Next Goal Wins
Schlechteste Fußballmannschaft der Welt? Der Spielfilm "Next Goal Wins" dreht sich um ein Verliererteam und traditionelle Transidentität.
AP/Hilary Bronwyn Gayle

Mit katastrophalen Niederlagen kennen sich österreichische Fußballfans aus. Die Färöer-Insulaner können noch heute ein Lied davon singen. Von einer anderen leidgeprüften Fußballnation erzählt nun der Spielfilm Next Goal Wins. Das Inselatoll American Samoa galt mit seinem 31-zu-null-Debakel gegen Australien lange als die schlechteste Fußballmannschaft der Welt – bis sie mit einem neuen Trainer versuchte, die rote Laterne loszuwerden.

Adaptiert hat die wahre Geschichte kein Geringerer als Marvel-Multitalent Taika Waititi, seines Zeichens zweitberühmtester Neuseeland-Filmexport nach Herr der Ringe-Regisseur Peter Jackson. Mit dem aktuellen Sportfilm hat er sich nach seiner genialen Nazi-Farce Jojo Rabbit erneut ein Herzensprojekt gegönnt, wenn auch ein ungleich harmloseres. Dabei ließ er sich von der gleichnamigen Doku aus dem Jahr 2014 zu einer eigenen Geschichte inspirieren. Der deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender verkörpert darin einen Fußballtrainer, der privat wie beruflich am Sand ist.

Krise, Feelgood und Gags

Ausgerechnet von seiner Chefin und Ex-Frau (Elisabeth Moss) wird er strafweise auf die pazifische Inselgruppe geschickt, um dort die Nationalelf von American Samoa auf Vordermann zu bringen.

Die Latte liegt recht niedrig: Wenigstens ein Tor soll er mit dem Team erzielen. Und eh klar: Mithilfe der Samoaner findet sich der weiße Grantler mit schwerer Midlife-Crisis dann auch selbst – eine klassisch-vorhersehbare Comeback-Story über die "Schönheit des Scheiterns".

KinoCheck

Dass Waititi einen Feelgood-Film drehen wollte, ist offensichtlich. Die Gags des Comedyspezialisten zünden leider nicht alle. Sie haben dann am meisten Biss, wenn sie westliche Vorurteile oder den Kolonialismus im US-amerikanischen Territorium aufs Korn nehmen. Apropos Humor: Passend zum sonnigen Handlungsort plätschert die Story ohne große Überraschungen, aber mit nettem Schmäh dahin.

Quasi im Vorbeigehen nimmt Waititis Sportkomödie dann aber noch ein aktuelles politisches Thema auf. Mit der Figur der Abwehrspielerin Jaiyah Saelua kickt nämlich eine Transperson im Team. Ihre traditionelle Transidentität nennt sich Fa'afafine, dieses dritte soziale Geschlecht ist historisch in der polynesischen Kultur verwurzelt.

Die echte Jaiyah war die erste Transteilnehmerin in einem Weltcup und ist mittlerweile Fifa-Equality-Botschafterin und Jugendtrainerin. Im entscheidenden Spiel gegen den Erzrivalen Tonga – der Höhepunkt des Films – wird Jaiyah dann zum "Man of the Match" gewählt.

Promi aus Österreich

Und noch ein Promi ist mit dabei, sogar mit einer ganz konkreten Verbindung der sympathischen Verlierer von American Samoa zur verwandten österreichischen Fußballseele. Denn der in seiner Heimat legendäre Nationaltorhüter Nicky Salapu war von 2008 bis 2011 beim niederösterreichischen SC Mauerbach unter Vertrag. Wenn das keine vielversprechende Geheimwaffe gegen Tonga oder die Färöer-Inseln ist. (Marian Wilhelm, 4.1.2024)

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