Das Bild zeigt einen PC von innen
Vom Preisanstieg bei PC-Komponenten dürften SSDs heuer besonders stark betroffen sein.
STANDARD/bbr

Langjährige PC-Bastler kennen die Problematik und haben sich bereits damit arrangiert: Mal sind es RAM-Riegel, mal sind es beispielsweise Grafikkarten, die im Vergleich zur Entwicklung anderer Komponenten unverhältnismäßig stark im Preis anziehen. Wie es derzeit aussieht, dürften in diesem Jahr Solid State Drives (SSDs) die Ersten sein, die davon betroffen sind.

Zumindest prognostiziert eine aktuelle Marktanalyse von "Trendforce" einen deutlichen Preisanstieg für diese Speicherlösungen. Grund für diese Entwicklung ist ein erwarteter schneller und starker Anstieg der Kosten für NAND-Flash-Speicher – die Chips sind Kernbestandteil von SSDs. In den vergangenen Jahren konnten die Verbraucher von historisch niedrigen Preisen profitieren – während einige Hersteller von NAND-Flash-Speichern erhebliche Verluste hinnehmen mussten. Diese Niedrigpreisphase dürfte nun zu Ende gehen, da die Überbestände bei den Zwischenhändlern abnehmen und sich die Hersteller auf Preisanpassungen vorbereiten.

Eine Stichprobe auf geizhals.at legt nahe, dass hochwertiger SSD-Speicher von Samsung seit Ende November bereits deutlich teurer geworden ist. So erhöhte sich beispielsweise der Preis einer Samsung SSD 980 Pro mit 2 TB Speicher von 132,90 Euro auf zuletzt 151,90 Euro. Auch Modelle von Western Digital (Black SN950X) und Corsair (MP 600 Pro XT) verzeichnen einen ähnlichen Anstieg bei gleicher Speichermenge.

Alter Trick der Hersteller

Dem Bericht zufolge weisen Wirtschaftsindikatoren und Brancheninsider bereits seit einiger Zeit darauf hin, dass der Weg zur finanziellen Rentabilität eine deutliche Preiserhöhung erfordert, die nicht nur vergangene Rückgänge ausgleicht, sondern vor allem einen nachhaltigen Betrieb sicherstellt.

Laut Daten von "Trendforce" war Samsung zuletzt im dritten Quartal 2023 Weltmarktführer bei NAND-Flash. Weitere wichtige Akteure sind SK Group, Western Digital und Kioxia, die ebenfalls über signifikante Marktanteile verfügen. Trotz ihrer Position stehen diese Unternehmen vor der gemeinsamen Herausforderung, das im Vergleich zu anderen Angeboten wie DRAM weniger profitable NAND-Flash-Segment zu verbessern.

Die strategische Antwort darauf war bereits im Laufe des Jahres 2023 eine Drosselung der Produktion – Samsung beispielsweise reduzierte die Produktionskapazität für NAND-Chips um 50 Prozent. Ein Manöver, um das Angebot zu verknappen, die Preise zu stabilisieren und schließlich die Voraussetzungen für schrittweise Preiserhöhungen zu schaffen.

Die Auswirkungen dieser Produktionskürzungen beginnen nun zu greifen. Die "schlanke Produktionsstrategie" der Hersteller führt zu einer strukturellen Verknappung des Angebots. Diese Situation verschiebt das Kräfteverhältnis zugunsten der Chiphersteller und ermöglicht ihnen eine stärkere Preiskontrolle.

Plus von 50 Prozent für Gewinnzone notwendig

Laut dem Bericht betonen die Hersteller, dass eine Preiserhöhung von bis zu 40 Prozent notwendig ist, um die Produktionskosten zu decken und die Gewinnschwelle zu erreichen. Darüber hinaus streben sie die Rückkehr in die Gewinnzone an, was zu einer Erhöhung von insgesamt rund 50 Prozent führen könnte. Erste Anzeichen dieser Entwicklung sind bereits auf dem Spotmarkt für NAND-Flash zu erkennen. Hier sind die Preise für verschiedene Typen von NAND-Chips innerhalb von drei Monaten deutlich gestiegen, wobei sich die Kosten für einige Chips nahezu verdoppelt haben.

Ein weiterer Faktor, der zu diesem Preisanstieg beiträgt, ist die verzögerte Anpassung der Verkaufspreise der SSD-Hersteller, die auf volle Lager bei Großkunden und Zwischenhändlern zurückzuführen ist. Diese hatten in früheren Phasen der Chipknappheit hohe Lagerbestände aufgebaut. Die daraus resultierende geringere Nachfrage nach neuen Chips führte zu niedrigeren Preisen. Leider nur vorübergehend. Wer also mit dem Gedanken spielt, den Speicherplatz seines Rechners aufzurüsten, sollte den Kauf in nächster Zeit in Erwägung ziehen. (bbr, 2.1.2024)