Matt Rife
Seit rund einem Jahr läuft es für den US-Amerikaner - seine Vorstellungen sind ausgebucht.
Matt Rife/Instagram

Seine Shows sind ausverkauft, seine Videos auf Social Media erreichen Millionen von Menschen und kürzlich ging auch ein Comedy-Programm von ihm auf Netflix online. Die Rede ist von Matthew Steven Rife, besser bekannt als Matt Rife. Der heute 28-jährige liebt die Kontroverse, provoziert gerne und macht am liebsten Witze über sensible Themen, speziell im Austausch mit seinem Publikum.

Nach Einladungen in US-Talkshows und viel Jubel scheint sich der Wind aktuell gegen Rife zu drehen. Immer mehr Stimmen werden laut, der junge Mann würde zu weit gehen. Im Netflix-Special "Natural Selection" wird vor allem jene Passage diskutiert, in der er sich über eine Empfangsdame mit blauem Auge lustig macht. Wie man sich als Haus so präsentieren könne, fragt er, und man solle die Dame doch lieber in der Küche verstecken. Die Frau, so Rife weiter, hätte aber "wohl kein blaues Auge, wenn sie kochen könnte".

Mob-Mentalität im Netz

Zwölf Jahre lang war der heute 28-jährige Matthew Steven Rife ein nur mäßig erfolgreicher Comedian auf US-amerikanischen Stand-Up-Bühnen. 2022 beginnt er Videos seiner Auftritte unter anderem auf Tiktok zu stellen. Eines davon geht viral und innerhalb weniger Tage kennen Millionen den gut aussehenden Mann. Er wird zu Talk-Shows eingeladen und im August diesen Jahres wurde seine neue "ProbleMATTic World Tour" angekündigt. Diese war trotz stolzer 260 Terminen innerhalb von nur 48 Stunden ausverkauft.

Parallel dazu hatte sich nach dem Netflix-Special allerdings auch eine Anti-Rife Fraktion gebildet, die dem US-Amerikaner unter anderem Misogynie vorwirft. Rife nennt das in einem aktuellen Programm gefährliche "Mob Mentalität". Diese erklärt er damit, dass wenn sich eine größere Gruppe an Menschen im Internet über etwas aufregen würden, sich oftmals unzählige Leute auch noch anschließen würden. Diese projizierten dann ihre eigene Negativität auf die Zielperson, in diesem Falle ihn, Matt Rife.

Das sei das Problem, erklärt der Comedian. "Wenn du einmal im Internet in Schwierigkeiten gerätst, dann ist deine Bestrafung, dass Menschen über dich alles sagen dürfen - alles!" Es sei auch kein Problem, wenn diese Dinge schlimmer sind, als das, über was sie sich eigentlich aufregen. Rife meint, ihn würde das nicht ärgern. Er würde einfach kontern und die Leute "fertig machen".

Keine Angst vor Cancel Culture

In einer US-Talkshow wird über den kontroversen Humor von Rife gesprochen. Eine der Moderatorinnen von "The Social TV" meint, Comedians würden sich seit Jahren darüber beschweren, nicht mehr zu wissen, was sie auf der Bühne eigentlich sagen dürfen. "Cancel Culture vernichtet unsere Kunst", zitiert die Moderatorin die Szene. Als Beispiel nennt sie Kevin Heart, der 2019 die Oscars hätte moderieren sollen. Aufgrund eines alten Tweets, für den er sich später entschuldigte, hätte er das Engagement aber verloren.

Es brauche einen jungen, weißen Mann, sagt die Moderatorin, der sich hier etwas traut. Ihn zu canceln sei wesentlich schwieriger. Immer wieder, nicht nur in dieser TV-Show, wird auf das Aussehen von Rife eingegangen. "Er sieht wirklich wie ein KI-generiertes Teeny Idol aus," schrieb etwa die "Vogue". Der "Dallas Observer" spricht von einem "entwaffnendem Charme" und einem "Lächeln, das er mit der Zartheit eines Fabergé-Eis behandelt."

Mario Barth - Der "King of Comedy" über Gendern, Kommunikation mit Frauen und Männerfreundschaften😅😍
RIVERBOAT

Ähnliche Komplimente hat der deutsche Comedian Mario Barth zuletzt zwar nicht bekommen, dennoch zieht er seit Jahren von Talk-Show zu Talk-Show und erklärt - ähnlich wie Thomas Gottschalk in seiner letzten "Wetten dass.. ?"-Folge -, dass man nichts mehr sagen dürfe. Mit einem T-Shirt und dem Aufdruck "Ich gender nicht, ich habe einen Schulabschluss" tritt er im November 2023 in der ARD-Show "Riverboat" auf und fragt mehrfach, "Darf man das noch sagen?" Auffallend, wie laut der Applaus bei seinen Aussagen in der Sendung ist, auch von einem der Co-Moderatoren. Gecancelt wurde Barth trotz kritischer Aussagen nie. Seine Tour 2024 ist bereits gut gebucht.

Auch die Shows von Matt Rife sind weiterhin ausverkauft. Ganz so unkritisch wie im ersten Hype nach seinem Durchbruch auf Tiktok ist die Stimmung aber nicht mehr. In einem seiner aktuellen Videos macht er sich fast fünf Minuten über eine übergewichtige Frau lustig und erklärt dem Publikum, sich doch bitte nicht auf ihre Seite zu stellen. Er äfft einen vorwurfsvollen Ton mit einer Grimasse nach: "Was ist, wenn sie sich diese Dinge zu Herzen nimmt und sich etwas antut - sich beispielsweise erhängt?" Wie sich das für ihn anfühlen würde, fragt er sich selbst noch immer mit eben jener verstellten Stimme. Seine Antwort: "Wie kam sie da rauf?" Gelächter.

Zukunft ungewiss

In der US-Talkshow "The Social TV" meint eine Moderatorin - wie mittlerweile viele Journalisten im Internet - Matt Rife sei nicht lustig. Er fülle aktuell Stadien, nicht weil er ein guter Comedian, sondern weil er ein Tiktok-Star ist. Die aktuelle Tour sei ausverkauft, aber "schauen wir mal, ob es eine zweite geben wird oder auch ein zweites Netflix-Special". Sein aktuelles Programm heißt ja "Natural Selection", schließt sie ihren Monolog. "Ich glaube, er wird von der Natur ausgewählt zu verschwinden".

Den Comecian lässt die Kritik zumindest äußerlich kalt. Als Running-Gag gegenüber den Cancel-Gerüchten und dem derzeitigen Gegenwind in den Medien antwortet er: "Ihr könnt mich nicht canceln, ich bin nicht eure Mitgliedschaft im Fitness-Studio". (aam, 31.12.2023)