Pornhub muss in Zukunft das Alter der Zusehenden kontrollieren und härter gegen Deepfakes und Missbrauchsmaterial vorgehen.
AFP/LIONEL BONAVENTURE

45 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer pro Monat sind eigentlich für Onlineplattformen ein Grund zum Feiern. Doch bei Pornhub, Xvideos und Stripchat dürfte die Feierlaune aktuell eher gegen null sinken. Denn die EU-Kommission erlegt den drei Plattformen nun deutlich strengere Regeln auf.

Erreicht ein Onlinedienst mehr als die besagten 45 Millionen Userinnen und User, dann gilt er in der EU als s genannte Very Large Online Platform (VLOP) nach dem Digital Services Act (DSA). Bereits im April wurden die ersten 19 großen Plattformen benannt, nun gab die EU-Kommission bekannt, dass auch die drei genannten Pornodienste darunterfallen. Die Genannten haben nun bis 17. Februar Zeit, die Auflagen des DSA zu erfüllen, sonst drohen empfindliche Strafen.

Maßnahmen gegen Deepfake-Pornos

Es sei eine Priorität des DSA, ein sicheres Online-Umfeld für Kinder zu schaffen, erklärte EU-Kommissar Thierry Breton am Mittwochvormittag auf X (vormals Twitter). Gleichzeitig veröffentlichte die EU-Kommission eine Pressemitteilung über die neuen Auflagen für Pornhub und Co.

Die Einstufung als VLOP bedeutet, dass die Websites eine wirksame Altersverifikation einführen müssen. Wer also in Zukunft nackte Tatsachen auf den Plattformen sehen will, könnte gezwungen werden, einen Ausweis hochzuladen. Die Anbieter müssen auch Risikobewertungen durchführen und Maßnahmen gegen die Verbreitung illegaler Inhalte wie Material von Kindesmissbrauch und Deepfake-Pornos treffen. Außerdem müssen die VLOPs Berichte veröffentlichen, die alle negativen Auswirkungen auf den Schutz der geistigen und körperlichen Gesundheit von Minderjährigen aufführen. Mit dem DSA gehen auch Transparenzverpflichtungen einher. So müssen die Entscheidungen zur Inhaltsmoderation offengelegt werden und Daten für die Forschung öffentlich gemacht werden.

"Ich begrüße die Einstufung von Pornhub, Xvideos und Stripchat als sehr große Online-Plattformen. Dies ermöglicht eine genauere Prüfung und Rechenschaftspflicht ihrer Algorithmen und Prozesse", sagte die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Die ursprüngliche Liste der Very Large Online Platforms bestand, wie zu erwarten war, aus Plattformen wie Amazon, dem Apple App Store, Facebook, Instagram, Twitter/X, Youtube und Google Search. Pornoseiten waren im April 2023 noch nicht umfasst. Kommissar Thierry Breton kündigte allerdings im Frühjahr eine genaue Überprüfung von Pornhub ab.

Xvideos gab an, dass rund 160 Millionen Nutzerinnen und Nutzer aus der Europäischen Union auf die Seite zugreifen. Pornhub hat selbst angegeben, nur 33 Millionen Zugriffe von EU-Bürgern zu verzeichnen, aber die Kommission dürfte dieser Einschätzung keinen Glauben geschenkt haben. Die ebenfalls populäre Pornoplattform Xhamster gab 32 Millionen Nutzerinnen und Nutzer an, während Youporn 7,2 Millionen einmeldete. NGOs wie European Digital Rights sowie die European Sex Workers Rights Alliance meldeten laut einem Bericht von "Euractiv" schon damals Bedenken hinsichtlich der Genauigkeit dieser Zahlen an und nannten sie "überraschend klein". Die Bedenken wurden auch in einem offenen Brief an die EU-Kommission so formuliert. Dieses Angaben dürften den Pornoplattformen immerhin einige Monate Zeit gebracht haben, bevor sie als VLOPs eingestuft wurden.

Weder Pornhub, Xvideos noch Stripchat haben sich zur Einstufung als VLOP geäußert.

Neben Pornoplattformen liegt der Fokus der Kommission aktuell auch auf X (vormals Twitter). Über die Plattform von Elon Musk wurde am Montag ein formales Verfahren der Kommission eröffnet. Der Vorwurf: Es soll zu lasch gegen Falschinformationen vorgegangen werden. Die Kommission will nach eigenen Angaben zudem überprüfen, ob die sogenannten blauen Haken auf der Plattform "täuschend" wirken können. (pez, 20.12.2023)