Anhänger des amtierenden Präsidenten Tshisekedi jubeln in Kinshasa für ihr politisches Idol.
AFP/JOHN WESSELS

Wahlen kommen in der Demokratischen Republik Kongo ungefähr so häufig vor wie eine Sonnenfinsternis. In der 63-jährigen Geschichte des zentralafrikanischen Staats gab es genau fünf Abstimmungen, die diesen Namen halbwegs verdienen. Von ihnen führten drei entweder zu einer Katastrophe, wie die Wahl des später ermordeten Patrice Lumumba. Oder sie endeten mit einer Farce, wie im Fall des amtierenden Präsidenten Félix Tshisekedi. Vor fünf Jahren schneiderten sich die Machthaber ihr erwünschtes Ergebnis einfach selbst zusammen.

Unter solchen Voraussetzungen könnte das bloße Zustandekommen einer Wahl schon als Errungenschaft bezeichnen werden – wenn nicht das genaue Gegenteil der Fall wäre. Ist eine Abstimmung von berechtigten Zweifeln begleitet, untergräbt sie auf gefährliche Weise das Fundament einer Demokratie.

Genau das ist in weiten Teilen Afrikas in den vergangenen zwei Jahrzehnten passiert. Kaum eine Wahl, die nicht von massivem Misstrauen begleitet wird, der Wert von Urnengängen ist in den Keller gestürzt. Gegen diesen Missstand ist nur ein Kraut gewachsen: Die Afrikanische Union und die regionalen Staatenbünde müssen darauf bestehen, dass ihre Mitglieder den Statuten folgen, die sie sich einst unter dem Stichwort "freie und faire Wahlen" selbst gaben. Wer diese mit Füßen tritt, sollte mit Konsequenzen rechnen müssen: bis hin zur Suspendierung seiner Mitgliedschaft. (Johannes Dieterich, 20.12.20223)