Linz – Smartphones sind wahrscheinlich jene in jedem Haushalt vorhandenen Geräte, die in den letzten fünf oder sechs Jahren die größten technischen Verbesserungen erfahren haben – und das wird auch von einer Mehrheit der heimischen Bevölkerung so gesehen: 45 Prozent geben an, dass es da für sie persönlich Verbesserungen oder Erleichterungen gegeben hat, für 37 Prozent hat sich nichts geändert, und nur elf Prozent geben an, dass die Smartphones für sie schlechter oder schwieriger geworden sind. Ähnlich sieht es mit Computern, deren Programmen und Apps aus.

In vielen anderen Bereichen wird aber eine überwiegend negative Entwicklung wahrgenommen. Das ergibt sich aus der in der Vorwoche durchgeführten Market-Umfrage zum Jahreswechsel. Im Auftrag des STANDARD wurden 800 Wahlberechtigten 35 Themen vorgelegt und gefragt: "Wenn Sie jetzt einmal länger zurückdenken, etwa fünf oder sechs Jahre: Was ist da für Sie persönlich besser bzw. leichter geworden, was ist für Sie persönlich schlechter bzw. schwieriger geworden – und wo würden Sie sagen, dass sich wenig geändert hat?"

Ganz eindeutig ist die Wahrnehmung, dass die Sicherheit in der Welt abgenommen hat – das sehen 70 Prozent so. Und 24 Prozent geben auch an, dass die Sicherheit in der Gegend, in der sie selbst leben, abgenommen habe. Auffallend: Unter den jüngeren Befragten (bis zum Alter von 30 Jahren) sagt etwa jeder Fünfte, dass sich die persönliche Sicherheitssituation gebessert habe, bei den Befragten über 50 sehen nur sechs Prozent Verbesserungen.

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Man kann in diesem Punkt deutlich sehen, dass FPÖ-Wähler gefühlsmäßig in einer anderen Welt leben als die übrige Bevölkerung: Die FPÖ-Wählerschaft ist etwa doppelt so stark wie die Wählerinnen und Wähler anderer Parteien der Ansicht, dass ihre Umgebung weniger sicher geworden ist als vor fünf oder sechs Jahren. Diesen Zeitraum haben wir gewählt, weil er zurückreicht in die Zeit, als die türkis-blaue Koalition unter Sebastian Kurz angetreten ist und Herbert Kickl Innenminister geworden ist."

50 Prozent verloren Vertrauen in den Staat

Was seither besonders gelitten hat, ist das Vertrauen in die staatlichen Institutionen: Jeder Zweite sagt, dass dieses Vertrauen erodiert ist – bei den FPÖ-Wählern sind es sogar 71 Prozent. An dritter Stelle der als negativ empfundenen Entwicklungen kommt mit 45 Prozent "die Sprache, das achtsame, gendergerechte Sprechen und Schreiben". Das wird besonders von älteren Befragten als zunehmend schwierig empfunden – in allen Parteiwählerschaften mit Ausnahme jener der Grünen gibt es klare Mehrheiten, die da Verschlechterungen wahrnehmen.

42 Prozent meinen, dass das soziale Netz, "falls man einmal Probleme bekommt", heute schlechter absichert als vor fünf oder sechs Jahren – und das, wobei gleichzeitig ein Drittel der Befragten quer durch alle Altersschichten und sonstigen demografischen und politischen Gruppen sagt, dass der eigene Gesundheitszustand sich verschlechtert habe.

Etwa ausgeglichen ist die Einschätzung der persönlichen Einkommensentwicklung: 23 Prozent sehen eine Verbesserung, Männer deutlich stärker als Frauen. 27 Prozent geben an, dass sie vor fünf bis sechs Jahren besser verdient hätten als heute – das sagen besonders Arbeiter und Selbstständige, während Beamte und Angestellte überdurchschnittlich stark von verbesserten Einkommen berichten.

Pfarrhofer: "Wiederum sind es die freiheitlichen Wähler, die besonders über erlebte Einkommenseinbußen klagen. Die Leute aus dieser Wählergruppe sagen auch überdurchschnittlich oft, dass sie heute mit einem schlechteren Auto unterwegs sind. Sie beklagen sich auch häufiger als andere Befragte, dass ihre Bildungssituation schwieriger geworden ist oder dass sich ihre familiäre Situation und sogar ihr Sexualleben verschlechtert habe." 45 Prozent der freiheitlichen Wähler geben auch an, dass ihr Vertrauen, die eigene Zukunft gestalten zu können, in den letzten Jahren gelitten habe.

Junge Befragte sehen bessere Jobmöglichkeiten

Besonders junge Befragte geben an, dass sich ihre beruflichen Möglichkeiten verbessert hätten – das geht allerdings auch mit einem verbreiteten Gefühl einher, nicht mit jener Freiheit leben zu können, die man sich wünscht. In allen Altersgruppen überwiegt der Anteil jener, die heute eine bessere Wohnsituation haben als vor fünf Jahren, gegenüber jenem, der eine Verschlechterung erlebt.

Nur ein Drittel der Befragten lebt finanziell unbeschwert.
IMAGO/Arnulf Hettrich

In einer separaten Fragestellung ließ der STANDARD erheben, wie die österreichischen Wahlberechtigten ihre finanzielle Situation einschätzen. Wie schon in einer Vergleichsumfrage vor einem Jahr sagen 34 Prozent, dass sie im Wesentlichen finanziell gut zurechtkämen – "diese Leute wählen in einem hohen Maße die ÖVP, die Neos oder die Grünen", liest Pfarrhofer aus den Daten. 38 Prozent geben an, sich "ein wenig" einschränken zu müssen.

23 Prozent aber sagen, sie müssten sich "sehr einschränken" (im Dezember 2022 sagten das 21 Prozent), weitere vier Prozent (im Vorjahr: drei Prozent) sehen sich vor einem finanziellen Desaster stehen. Besondere finanzielle Probleme äußern Befragte im mittleren Alter und mit niedriger formaler Bildung. Vier von zehn FPÖ-Wählern befinden sich nach eigenen Angaben in einer schwierigen bis desaströsen finanziellen Situation.

Pfarrhofer bezeichnet diese Daten als sehr stabil – und reicht dazu die aktuelle Hochrechnung aus der Sonntagsfrage nach: Auch hier gibt es seit Monaten kaum Veränderungen. Würde jetzt – und nicht erst nach einem Wahlkampf im kommenden Herbst – gewählt, so könnte die FPÖ 30 Prozent verbuchen, die SPÖ 24 und die Kanzlerpartei ÖVP 21. Die Neos kämen auf zehn, die Grünen auf acht, die Bierpartei auf drei, die KPÖ auf zwei und weitere Kleinparteien auf etwa zwei Prozent. (Conrad Seidl, 27.12.2023)