Scheine mit den Gesichtern von Karl Landsteiner und Rosa Mayreder
Die Scheine mit den Gesichtern von Karl Landsteiner und Rosa Mayreder sind immer noch etwas wert, die frühere Serie der Tausender und Fünfhunderter ist für die Nationalbank hingegen nur noch bedrucktes Papier.
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Die Einführung des Euro liegt zwar schon 22 Jahre zurück, und als Buchgeld feierte die EU-Währung gerade sogar das 25-Jahr-Jubiläum. Immer noch besitzen die Österreicherinnen und Österreicher aber unterm Strich 6,8 Milliarden Schilling. Umgerechnet sind das 497,1 Millionen Euro.

Warum das so ist? Der Hauptteil des Schillingvermögens sei vermutlich vergessen worden und wird dann zum Beispiel durch Haushaltsauflösungen entdeckt, heißt es aus der Nationalbank (OeNB). "Häufig hören wir, dass Leute Geld versteckt haben und dann lange nicht mehr finden. Irgendwann wird es dann doch gefunden und bei uns getauscht", erzählt Anton Schautzer, stellvertretender Leiter der Banknoten- und Münzenkasse der OeNB. Reste der Schillingwährung schlummern häufig unter Matratzen, in Kellern, Kleiderschränken und Handschuhfächern alter Autos. Es gebe auch Fälle, wo die Schillingmünzen und -Banknoten gleichsam in jeder Ritze eines Hauses versteckt seien, sagt Schautzer, und die Erben dann "richtiggehend auf Schnitzeljagd gehen".

Nostalgie

Ein kleiner Teil des verbliebenen Schillingbestandes erklärt sich laut OeNB außerdem damit, dass Touristen einst Schillingmünzen in ihre Heimat mitgenommen haben. Manche Menschen hätten Schillinge auch aus Nostalgie aufgehoben. Ex-Nationalbank-Gouverneur Klaus Liebscher zählt wohl dazu. "Ich werde mir sicher ein komplettes Schillingmünzenset aufbewahren. Und Banknoten auch. Denn auf dem Tausender und auf dem Fünfhunderter ist ja meine Unterschrift drauf", sagte er im Jahr 2002. Die Unterschrift eines Zentralbankchefs soll generell den Wert eines Geldscheins unterstreichen.

Umtausch unbefristet möglich

Wer Schillinge oder auch Groschen findet, kann diese immer noch bei der Nationalbank umtauschen. Möglich ist dies an den OeNB-Kassen in Wien-Alsergrund und Innsbruck sowie per Post. "Der Schilling kann, sofern es Münzen und Scheine der letzten Serie sind, unbefristet und kostenlos bei uns eingetauscht werden", sagt Matthias Schroth, Direktor der Hauptabteilung für Bargeld in der OeNB. Für 13,76 Schilling bekommt man nach wie vor einen Euro – zum einst fixierten Wechselkurs von 1999.

Übrigens seien wesentlich mehr Schillingmünzen als -scheine im Umlauf. Bei Banknoten verzeichnet die OeNB seit dem Jahr 2002 einen Rücklauf von mehr als 98 Prozent, bei Münzen liegt er bei nur rund 43 Prozent. Die häufigste noch herumliegende Schillingmünze: zehn Groschen.

Alte Schillingscheine
Für den Tausender mit Erwin Schrödinger und den Fünfhunderter mit Otto Wagner bekommt man heute keinen Euro mehr. Die Hunderter mit Eugen Böhm von Bawerk, Fünfziger mit Sigmund Freud und Zwanziger mit Moritz Daffinger sind hingegen noch etwas wert.
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Ältere Tausender wertlos

Sollte man heute aber auf alte Tausender mit dem Gesicht von Erwin Schrödinger oder auf Fünfhunderter mit dem Antlitz von Otto Wagner stoßen, wäre die Freude verfrüht. Noch 1997 führte die OeNB zwei neue Geldscheine ein. Der Arzt Karl Landsteiner löste den Physiker Schrödinger auf dem Tausender ab, die Frauenrechtlerin Rosa Mayreder den Architekten Wagner auf dem Fünfhunderter. Die Umtauschfrist für Scheine mit Schrödinger und Wagner endete im April 2018.

Die Rücklaufquote der alten Währung geht naturgemäß zurück. Im Jahr 2023 wurden knapp mehr als 19 Millionen Schilling (1,4 Millionen Euro) eingetauscht. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 kamen noch rund 600 Millionen Schilling (43,6 Millionen Euro) zur OeNB zurück. Der höchste Schillingwechsel des Vorjahrs war dennoch ein stolzer Betrag: Ein Niederösterreicher trug 450.000 Schilling auf einmal zur Nationalbank.

Noch bis zum Jahr 2019 fuhr übrigens der sogenannte Euro-Bus der Nationalbank durch die Lande – Bürgerinnen und Bürger konnten auf kurzem Wege Schilling in Euro tauschen. Der Bus tourt heute noch, aber nicht mehr als mobile Wechselstube, sondern im Dienste der Finanzbildung.

Verheiztes Geld

Was geschieht eigentlich mit den bei der heimischen Zentralbank retournierten Schillingen? Das Hartgeld werde an die Münze Österreich zurückgeliefert, dort verunstaltet und je nach Metall recycelt, sagt OeNB-Bargeldexperte Schautzer. Die Scheine wiederum würden "geschreddert und verbrannt" werden. "Daraus wird thermische Energie, also Fernwärme, gewonnen", sagt Schautzer. "Wenn dann noch Schlacke übrigbleibt, wird diese zur Herstellung von Zement verwendet. Die letzten Schillinge werden so nachhaltig wie möglich verwertet." (Lukas Kapeller, 10.1.2024)