Wien – Ein Jahr lang in jedes öffentliche Verkehrsmittel in Österreich einsteigen und dadurch auf das Auto verzichten: Das war das Ziel des im Oktober 2021 eingeführten Klimatickets der Regierung. Während Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Maßnahme regelmäßig als "Herzensprojekt" titulierte, sorgt das Klimaticket bei den Freiheitlichen für Kritik: Sie sprechen von gravierenden Kosten für Bund und Steuerzahler. Zudem würden die westlichen Bundesländer finanziell "wesentlich schlechter" aussteigen. Der blaue Verkehrssprecher Christian Hafenecker wollte von Gewessler im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage daher wissen, wie sich das Ticket auf das Mobilitätsverhalten im Land ausgewirkt hat.

Bahnhof mit Zügen der ÖBB und der Westbahn.
Rund 272.000 Personen nützen in Österreich das Klimaticket, der Großteil hat es verlängert.
imago images / SKATA

Mit Stand Ende Oktober 2023 besaßen rund 272.000 Personen ein Österreich-Klimaticket, heißt es in der Beantwortung aus dem grünen Ministerium. Rund vier Prozent der verkauften Tickets wurden im Laufe des Jahres gekündigt, 80 Prozent der Besitzerinnen und Besitzer verlängerten das Ticket hingegen.

Ihr Fahrverhalten hat sich laut Ministerium seit Einführung des Klimatickets gewandelt: 50 Prozent aller Besitzerinnen und Besitzer, die grundsätzlich auch ein Auto nutzen, gaben demnach in einer Erhebung an, ihr Mobilitätsverhalten bereits nach einem Jahr zugunsten des öffentlichen Verkehrs geändert zu haben. Rund 23 Prozent sprachen von einer starken Veränderung. Mehr als 40 Prozent hätten vor der Einführung des Klimatickets nur Einzelfahrkarten gekauft. Zwei Prozent seien zuvor gar nicht öffentlich unterwegs gewesen.

Alternative zum Auto

Die Ergebnisse würden sich laut Gewessler mit der Begleitforschung decken, wonach bis zu 20 Prozent der mit dem Klimaticket unternommenen Bahnfahrten alternativ mit dem Auto getätigt worden seien. "Damit zeigt sich ein erster signifikanter Verlagerungseffekt vom Pkw zum öffentlichen Verkehr, was im Umkehrschluss eine reduzierte Nachfrage nach Pkw-Fahrten bedeutet", sagte die Ministerin. Es sei davon auszugehen, dass dies bei Nutzerinnen und Nutzern zu einer geringeren Nachfrage nach Neuwagen führe, heißt es in der Beantwortung weiter. Eine quantitative Evaluierung dazu liege dem Ministerium jedoch nicht vor.

Im Klimaministerium selbst werden die Kosten für das Klimaticket als Jobticket seit Juni 2023 übernommen. Seither wurden laut Beantwortung 582 Österreich-Tickets sowie acht Verlängerungen für Angestellte des Ministeriums "finanziell gestützt". Kostenpunkt bis Ende Oktober: 250.000 Euro. Gewessler betonte jedoch die Einsparungseffekte, die dem gegenüberstünden – etwa bei Fahrscheinen, Inlandsdienstreisen oder der Pendlerpauschale. (lauf, 4.1.2024)