Aquaman 2
Der Fortsetzung des DC-Heldenepos "Aquaman" drohte wegen Kontroversen rund um Jason Momoa (Bild) und Amber Heard schon vor der Veröffentlichung ein Flop. Das ist kein Einzelfall.
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Es gibt wenige Motive, die so alt sind wie das des Bruderzwists: Romulus und Remus in der römischen Mythologie, Kain und Abel im Alten Testament. Und zuletzt Arthur Curry alias Aquaman und sein Halbbruder Orm Marius. Letzterer kam aber glimpflich davon – nach ein paar Jahren in einem Wüstengefängnis verzeiht Arthur seinem verschlagenen Blutsverwandten, um mit vereinten Kräften gegen einen übermächtigen Feind zu kämpfen.

Damit ist der Inhalt von Aquaman and the Lost Kingdom schnell erzählt. Doch es ist nicht der recht eindimensionale Handlungsstrang allein, der einen Kassenflop befürchten ließ. Der 2018 erschienene erste Teil der Aquaman-Reihe mit dem hawaiianischen Hollywood-Export Jason Momoa in der Hauptrolle spielte sogar weltweit über 1,15 Milliarden US-Dollar ein und katapultierte sich damit auf den ersten Platz der erfolgreichsten Filme im DC-Universum. Dass der Fortsetzung bereits vor dem offiziellen Kinostart nahezu unterirdische Einnahmen drohten, liegt also nicht unbedingt an der uninspirierten Geschichte, sondern viel mehr an den Negativschlagzeilen ihrer Hauptdarsteller.

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Angeführt wurden jene von dem Prozess um die weibliche Hauptdarstellerin und Aquamans Geliebte Amber Heard. Als Mera, Königin von Atlantis und ausgestattet mit mächtigen Superkräften, fiel ihre Rolle im ersten Teil der Unterwassersaga noch entsprechend gewichtig aus. Heute aber, einen medienträchtigen Verleumdungsprozess gegen Ex-Mann Johnny Depp, dem sie häusliche Gewalt vorgeworfen hatte, später, beläuft sich ihre Bildschirmzeit auf kaum zehn Minuten. Das schlägt sich merklich in der Qualität des Films nieder: Die Handlung leidet deutlich unter herausgeschnittenen Szenen und Nachdrehs, aus denen unsinnige Erzähllücken resultieren. Gemeinsame Szenen mit Mera und ihrem angeblichen Ehemann Aquaman? Fehlanzeige.

Petition gegen Heard

Von welch großem Interesse der sechswöchige Prozess 2022 geprägt sein sollte, war zu Drehbeginn zwar noch nicht klar, doch bereits 2019 gab es eine Onlinepetition, Heard ihre Rolle in Aquaman zu entziehen – ebenso wie Depp in dem Harry Potter-Spin-off Fantastic Beasts. Über vier Millionen digitale Unterzeichner zählte die Petition, Warner Bros. Studios hielt dennoch an ihr fest.

Zudem soll es am Set immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der Schauspielerin und Momoa gekommen sein, wie aus Notizen von Heards Therapeutin hervorgeht: Er soll ihr etwa angedroht haben, dafür zu sorgen, dass sie gefeuert werde. Und weiters heißt es darin: "Jason betrunken – zu spät am Set. Angezogen wie Johnny. Trägt auch die ganzen Ringe." Die Produktionsfirma DC wies das zurück, Momoa sei nie alkoholisiert zum Dreh gekommen, die Ringe seien schlicht Teil seines "Boheme-Stils".

DCs "The Flash" und Marvels Bösewicht

Die Kontroversen um Amber Heard und Jason Momoa waren nicht das einzige Problem, mit dem sich das DC-Heldenuniversum 2023 konfrontiert sah. Im Juni dieses Jahres startete The Flash mit Ezra Miller in den Kinos: Rund um den einstigen Shootingstar häufen sich bizarre Anschuldigungen. Diese reichen von unangemessenem Umgang mit Minderjährigen über Hausfriedensbruch bis hin zu Körperverletzung.

Zwar sollen nie Zweifel an der Veröffentlichung des Films bestanden haben, die Werbephase beschränkte sich allerdings auf ein Minimum. Mit rund 200 Millionen US-Dollar Verlust wurde The Flash schließlich zu einem der größten Box-Office-Flops jemals. Bei DC-Konkurrent Marvel wurde vor wenigen Tagen der Antiheld Jonathan Majors gefeuert, weil er wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden war. Das stürzt das ohnehin problembehaftete Franchise jetzt noch tiefer in die Krise, immerhin wurde Majors’ Figur Kang als filmübergreifende Nemesis geschrieben.

Aquaman and the Lost Kingdom ist der letzte Film der "alten" DC-Ära, bevor Erfolgsregisseur James Gunn seine Helden in eine neue Phase führen soll. Es scheint ein wenig so, als wollte man den Film am liebsten in die unterste Schublade verräumen: Große Werbekampagnen oder Promotouren sucht man vergebens. Immerhin hat ihn nicht dasselbe Schicksal ereilt wie DCs Batgirl – der wurde 2022 wegen interner Querelen gar eingemottet. (Caroline Schluge, 22.12.2023)