Das Bild zeigt das Logo der neuen App Threads von Meta (rechts) und das von Twitter (im Hintergrund).
Die Zuverlässigkeit von Threads, mit einer soliden Infrastruktur im Hintergrund, könnte sich in Krisenzeiten von X für die neue Plattform auszahlen.
AP/Richard Drew

Die kürzlich aufgetretene Störung von X (ehemals Twitter) zeigt die betrieblichen Herausforderungen, mit denen die Social-Media-Plattform zu kämpfen hat. Der größte Ausfall seit der Übernahme durch Elon Musk im Oktober 2022 hat nicht nur die täglichen digitalen Interaktionen der Nutzerinnen und Nutzer gestört, sondern dürfte auch eine weitere Abwanderung zu alternativen Plattformen, insbesondere zu Meta Threads, begünstigt haben.

In den frühen Morgenstunden meldeten X-Nutzer am Donnerstag auf Plattformen wie Downdetector oder allesstörungen.de weitreichende Ausfälle, die vor allem die mobile Anwendung betrafen. Etwa 70 Prozent der Nutzer berichteten von Störungen mit der App. Gleichzeitig zeigten die Daten von Google Trends laut Gizmodo ein interessantes Muster: einen Anstieg der Suchanfragen nach "Threads", was auf einen direkten Zusammenhang zwischen dem Ausfall und der Verschiebung der Nutzerpräferenz in Richtung der von Meta betriebenen Konkurrenzplattform hindeutet.

Zuverlässigkeit gefragt

Trotz ihres Rufs als wenig aufregende Alternative von X hat die Plattform Threads (über bestehende Instagram-Konten) methodisch und unauffällig Nutzer angezogen und kann sich mit laufend neuen Funktionen als zuverlässiges Backup zu X positionieren. Ein Backup, das seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk dringend vermisst wird – und von Konkurrenten wie Mastodon und Bluesky bislang nicht erfüllt werden konnte. Seit kurzem ist Threads auch in Europa verfügbar.

Die Zuverlässigkeit von Threads, mit einer soliden Infrastruktur im Hintergrund, könnte sich in Krisenzeiten von X auszahlen, wie der Zustrom von Nutzern während des Ausfalls nahelegt. X hingegen scheint weiterhin eine aggressive Innovationspolitik betreiben zu wollen und versucht mit neuen Funktionen wie beispielsweise dem KI-Chatbot Grok, die Nutzerbindung zu verbessern und sein Serviceangebot zu erweitern. Ob Neuerungen alleine ausreichen, um die Nutzerbasis zu halten, darf bezweifelt werden.

Personalnot

Ein wesentliches Problem bei X bleibt weiterhin der drastisch reduzierte Personalstand, der mittlerweile nur noch rund 2.000 Mitarbeiter umfassen soll. Das steht in starkem Gegensatz zu den mehr als 7.000 Mitarbeitern aus der Zeit vor Musk. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der starke Abbau jene betrieblichen Schwachstellen offenlegt, die solche und künftige Ausfälle auslösen. Die konkrete Ursache für die jüngste Störung ist noch nicht bekannt. Ironischerweise trat sie kurz nach einem neuen Update auf, das die Benutzerfreundlichkeit verbessern und Fehler beheben sollte.

Unter #TwitterDown wurde der Ausfall auf X interssanterweise selbst zu einem Trendthema, was eine Art ironische Reaktion der Community auf die Probleme der Plattform zeigt. In der Zwischenzeit hat das Management von X, darunter auch Führungskräfte wie Chris Bakke, eher mit Kleinreden und bemühtem Humor als mit Klarstellungen reagiert. Reaktionen wie diese dürften langfristig eher auch nicht dazu beitragen, das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in die Plattform nachhaltig zu stärken und sich bei X gut aufgehoben zu fühlen. (red, 22.12.2023)