Zwei Hände halten einen Haufen Pellets vor die Kamera.
Drei Gesellschaften der Gruppe sind betroffen. Produktion und Vertrieb sollen saniert werden, das Bauprojekt in Gmunden wurde gestoppt.
AP/Winfried Rothermel

Es kam praktisch aus dem Nichts: Am Freitag beantragte der traditionsreiche Heizungshersteller Windhager am Landesgericht Salzburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Unternehmensgruppe aus Seekirchen sah sich nicht mehr imstande, laufende Kosten zu decken – so blieben etwa die Gehalts- und Lohnzahlungen für Dezember aus. In der Öffentlichkeit stößt dies teils auf Unverständnis, schließlich seien erneuerbare Heizsysteme wie Pellets – das Kerngeschäft Windhagers – gefragt wie nie, von üppigen staatlichen Förderungen ganz zu schweigen. Wie also kam es dazu?

Bis vor kurzem sah die Pelletwelt noch weit rosiger aus, 2022 gilt als Rekordjahr. Nie wurden mehr neue Pelletheizungen installiert, nie wurden mehr Pellets in Österreich produziert und verheizt. 2023 aber folgte der große Einbruch – für viele durchaus überraschend. "Es gab einen regelrechten Kollaps der Nachfragesituation", schildert Christian Rakos, Geschäftsführer des Branchenverbands Pro Pellets. Im ersten Halbjahr 2023 sei dies noch weniger spürbar gewesen, schließlich galt es Bestellungen des Vorjahres abzuarbeiten. Seitdem aber setze der Bestellungsrückgang die Branche nicht nur in Österreich unter Druck. Ähnliche Entwicklungen sind auch in den wichtigen Exportmärkten Deutschland und Frankreich spürbar.

Toxischer Mix

Wie es zu dem nachfrageseitigen Einbruch kam? Eine zentrale Rolle spielt der Ukrainekrieg. Wurden zuvor erhebliche Mengen an Pellets aus Russland und Belarus nach Europa exportiert, führten die Versorgungsengpässe infolge der Sanktionen zu Panikreaktionen am Pelletmarkt. Viele deckten sich frühzeitig und mit größeren Mengen als üblich ein, die Preise "liefen aus dem Ruder", sagt Rakos.

Ähnlich argumentiert Stefan Gubi. Die Pelletpreise stiegen dem Windhager-Geschäftsführer zufolge von 300 auf zeitweise 700 Euro pro Tonne. Die Kundschaft zeigte sich verunsichert, hinzu kamen Debatten um die Nachhaltigkeit und Förderwürdigkeit von Pellets in Deutschland wie Österreich. Mit erheblichen Folgen: Phasenweise kam es zu einem Auftragsrückgang von bis zu 70 Prozent, so Gubi.

Hinzu kommen die hohe Inflation, gestiegene Zinsen sowie ein erschwerter Zugang zu Krediten, gibt Martin Hagleitner zu bedenken. "Wenn ich einen alten Ölkessel gegen eine Pelletanlage oder eine Wärmepumpe tausche, ist das natürlich eine Investition", so der Branchenvertreter. "In einer Phase der allgemeinen wirtschaftlichen Verunsicherung überlegen sich Kunden das zweimal." Zudem stottert auch der Neubau merklich.

All dem konnte Windhager offenbar nicht standhalten, Montagmittag wurden für die Windhager Zentralheizung Technik GmbH (Produktion) als auch die Windhager Zentralheizung GmbH (Vertrieb und Service) jeweils Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet.

Neues Bauprojekt wird zum Stolperstein

Über das Vermögen der Windhager Logistik GmbH – und damit auch das Bauprojekt in Gmunden – wurde indes ein Konkursverfahren eröffnet. Gläubigerforderungen können bis zum 20. März 2024 angemeldet werden. Betroffen sind insgesamt rund 500 Gläubiger sowie 440 Dienstnehmer. Die Passiva der Unternehmensgruppe belaufen sich auf mindestens 86 Millionen Euro.

Mit weiteren Pleiten rechnet aber kaum jemand, auch wenn viele ob des schwierigen Marktumfelds beunruhigt sind. Schließlich haben die Rekordjahre Raum für Rücklagen geschaffen. Windhager ist wohl letztlich die ambitionierte Investition in das neue Wärmepumpenwerk in Gmunden zum Verhängnis geworden. Mit 91 Millionen Euro wurde das Vorhaben budgetiert, Nachfrageeinbruch samt Finanzbedarf dürften zu viel gewesen sein.

Der Pelletmarkt hingegen dürfte sich wohl bald wieder erholen, seit Jahresbeginn greifen neue Förderungen von Bund und Ländern. Umso bedauerlicher sei es, dass Windhager nicht bis zum neuerlichen Aufschwung durchhalten konnte, beklagt Pro-Pellets-Chef Rakos. (Nicolas Dworak, 8.1.2024)