Es knistert ordentlich im Gebälk des Hauses Androsch. Die Ursache ist unter anderem in der alten Jahrhundertwende-Villa in Altaussee zu finden.

Vor einem Jahr schlug die Idee des "Salzbarons" Hannes Androsch, die ehemals arisierte Villa der Familie Kremenezky in ein Wellnesshotel umzuwandeln, hohe Wellen in Altaussee. Prominente Anrainer wie Klaus Maria Brandauer oder Barbara Frischmuth protestierten dagegen und verlangten einen Erhalt des historischen Bauwerkes. ÖVP und SPÖ unterstützten die Pläne eines Wellnessprojektes des Industriellen Androsch.

Jetzt steht die Villa plötzlich zum Verkauf an. "Jahrhundertwende Villa in Altaussee, unrenoviert", steht in der Headline des Angebotes auf der Verkaufsplattform Willhaben. Sie soll um kolportierte 8,9 Millionen Euro zu haben sein.

Kremenezky Villa
Natascha Sommerer, die Tochter von Hannes Androsch, dreht dessen Wellnesshotelprojekt ab und verkauft die alte Villa Kremenezky in Altaussee.

Auf die Frage des STANDARD, warum denn nun die Villa zum Kauf angeboten werde, antwortet Hannes Androsch kurz und scharf: "Die gehört meiner Tochter." Aber sei es sein Wunsch gewesen, das Objekt zu verkaufen? Er habe zum Verkauf "keine Meinung", "sie gehört meiner Tochter", wiederholt Androsch und beendet das Gespräch.

Tatsächlich ist Natascha Sommerer nunmehr Mehrheitsgesellschafterin der ehemaligen von Androsch gegründeten Vivamayr Altaussee Gesellschaft. Androsch hält nur noch sechs Prozent.

Einen ordentlichen Krach dürfte es zwischen Vater und Tochter schon wegen der Umbenennung gegeben haben. Natascha Sommerer ließ "Vivamayr" in "Mayrlife" umbenennen, wogegen sich Androsch – erfolglos – gestemmt hatte. Im Protokoll der diesbezüglichen Gesellschafterversammlung vom 16. März 2023 deponierte Vater Androsch dezidiert sein Nein zur Umbenennung. Und jetzt durchkreuzt Tochter Natascha auch noch dessen Wellnesspläne auf den Kremenezky-Gründen.

"Wir haben bereits vor längerer Zeit beschlossen, kein weiteres Gesundheitshotel in Altaussee zu errichten. Es wäre schade, besagtes Grundstück noch länger ungenutzt zu belassen, und somit hoffen wir, einen Käufer zu finden, der dieses "Juwel" in Altaussee zu schätzen weiß", sagt Natascha Sommerer zum STANDARD.

Bürgermeister ist verärgert

Der Altausseer Bürgermeister Gerald Loitzl ärgert sich, dass die Villa nun verkauft werden soll. "Die Entscheidung tut mir leid, das ist wirklich eine vertane Chance", sagt Loitzl. Er könne es bis zu einem gewissen Grad aber nachvollziehen.

Die Proteste hätten wohl das ihre dazu beigetragen. Die Gemeinde hätte mit dem Androsch-Projekt viel gewonnen. "Ob die vielen Verhinderer behirnt haben, was sie mit ihrem Tun jetzt bewirkt haben, bezweifle ich", grantelte Loitzl in der "Steirerkrone". Von einem Mehrwert, den ein Wellnessprojekt gebracht hätte, könne keine Rede sein, sagt wiederum Martin Dämon, der nach der letzten Gemeinderatswahl mit seiner Liste "Dialog lebenswertes Altaussee" auf Anhieb als zweitstärkste Fraktion in den Gemeinderat eingezogen ist. Er sei hingegen glücklich, dass verkauft werde. "Dann haben wir eine andere Situation und mehr Chancen die Villa und das Naturareal zu erhalten", sagt Dämon.

Die Villa gehörte einst der jüdischen Familie von Johannes Kremenezky – einem engen Freund von Theodor Herzl. Das Anwesen wurde in der Nazizeit arisiert. Der Großteil der Kremenezkys konnte emigrieren, ein Familienmitglied wurde in Auschwitz ermordet.

Der gefürchtete Gauleiter und enge Hitler-Vertraute August Eigruber hatte die Kremenezky-Villa als Zweitwohnsitz und Sommerresidenz genützt. Wegen seiner Beteiligung an den Verbrechen im KZ Mauthausen wurde Eigruber zum Tod verurteilt. Nach 1945 kam die Villa wieder in den Besitz der Familie Kremenezky, wurde später aber verkauft. Vor einigen Jahren erwarb Androschs Vivamayr Sport GmbH die gesamte Liegenschaft um rund 4,5 Millionen Euro. (Walter Müller, 19.12.2023)