Ein umgestürztes Auto zwischen Bäumen. Feuerwehrleute stehen davor.
In Tirol wurde ein Auto von einer Mure von der Straße geschoben und gegen Bäume gedrückt. Der 25-jährige ungarische Autolenker wurde dabei leicht verletzt, seine 21-jährige Beifahrerin blieb unverletzt.
APA/ZOOM.TIROL

Wien – Auch in der Nacht auf Samstag hat Sturmtief Zoltan die Einsatzkräfte von Tirol bis Niederösterreich gefordert. In Niederösterreich rückten die Helfer 130 Mal aus, teilte Franz Resperger vom Niederösterreichischen Feuerwehrlandeskommando mit. In Oberösterreich waren 2.500 Feuerwehrleute bei 200 Einsätzen, in Salzburg 1.400 bei 240 Einsätzen. Zahlreiche Straßensperren und Murenabgänge wurden in Tirol registriert. In Salzburg waren bis zu 5.000 Haushalte ohne Strom.

70 Verkehrsunfälle in Niederösterreich

In Niederösterreich kommen die Helfer seit Donnerstagabend nicht zur Ruhe. Insgesamt rückte die Feuerwehr seither 650 Mal aus. Am Samstag wurden alleine seit Mitternacht 205 entwurzelte und umgestürzte Bäume von Straßen sowie aus Telefon- und Stromleitungen beseitigt, berichtete Resperger. Aufgrund nasser und glitschiger Fahrbahnen wurden zudem binnen zwölf Stunden rund 70 Verkehrsunfälle – allesamt laut bisherigen Informationen ohne Schwerverletzte – verzeichnet.

Im Mostviertel kollidierte Samstagfrüh ein Zug mit einem Baum. Die Feuerwehr Waidhofen an der Ybbs wurde alarmiert und beseitigte das Hindernis. Eine Person wurde aus dem Schienenfahrzeug geleitet, blieb aber unverletzt. "Die Lokalbahn musste gesperrt werden, die Gleise sind beschädigt", teilte das Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten in einer Aussendung mit.

Feuerwehrleute stehen vor einem Zug.
Im Mostviertel kollidierte ein Zug mit einem Baum. Die Feuerwehr Waidhofen a. d. Ybbs wurde alarmiert und beseitigte das Hindernis.
APA/BFKDO AMSTETTEN

Zu einer brenzligen Situation kam es Resperger zufolge auch in Waidhofen an der Thaya im Waldviertel. Dort krachte ein großer Baum auf die B36. Zwei Autofahrer konnten nicht rechtzeitig bremsen und steuerten ihre Pkw unter dem Baum durch. Die Fahrzeuge wurden leicht beschädigt, die Lenker blieben aber ohne Blessuren. Generell lagen aus der Nacht auf Samstag vorerst keine Meldungen über Verletzte vor.

Ab Samstagvormittag waren die Helfer abseits des Sturms zunehmend mit Hochwasser, Vermurungen und Überflutungen konfrontiert. "Vor allem in den Bezirken Krems, Melk, Neunkirchen, St. Pölten und Wiener Neustadt haben bereits einige Bäche die Hochwassergrenzen erreicht. Zudem stehen mehrere Keller und Straßenunterführungen unter Wasser", hielt Resperger fest.

Keine Entwarnung

Allgemein blieb die Lage im Bundesland angespannt. "Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden", betonte der Feuerwehrsprecher. Nervosität herrschte entlang der Donau. Laut Resperger war die Lage hier aber lediglich in Kritzendorf, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg (Bezirk Tulln), "ein wenig angespannt". In den Nachmittagstunden wurde dort sicherheitshalber der Hochwasserschutz errichtet. "Weil unklar ist, wie viele Wassermengen durch die Schneeschmelze noch in die Donau fließen werden", sagte der Sprecher.

Ein Thema blieb auch die Lawinengefahr. In den Türnitzer und den Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie in der Rax-Schneeberggruppe wurde das Risiko oberhalb der Waldgrenze als groß (Stufe 4 von 5) eingestuft.

Feuerwehrauto mit ausgefahrener Leiter und mehreren Einsatzkräften davor.
Durch Dauerregen drang über das Dach eines Seniorenwohnheims in Knittelfeld (Steiermark Wasser ins Gebäude. Das betroffene Dach wurde mittels Plane abgedeckt und mit Sandsäcken gesichert.
APA/THOMAS ZEILER

Überschwemmungen in Oberösterreich

In Oberösterreich verteilten sich die Sturmeinsätze über das gesamte Bundesland. Seit der Nacht leisteten rund 5.000 Helferinnen und Helfer von 323 Feuerwehren mehr als 470 Einsätze. Im Lauf des Samstags verschärfte sich vor allem die Situation mit Hochwasser. Mittags betrafen bereits 30 Prozent der Einsätze Überschwemmungen, teilte die Landeswarnzentrale mit. Die anhaltenden Regenfälle ließen vor allem im Salzkammergut, in der Phyrn-Eisenwurzen-Region und im Mühlviertel die Pegel stark steigen. "Wir rechnen somit landesweit mit kleinräumigen Überflutungen und dem daraus resultierenden Einsatzgeschehen."

In der Nacht auf Samstag standen in Oberösterreich bis zu 14.000 Haushalte ohne Strom. Viele Leitungen konnten repariert werden, mittags waren aber immer noch rund 3.700 Haushalte ohne Versorgung, so Netz OÖ.

500 Feuerwehreinsätze in Salzburg

In Salzburg war am stärksten der Norden des Landes betroffen, also die Landeshauptstadt, der Flachgau und der Tennengau. Seit Beginn des Sturmeinsatzes Donnerstagabend halfen bis Samstagmittag rund 2.000 Feuerwehrleute von ca. 80 Feuerwehren bei 500 Einsätzen. Der größte Teil davon betraf umgestürzte Bäume, etliche Male mussten auch Fahrzeuge geborgen und vereinzelt auch Objekte ausgepumpt werden. In Bischofshofen und St. Johann im Pongau gingen auch Muren ab.

Vor allem im Flachgau und im Tennengau kam es zu Stromausfällen, in der Nacht waren bis zu 5.000 Haushalte betroffen. Zu Mittag waren es noch rund 800 Haushalte, teilte die Salzburg AG mit. Wie lange die Arbeiten zur Wiederherstellung der Versorgung noch dauern, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

Der Katastrophenschutz des Landes Salzburg warnte Samstagmittag vor der Lawinengefahr, die von teils Warnstufe 4 (groß) auf Warnstufe 5 (sehr groß) steigen werde, spontane Abgänge auch von extrem großen Lawinen seien dann möglich.

ZIB 2: Schäden nach Sturmtief
Ein Sturmtief fegt derzeit über weite Teile Europas.
ORF

Mure erfasst Auto in Tirol

In Tirol hatten sich die Unwetterschäden hatten in der Nacht auf Samstag "übers ganze Land verteilt" und zogen "entwurzelte Bäume und blockierte Straßen" nach sich, hieß es seitens der Leitstelle Tirol zur APA. Freitagabend wurde die Alpbacher Landesstraße (L5) in Reith auf einer Länge von 15 Metern verlegt. Ein Auto wurde von der Mure von der Straße geschoben und gegen einen Baum gedrückt. Der 25-jährige ungarische Autolenker wurde dabei leicht verletzt, seine 21-jährige Beifahrerin blieb unverletzt. In Mötz (Bezirk Imst) musste ein Wohnhaus evakuiert werden, nachdem eine Mure auf die Terrasse eines Wohnhauses abgegangen war.

Auch in Wenns wurde eine Straße nach einem Hangrutsch unterspült. Wegen eines Steinschlags wurden in der Nacht auf Samstag in Mils bei Imst vier Wohnhäuser evakuiert. Ein etwa vier mal vier Meter großer Felsblock durchschlug einen Schuppen und drückte einen Strommast um. Es wurde niemand verletzt.

Ein Traktor räumt Geäst von der Fahrbahn weg.
Die heftigen Regenfälle in der Nacht auf Samstag haben in Reith im Alpbach (Bezirk Kufstein) zu einem Murenabgang auf die Landesstraße (L5) geführt.
APA/ZOOM.TIROL

Aufgrund der Wettersituation waren einige höher gelegene Straßen aufgrund von Lawinengefahr gesperrt, in weiten Teilen herrschte große Lawinengefahr (Stufe 4). Betroffen war Samstagmittag vor allem noch der Bezirk Reutte. Am Vormittag waren einige, kleine Ortschaften über den Straßenweg nicht erreichbar, bis zum Abend wurden jedoch die betroffenen Straßen wieder freigegeben. Zudem wurde der Staller Sattel im Bezirk Lienz wegen Lawinengefahr gesperrt. Dagegen war das seit Freitagabend wegen Lawinengefahr gesperrte hintere Ötztal mitsamt dem Wintersportort Obergurgl wieder erreichbar.

Im Pitztal wurden die Verbindungen nach einem Murenabgang wieder für den Verkehr freigegeben. Am Samstag gab es nach einem Lawinenabgang am Roppenkopf im Pitztal eine Suchaktion nach möglichen Verschütteten. Am Abend wurde diese ergebnislos unterbrochen. In der Nähe des Lawinenkegels waren Einfahrtsspuren von Skiern entdeckt worden, bestätigte die Polizei einen Online-Bericht der "Tiroler Tageszeitung" der APA. Näheres war vorerst nicht bekannt. Neben der Bergrettung waren zwei Hubschrauber im Einsatz.

Sturmtief "Zoltan" hält Einsatzkräfte bundesweit in Atem
DER STANDARD

Keine Störungen gab es im Zugverkehr. Laut Streckeninfo der ÖBB kam es in Tirol zu keinen Unwetterschäden. In Vorarlberg blieb es ebenfalls ruhig, wie es auf APA-Anfrage seitens der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) hieß.

Schnee in Kärnten und der Steiermark

In Kärnten herrschte nach den Schneefällen auf höher gelegenen Bergstraßen eine Zeit lang Kettenpflicht, so etwa auf der Katschbergstraße (B99) und der Passstraße (B95) über die Turracher Höhe zwischen Kärnten und der Steiermark. In der Obersteiermark und in der nördlichen Oststeiermark waren in der Nacht auf Samstag die Feuerwehren aufgrund des Neuschnees und des teilweise starken Windes gefordert. Fahrzeuge waren zu bergen und umgestürzte Bäume zu beseitigen, vor allem in den Bereichen Bruck/Mur, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz.

Durch den Dauerregen war über das Dach in einem Seniorenwohnheim im Bezirk Murtal Wasser ins Gebäude eingedrungen. Das Dach wurde mittels Plane abgedeckt und mit Sandsäcken gesichert. Zwischen Mürztal und Fischbach auf der Straße über den Schanzsattel waren Bäume auf die L114 und Stromleitungen gestürzt. Im Bezirk Liezen sorgte die Schneeschmelze für Überflutungen auf Verkehrswegen, in Kläranlagen und in etwa zwei Dutzend Kellern.

Feuerwehrauto steht auf überfluteter Straße.
Die Einsatzkräfte waren auch im Bezirk Liezen (Steiermark) gefordert.
APA/CHRISTOPH SCHLÜSSLMAYR

Relativ ruhig blieb die Lage vorerst im Burgenland. In der Nacht auf Samstag wurden 30 Feuerwehreinsätze gezählt. Der Löwenanteil betraf laut Landessicherheitszentrale Verkehrsunfälle.

Unfall mit Sessellift in Südtirol

Auch in Südtirol sorgte der Sturm für das Umstürzen von Bäumen. Im Skigebiet Ratschings kam es dabei zu einem Unfall mit einem Sessellift. Der Landesfeuerwehrverband meldete am Samstagnachmittag via Facebook, dass sieben Personen verletzt wurden, als Bäume auf den Sessellift Blosegg gestürzt sind. Vier der Personen sollen mittelschwer, die übrigen leicht verletzt worden sein. Der starke Wind habe die Rettungsarbeiten erschwert, heißt es.

Sonderkulanzregeln bei Deutscher Bahn

In Deutschland berichtete indes die Deutsche Bahn, dass die vom Sturm verursachten Schäden weitgehend beseitigt seien. "Der Regionalverkehr fährt wieder planmäßig, und der Fernverkehr normalisiert sich“, wird ein Sprecher im "Spiegel" zitiert.

In Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens, hatten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken beschädigt. Für das Wochenende rechnete die Bahn mit einer starken Auslastung der Züge – zu dem ohnehin starken Weihnachtsverkehr kämen nun Reisende hinzu, die ihre Anreise wegen des Sturms in das Wochenende verlegen mussten: "Es wird sicherlich voll." Die Deutsche Bahn hat Sonderkulanzregeln für Reisende auf der eigenen Website veröffentlicht. (APA, red, 23.12.2023)