Kreditkarten, Mastercard, Visa, Bargeld
Kreditkartenunternehmen verdienen bei bargeldlosen Einkäufen mit, aber nicht nur sie.
APA/dpa/Marius Becker

Die Österreicherinnen und Österreicher haben ein Faible für Bargeld. Hierzulande bevorzugen 47 Prozent, mit Scheinen und Münzen zu bezahlen, zeigte eine Studie der Unternehmensberatung Strategy& im Dezember 2022. In den Niederlanden sind es zum Beispiel nur 23 Prozent, in Schweden 19 Prozent. Dennoch: Rund eine Milliarde Transaktionen wurden 2022 mit Karten getätigt, die in Österreich herausgegeben wurden – in einem Wert von knapp 50 Milliarden Euro. Da liegt es nahe, diese für viele mysteriöse Transaktion zu beleuchten.

Frage: Welche Gebühren werden für einen Händler bei einer Kartenzahlung fällig?

Antwort: Manche Geschäfte bieten bis heute keine Kartenzahlung an. Der Grund liegt häufig in den Gebühren und Anschaffungskosten für ein digitales Zahlungssystem.

Vereinfacht gesagt teilen sich die Kosten des Händlers in Österreich bei einer Kartenzahlung in drei Gruppen: Er muss eine Gebühr für die kartenausgebende Bank bezahlen, die sogenannte Interchange Fee. Der Zahlungsdienstleister Nexi beziffert diese auf Anfrage des STANDARD mit 0,3 Prozent des Kaufpreises. Zweitens muss ein Händler die Scheme Fee des Kartenunternehmens berappen, zum Beispiel Visa oder Mastercard, die 0,2 Prozent beträgt. Drittens ist die Gebühr für die Verarbeitung der Transaktion zu bezahlen: die Acquirer Fee.

Ein Acquirer ist jener Zahlungsdienst, den eine Handelsfirma zum Abwickeln von Bezahlungen mit Kredit- und Debitkarten nutzt. Beim Beispiel des Tarifs, den Nexi Austria Händlern in Österreich künftig anbietet – pauschal ein Prozent pro Transaktion –, bleiben dem Acquirer also 0,5 Prozent.

Bei Zahlung mit Kreditkarte sind die Gebühren höher. Der Händler muss daher entweder etwas mehr abgeben oder der Anteil vom Kuchen für den Acquirer wird kleiner.

"Unsere Kunden sind die Händler. Das Risiko für den Händler tragen bei Zahlungsausfall wir als Acquirer. Das Risiko für den Kunden tragen die Banken", erklärt Carola Wahl, Nexi-Chefin im deutschen Sprachraum, diesen Modus. Sie räumt ein: "Der Markt ist noch sehr unübersichtlich, was Tarife und Gebühren angeht. Das führt nicht unbedingt zu Vertrauen, und das wollen wir gerne ändern."

Kartenlesegeräte werden von immer mehr Händlern eingesetzt
Wie sich die Kosten für Händler bei Kartenzahlung aufteilen können, am Beispiel eines angekündigten Tarifs von Nexi Austria. Andere Acquirer heben fixe Centbeträge pro Transaktion ein.
DER STANDARD

Frage: Was sind das für Unternehmen, die Kartenzahlungen abwickeln?

Antwort: Die großen Banken, die man vom Privatkundengeschäft kennt, tun das in der Regel nicht mehr. Das Händlergeschäft machen spezialisierte Zahlungsdienstleister, die sogenannten Acquirer. Beispiele sind Payone, Card Complete, Hobex, First Data und das besagte Nexi.

Frage: In manchen Geschäften liest man "Kartenzahlung erst ab zehn Euro". Ist das rechtlich okay?

Antwort: Eine gesetzliche Grundlage, die ein Unternehmen verpflichtet, bargeldlose Zahlungsmittel anzunehmen, gibt es zwar nicht. Aber private Unternehmen schreiben ihren Partnern durchaus vor, dass es keinen Mindest- oder Höchstbetrag bei Kartenzahlung geben dürfe. Laut Verein für Konsumenteninformation (VKI) untersagt Mastercard zum Beispiel in seinen Geschäftsbedingungen, dass Händler eine Untergrenze für Kartenzahlung einziehen. Allerdings machen es Letztere häufig trotzdem. Für Verbraucher bestehe kaum eine Möglichkeit, dies vor Ort durchzusetzen, sagt der VKI.

Zahlungsdienstleister bieten heute laut Nexi-Austria-Chef Damir Leko aber auch spezielle Tarife an, etwa mit Pauschalen, um Kartenzahlung auch für Kleinstbeträge für Semmeln oder Kaugummis bei Händlern attraktiv zu machen.

Frage: Ist es für ein Geschäft oder Lokal zulässig, keine Barzahlung zu akzeptieren?

Antwort: Bargeld ist in Österreich gesetzliches Zahlungsmittel. "Die Bevölkerung braucht die Sicherheit, dass dieses Zahlungsmittel tatsächlich angenommen wird. Es kann nicht sein, dass es einseitig, ohne Begründung ausgeschlossen wird", appelliert Petia Niederländer von der Nationalbank an Unternehmen.

Frage: Ist nicht auch die Verwaltung und Verwahrung von Bargeld teuer?

Antwort: Ja. Auch der sogenannte Bargeldservice von Banken kostet Geld. Dazu zählen etwa Transport, Versicherung von Bargeldbeständen, Bündelungen und Echtheitsprüfungen, erklärt Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer. (Lukas Kapeller, 20.10.2023)