Blutdruckmessgerät
Finanzielle Anreize sollen zu mehr Neugründungen von Kassenordinationen führen.
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Wien – Für die Ärztekammer ist der am Freitag bekannt gemachte Andrang auf die 100 neu geschaffenen Kassenstellen zwar positiv, dieser allein reiche aber noch nicht für eine "umfassende Jubelmeldung". Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, gingen bereits 300 Bewerbungen für eine der neuen Stellen ein. Bundeskurienobmann Edgar Wutscher: "Wir haben derzeit massive Versorgungsprobleme, unabhängig von den 100 zusätzlichen Kassenstellen sind nach wie vor fast 300 Stellen unbesetzt."

Und diese unbesetzten Stellen dürften auch durch die aktuellen Bewerbungen nicht ignoriert werden, so Wutscher in einer Aussendung am Samstag. Die Problematik sei eine tiefgreifende, die nur mit einem ganzen Maßnahmenpaket lösbar sei. Außerdem lasse sich aus der Bewerberzahl allein noch nicht beurteilen, wie zielgenau die Bewerbungen seien, ergänzte Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Denn diese zeige nicht, wie viele davon Allgemeinmediziner und in den Regionen, in denen gesucht wird, verfügbar sind oder wie viele überhaupt die geforderten Kriterien für eine Kassenarztstelle erfüllen.

Startbonus für alle

Positiv sei jedenfalls, dass für die 100 neu geschaffenen Kassenstellen ein Startbonus von bis zu 100.000 Euro geschaffen wurde, um die Erstausstattung der neuen Ordinationen zu unterstützen. Grundsätzlich müsse man sich jedoch überlegen, diesen Startbonus auf die derzeit offenen Kassenarztstellen auszubauen: "Diese finanzielle Hilfestellung unterstützt vielleicht dabei, bestehende offene Stellen schneller zu besetzen", sagt Wutscher.

Um jedoch langfristig die öffentliche Versorgung zu sichern, müssten die Rahmenbedingungen endlich verbessert werden. "Der Startbonus ist ein gutes Zuckerl, aber das allein wird nicht reichen, um langfristige Änderungen zu bewirken", sagt Wutscher. Es fehle immer noch der einheitliche Leistungskatalog, zudem müssten die Honorare leistungsgerechter werden. Ein weiterer Punkt sei die Lockerung der Regelungen bei ärztlichen Hausapotheken: "Wenn Ärztinnen und Ärzte selbst Medikamente abgeben dürften und mehr Hausapotheken erlaubt wären, dann wären das auch Maßnahmen, die helfen würden, die offenen Kassenstellen wieder zu besetzen", ist Wutscher überzeugt. (APA, 6.1.2024)