Ähnlich wie die kontaktlose Bezahlung per Bankomat soll auch die digitale Variante der E-Card funktionieren. Aktuell wird darauf gewartet, dass Apple die Schnittstellen freigibt.
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Die Ära der Plastikkarten in der Geldbörse neigt sich dem Ende zu. Elektronische Bezahlung via Bankomatkarte kann längst das Smartphone, auch wenn sich viele heimische Banken immer noch weigern, Wallet-Lösungen zu verwenden, und stattdessen Eigenbau-Apps mit fragwürdiger Zuverlässigkeit anbieten. Das Klimaticket und selbst die Kundenkarte vom Baumarkt gibt es mittlerweile am Smartphone.

Als die E-Card vor bald 20 Jahren eingeführt wurde, war von Smartphones freilich noch keine Rede. Im zweiten Halbjahr 2024 feiert die E-Card aber endlich ihre Premiere am Handy. Warum es noch mindestens ein halbes Jahr dauert, ist mit einem Wort erklärt: Apple.

Apple hält den Deckel noch zu

Aber der Reihe nach: Damit man die E-Card am Smartphone auch sinnvoll nutzen kann, muss sie auf die Near Field Communication (NFC) des Smartphones zugreifen können. Damit kann man das Smartphone beim Arzt oder bei der Ärztin einfach auf das Kontaktfeld des Lesegeräts legen – ganz so wie bei der Bankomatkarte auch. Und da wird es kompliziert: Apple hat den Zugriff auf die NFC-Funktionen seiner iPhones noch nicht für Anwendungen außerhalb der hauseigenen Wallet-Lösungen freigegeben.

Zwar wird das Unternehmen laut dem Digital Services Act (DSA) der EU dazu gezwungen, aber bis diese Forderung auch umgesetzt wird, werden noch einige Monate vergehen. Bei Android-Smartphones stellt sich dieses Problem nicht, theoretisch könnte man auf ihnen sofort die E-Card anbieten, aber man würde damit die andere Hälfte der Smartphone-User in Österreich aussperren, was natürlich nach dem Gleichheitsgrundsatz ein Problem wäre.

"Laut dem Digital Services Act muss Apple diese Schnittstellen öffnen", sagt Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky im Gespräch mit dem STANDARD. Bis es im zweiten Halbjahr 2024 so weit ist, werden die Arztpraxen mit NFC-fähigen Lesergeräten ausgestattet. Die digitale E-Card wird aber die bestehende Plastikkarte ergänzen und nicht ersetzen, betont Tursky.

Elga: Ein digitales Gesundheits-Cockpit

Im E-Health-Bereich nimmt der Bund im kommenden Jahr 17 Millionen Euro zusätzlich in die Hand. Ein Schwerpunkt ist die Modernisierung der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga). Diese soll "mehr sein als eine PDF-Sammlung", so Tursky. Künftig sollen möglichst viele Daten in der Elga landen, damit auch die Entwicklung der Gesundheitsdaten zu sehen ist. So sollen etwa Blutbefunde vom Schularzt bis zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung in einer Art digitalem Gesundheits-Cockpit in ihrem Verlauf dargestellt werden können.

"Die Gesundheitsreform ist ja in Wirklichkeit eine digitale Reform, weil wir dort viele Pflöcke einschlagen, was die Vollbefüllung der Elga betrifft", so Tursky. So wird die Diagnosecodierung verpflichtend, Wahlärzte können die Elga künftig nutzen, und sämtliche Bilddaten sollen ebenfalls in ihr erfasst werden. So sollen auch Schulärzte an die Gesundheitsdatenbank angeschlossen werden. Wer das alles nicht möchte, kann aber immer noch hinausoptieren.

Erstellt wurde die Elga eigentlich, um die Kommunikation zwischen Ärzten über den Patienten oder die Patientin zu vereinfachen – von diesem Business-to-Business-Ansatz möchte man sich nun verabschieden. Ziel sei es, die Elga auch für Menschen selbst zu einem nützlichen Tool zu machen. Gleichzeitig sollen die Daten anonymisiert für den European Health Space, also für die Wissenschaft und Forschung, dienen und so die Grundlage für die Gesundheitspolitik bilden.

Tursky: "Gesundheitsdaten mit dem Fax zu verschicken ist ganz klar datenschutzwidrig und sollte der Vergangenheit angehören."
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Das Fax muss weg

In Österreich gehört es nach wie vor zur gelebten Praxis, dass etwa Blutbefunde vom Hausarzt per Fax an das Krankenhaus übermittelt werden. Ein Versand per Mail ist nicht möglich, schon gar nicht an die Patientin oder den Patienten. Oft hört man die Begründung: Datenschutz. Dabei ist gerade das Fax alles andere als ein sicheres (geschweige denn modernes) Kommunikationsmittel. Künftig sollen alle Befunde automatisch in der Elga landen. Tursky warnt vor der weiteren Verwendung von Faxgeräten im Krankenhaus oder der Arztordination: "Das ist ganz klar datenschutzwidrig und sollte der Vergangenheit angehören."

Zulassungsschein wird digital

Aber nicht nur der Gesundheitsbereich wird im Jahr 2024 digitaler. Das neue Jahr soll schon möglichst bald Veränderungen für Autofahrer bringen: Der Zulassungsschein, bisher als gelber Zettel oder im Scheckkartenformat, kommt ebenfalls in die App "eAusweise". Dieser hätte eigentlich schon 2023 kommen sollen, aber die technischen Herausforderungen waren dann doch einigermaßen groß. Denn: Anders als einen Führerschein gibt man einen Zulassungsschein manchmal beispielsweise an Familienmitglieder weiter.

Deshalb wird gerade an einer Lösung getüftelt, damit die App die Kommunikation via Bluetooth zwischen zwei Geräten ermöglichen kann und der digitale Zulassungsschein "übergeben" werden kann, so Tursky. Komplexer wird die Übergabe aber bei Flotten von Firmenautos, wenn viele Autos auf eine Person zugelassen sind; auch hier wird gerade an einer Lösung gearbeitet. Noch im ersten Halbjahr 2024 soll es aber so weit sein, so der Staatssekretär. Ebenfalls recht früh im Jahr 2024 wird auch der Personalausweis in der eAusweise-App digital verfügbar sein. (Peter Zellinger, 29.12.2023)