Foe Saoirse Ronan Paul Mescal
Das hervorragende Schauspiel von Paul Mescal und Saoirse Ronan täuscht in "Foe" nicht über ein lückenhaftes Drehbuch hinweg.
IMAGO/Landmark Media

Karge Orte und unbewohnbare Landschaften liegen nicht mehr in ferner Zukunft: In Foe (Deutsch: Enemy) ist es auf der Erde bereits im Jahr 2065 ungemütlich geworden. Es herrschen Hitze und Dürre, das Wasser wird langsam knapp.

Zwischen den knorrigen, abgebrannten Baumstümpfen einer Wüstenlandschaft liegt der alte Hof von Hen und Junior (Saoirse Ronan und Paul Mescal). Die beiden haben sich nicht viel zu sagen, während des Tages arbeitet Hen in einem entfernten Diner und Junior in einer Geflügelfabrik, abends schweigen sie sich übers Essen hinweg an. Bis plötzlich der merkwürdige Terrence (Aaron Pierre) mit noch merkwürdigeren Nachrichten an die Tür klopft: Junior sei für ein Versuchsprojekt ausgewählt worden, um zwei Jahre lang auf einer Raumstation zu leben. Die Geschichte, die sich daraus entspinnt, ist rasch erzählt. Damit Hen nicht allein bleibt, soll Ersatz für ihren Ehemann her – in Form einer künstlichen Intelligenz, die Junior identisch ist.

Beziehungen von innen

In einem eigenwilligen Kammerspiel sieht man den drei Figuren fortan dabei zu, wie sie mit den Neuigkeiten umgehen. Foe basiert auf dem gleichnamigen Roman von Iain Reid, der zusammen mit Regisseur Garth Davis auch das Drehbuch geschrieben hat. Während das Buch die Beziehungsstrukturen der Eheleute von innen heraus erforscht und mit einer Mischung aus Sci-Fi, Horror und Psychothriller 2018 Erfolge feierte, scheitert die Filmadaption an ihren eigenen Ansprüchen.

MGM

Denn anstelle einer intimen Auseinandersetzung und stillen Symbolismus bürdet sich Foe großangelegte Metaphern auf, die auch zum Ende hin wenig Sinn ergeben. Die Geschichte bleibt oberflächlich, trotz langer Dialoge und langsamer Szenenführung scheinen die Charaktere nie zum Punkt zu kommen.

Dass der Film ursprünglich für die Kinoleinwand konzipiert war und nach einem schlechten US-Start in Europa nun auf die Streamingplattform Amazon Prime verräumt wurde, schwächt das Schockpotenzial: Die Szenen sind an einigen Stellen so dunkel, dass man Gefahr läuft, einen der wichtigsten Wendepunkte glatt zu verpassen.

Fragen ohne Antworten

Es sind vor allem die Hauptdarsteller, die mit aller Kraft versuchen, über Lücken im Drehbuch hinwegzutäuschen. Saoirse Ronan, die für ihre Rolle in Lady Bird 2018 mit einem Golden Globe als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde, verkörpert die zurückhaltende Hen, unter deren Oberfläche es gewaltig brodelt, hervorragend. Paul Mescal, 2024 in der Hauptrolle von Ridley Scotts Gladiator-Fortsetzung zu sehen, spielt einen wütenden Junior, der seinem Schicksal entgegentritt und sich nie so recht damit abfinden möchte.

Doch der Film wirft Fragen auf, die auch dieses Schauspiel nicht auszubügeln vermag. Warum fährt man 2065 noch einen Pick-up aus den Neunzigern? Warum sehen die Kostüme aus, als wären sie den 1960ern entsprungen? Und warum wurde Junior ausgewählt?

Ein stumpfer Twist zum Schluss lässt endgültig verstehen, warum Foe trotz hochkarätiger Besetzung unter dem Radar läuft: Mit einer Mischung aus popkulturell aufgeladener Zukunftsgeschichte, Aufnahmen im Arthouse-Stil und endlosen Monologen wollte man wohl einfach zu viel. (Caroline Schluge, 9.1.2024)