Baustelle des Elbtowers
Der Elbtower ist nicht die einzige aktuelle Baustelle des Signa-Geflechts.
APA/dpa/Marcus Brandt

Wien/Essen – Der Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner denkt über eine Finanzspritze für die insolvente Signa Prime nach. "Ich kann mir vorstellen, Genussrechte der Signa Prime zu zeichnen, damit Geld reinkommt und die Sanierung in Eigenverwaltung werterhaltend umgesetzt werden kann", sagte Haselsteiner am Freitag dem deutschen "Handelsblatt". Zuvor hatte Signa-Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg die Bestandsinvestoren aufgerufen, nochmals 350 Millionen Euro nachzuschießen. Mit dem Geld sollen die Sanierungsverfahren von Signa Prime und Signa Development in Eigenverwaltung sichergestellt und Notverkäufe vermieden werden.

Grundsätzliche Bereitschaft für ein Darlehen signalisierte Haselsteiner schon vor dem Jahreswechsel gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Das sei "möglich, wenn alle zustimmen", so der Investor.

Für eine Finanzierung wurde Grossnigg auch bei der deutschen RAG-Stiftung vorstellig. Sie ist an der Prime mit fünf Prozent, an der Development mit 3,82 Prozent beteiligt. "Wir können bestätigen, dass uns das Schreiben Grossniggs erreicht hat", erklärte eine Sprecherin der Kohlestiftung am Freitag. Die Stiftung prüfe das Schreiben nun. Die Signa war für die APA kurzfristig nicht erreichbar.

Am Donnerstag zitierten die Magazine "Profil" und "Spiegel" aus einem Brief des Sanierungsvorstands der beiden Signa-Töchter Prime und Development an Signa-Investoren. Dem Brief zufolge geht es um 350 Millionen Euro, die Grossnigg bis 15. Jänner aufzustellen versucht. Die Summe soll die beiden insolventen Aktiengesellschaften Signa Prime und Signa Development durch die nächsten drei bis vier Monate tragen, zitieren "Profil" und "Spiegel" aus dem Rundschreiben des im Dezember an Bord geholten Sanierers Grossnigg.

Hilfe "nur für professionelle Anleger geeignet"

Die Eigenverwaltung im Insolvenzverfahren könne "nur funktionieren, wenn 'wir' Liquidität erhalten, um unsere wesentlich werthaltigen Bauprojekte fortzusetzen und den wahren Wert zu erhalten, anstatt Vermögen zu vernichten", heißt es in dem Schreiben weiter. Die Kapitalspritze soll, so die Absicht, helfen, eine Zerschlagung und damit einen noch höheren Schaden für die Investoren abzuwenden.

Auch in den Insolvenzanträgen von Prime und Development ist laut "Profil" von einer Überbrückungsfinanzierung "durch Emission eines Substanzgenussrechts/Massekredits" die Rede.

Allerdings ist das neuerliche Investment in das kriselnde Signa-Geflecht mit Risiko verbunden. Es sei, so heißt es im Brief, "nur für professionelle Anleger geeignet, die das Risiko eines erheblichen Verlusts oder sogar eines Totalverlusts ihres Investments akzeptieren können".

Hilfen mit neun Prozent verzinst

Die Geldspritze der Investoren soll mittels Genussscheinen erfolgen. Die Zinsen betragen demnach neun Prozent jährlich bei halbjährlicher Zinszahlung und einer Beteiligung am Mehrertrag, den eine geordnete Abwicklung im Gegensatz zu einer Zerschlagung bringen soll. Die Laufzeit der Genussscheine von zwei Jahren kann laut den Berichten zweimal um je ein Jahr verlängert werden.

Dem "Profil" sagte Grossnigg: "Die erste Resonanz auf den Brief war positiv, und ich hoffe und bin optimistisch, dass wir das benötigte Geld auch bekommen werden." Fixe Zusagen gebe es allerdings noch nicht. Laut "Spiegel" stößt das Vorhaben auf große Skepsis. Ein Kernproblem sei, dass unklar sei, wie viel Kapital nötig sein werde, wenn die 350 Millionen Euro in drei bis vier Monaten aufgebraucht sind. Investoren, die mitmachen, laufen Gefahr, auch dieses Geld zu verlieren oder erneut nachschießen zu müssen, so das deutsche Nachrichtenmagazin.

Das vom Tiroler René Benko aufgebaute Immobilienimperium ist in der Nullzinsphase der vergangenen Jahre rasant gewachsen. Zur Unternehmensgruppe gehören zahlreiche Geschäftsimmobilien in Deutschland und Österreich sowie der deutsche Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat. In Hamburg baut Signa gerade den 245 Meter hohen Elbtower. Das Projekt steht aber still, weil sich Signa die monatlichen Baukosten von kolportiert 25 Millionen Euro nicht mehr leisten kann. Wie es in Wien mit der Großbaustelle Lamarr am früheren Leiner-Standort in der Mariahilfer Straße weitergeht, ist unklar. Das Edelkaufhaus sollte 2025 eröffnet werden, bisher steht nur das Stahlbetongerippe. Ende November meldete die Signa Holding Insolvenz an, Ende Dezember folgten die Töchter Prime und Development. (APA, red, 4./5.1.2024)