Wenn es zwei möglichst gleich starke Mannschaften zu bilden gilt, muss nicht sein, dass beim "Wählen" am Ende immer dieselben übrig bleiben.
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Bei der Hobbyfußballpartie auf der Marswiese in Wien-Neuwaldegg ist die Sache ganz einfach. Da heißt es Samstagfrüh stets: "Charly, bitte stell du zusammen." Dann blickt Charly in die Runde, drückt jedem Zweiten ein gelbes Überziehleiberl in die Hand, und schon läuft der Marswiesenkick. Und wenn Charly einmal fehlt, stellt Armin zusammen, der hat ein fast genauso gutes Händchen, wenn es darum geht, zwei möglichst gleich gute Teams zu bilden.

Doch Marswiese ist Marswiese, und Schule ist Schule. Zuletzt machten nicht wenige Reaktionen auf einige Völkerballgeschichten klar, dass da und dort gar nicht das Spiel an sich, sondern schon das Wählen der Teams davor als problematisch, weil diskriminierend empfunden wurde und wird. Sonja Spendelhofer, Fachinspektorin für Bewegungserziehung und Sport in der Bildungsdirektion Wien, sagte dem STANDARD: "Da hängt viel von der Lehrerin oder vom Lehrer ab. Es darf nicht sein, dass man vor dem Völkerballspielen immer wählen lässt und am Schluss immer der- oder dieselbe übrig bleibt, der oder die es am wenigsten gut kann. Das wäre völlig unpädagogisch, da muss man eingreifen und zum Beispiel durchzählen lassen oder die Teams nach Anfangsbuchstaben zusammenstellen. Es braucht im Sport besonders gute Pädagoginnen und Pädagogen, die Situationen einschätzen und die richtigen Maßnahmen treffen können."

Schere, Stein, Papier

Wie werden im Sportunterricht oder auch beim Hobbysport am besten zwei Teams zusammengestellt? Darüber haben sich Pädagoginnen und Pädagogen früher jedenfalls weniger Gedanken gemacht als heutzutage. Da wurden oft zwei Wähler bestimmt, diese knobelten, spielten Schere, Stein, Papier oder machten Tip-Top (wer kennt es nicht?), der Sieger hatte die erste Wahl. Dann ging’s abwechselnd dahin, und oft blieben am Ende dieselben zwei, drei übrig, die mit welchem Ballspiel auch immer halt am wenigsten anfingen. Vielleicht wurde gewitzelt, aber vielleicht lachten die zwei, drei eher gezwungen mit, wenn überhaupt.

Schere, Stein, Papier, ein Klassiker. Alle Sieger gehen auf die eine, alle Verlierer auf die andere Seite.
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Nach Anfangsbuchstaben der Namen gehen oder durchzählen lassen, das ist natürlich eine Möglichkeit. Wer sich strategisch hinstellt, um sich Mitspieler auszusuchen, kann einfahren, wenn nicht 1-2-1-2, sondern 1-1-2-2 durchgezählt wird. Doch es gibt ohnehin eine noch bessere Variante. Karin Meisermann-Krapfenbauer von der Waldorfschule Schönau an der Triesting hat sie dem STANDARD erklärt. Auch sie bestimmt zuerst zwei Wähler oder Wählerinnen. Der oder die eine stellt beide Teams zusammen, der oder die andere sucht sich dann zuerst sein oder ihr Team aus. Sprich: Wer zusammengestellt hat, geht ins zweite Team. Die zwei vermeintlich Schwächsten müssen nicht zuletzt eingeteilt werden, in gemischten Klassen können zudem entweder zuerst die Mädchen oder zuerst die Burschen ausgewählt werden. Das verhindert, dass am Ende immer dieselben dastehen.

"Fairness trainieren"

In der Waldorfschule Schönau wird übrigens sehr wohl Völkerball gespielt, freilich nach bestimmten Regeln. Burschen können nur Burschen, Mädchen nur Mädchen abwerfen. Das bringt mit sich, dass Teammitglieder einander "beschützen" können. Meisermann-Krapfenbauer: "Wenn dann ein Team gewinnt, ist das eine gute Gelegenheit, Fairness zu trainieren, indem die Siegermannschaft nicht herumprahlt, sondern auch die Leistung des anderen Teams würdigt, und die Verlierermannschaft den Siegern gratuliert. Das ist nicht immer leicht, gehört aber gelernt."

Zurück zum "Teambuilding". Schere, Stein, Papier bietet sich auch generell an – bitte klassisch, also ohne "Brunnen"! Immer eins gegen eins, alle Verlierer gehen auf die eine Seite, alle Sieger auf die andere, und schon stehen zwei Mannschaften da. Oder es wird die gute alte Stirnreihe gebildet, und der/die Größte geht mit der/dem Kleinsten ins eine Team, der/die Zweitgrößte mit der/dem Zweitgrößten ins andere und so weiter und so fort.

Losen, Streichholz ziehen, Karten ziehen, auf bestimmte Vorlieben abzielen – der Fantasie sind beim Zusammenstellen von Mannschaften kaum Grenzen gesetzt. Heute könnten Pink- gegen Adele-Fans antreten, früher hätte man Beatles- gegen Stones-Fans spielen lassen können – mag aber auch sein, dass das unfair gewesen wäre.

Beim Hobbykick auf der Marswiese, nur der Vollständigkeit halber, kann es manchmal doch kompliziert werden. Schließlich passiert es nicht selten, dass der eine oder andere (Erwin!) zu spät kommt und sich nach Gutdünken der einen oder der anderen Mannschaft anschließt. Das kann, da können sich Charly oder Armin noch so viel Mühe gegeben haben, durchaus spielentscheidend sein. Denn wenn Erwin einmal einen richtigen Erwintag erwischt hat – frage nicht! (Fritz Neumann, 21.12.2023)