fluch, 19.12.2023)