Nino Mandl fand im Werk von James Joyce Zuspruch: "Es hat mir Mut gemacht, dass man auch ein bisserl was Wilderes machen kann."
Mandl

Die Kinder sind immer aus Wien vom Heller, das hat mir sehr getaugt als Kind, ich hab mir gleich gedacht, das ist irgendwie anders als alles, was ich bis dahin gehört hab." Und recht hat er: "Sie spielen Schlittschuhläufer, Selbstmörder, Damenimitator, Milchkutscher, Klofrau und Invalid, Sterndlgucker, Herrenreiter, Wachtmeister und Kapuziner ..." Da hat der Meister noch keine Bilderrahmen gebastelt, sondern ordentlich getextet! "Und Ambros, Fendrich, Danzer hab ich auch viel gehört, immer alles auf CD, mir taugen die CDs. Vinyl hab ich auch ein paar, aber für die bin ich vielleicht ein bisserl zu unvorsichtig."

Liebste Kinderbücher? "Die kleine Raupe Nimmersatt, voll, die war super. Und Das kleine Ich bin ich, voll, ich hab’s letztens beim Buchhändler aufgeschlagen, das ist immer noch super." Als Heranwachsendem sind ihm die Beatniks eingefahren. "Wie mir der Kerouac mit Unterwegs untergekommen ist, hab ich mir gedacht, ich will auch ein Beatnik werden." Und dann ist ihm als 17-Jährigem beim legendären Frick am Graben aus dem Regal Finnegans Wake quasi auf den Kopf gefallen, "Gesammelte Annäherungen in der Edition Suhrkamp. Ich hab das aufgeschlagen und mir gedacht: ‚Was soll das? Was ist das?‘"

Offenbarung in Buchform

Er hat es gleich gekauft, und in der U-Bahn zurück in den 22. Bezirk hat er angefangen, es zu lesen, und dabei durchgelacht. "Ich fand es gleichzeitig absurd und vertraut. Man weiß gleich, woran man ist, man ist sofort in einer anderen Welt, die mir vertraut war wie ein Brief von einem alten Freund." Er hat gleich die letzte Station verpasst, und da haben sie durchgesagt, dass er gefälligst aussteigen soll, dabei war es doch der Einstieg für ihn: "Ich wollte damals schon ein Künstler sein, und das war so ein weiterer Schritt in die Richtung, mich was zu trauen. Es hat mir Mut gemacht, dass man auch ein bisserl was Wilderes machen kann. Manche sagen, es ist das komplizierteste Buch der Welt, aber für mich war es einfach." Und die Mama hat, wie ihr Kind aus Wien an dem Tag nach Hause gekommen ist, sofort gewusst, dass der Bub ab jetzt ein anderer sein wird – Der Nino aus Wien. (Manfred Rebhandl, 29.12.2023)