Beckenbauer blickt ins Bild.
Die Fußballwelt trauert um Franz Beckenbauer.
AFP/CHRISTOF STACHE

München / New York – Karl-Heinz Rummenigge will für den am Sonntag gestorbenen Franz Beckenbauer eine große Trauerfeier veranstalten. "Die ganze Welt des Fußballs und darüber hinaus trauert um unseren Freund Franz. Der FC Bayern sollte ihm zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte", sagte der ehemalige Bayern-Chef der "Bild".

Hoeneß: "Größte Persönlichkeit, die der FC Bayern jemals hatte"

"Ich bin tief erschüttert. Franz Beckenbauer hat die Geschichte des deutschen Fußballs neu geschrieben und nachhaltig geprägt", hatte der Aufsichtsrat des deutschen Fußball-Rekordmeisters in einer Mitteilung des Vereins gesagt. "Er war mein Kapitän beim FC Bayern, mein Trainer bei der Nationalmannschaft, unser Präsident bei Bayern und in all diesen Rollen nicht nur erfolgreich, sondern einzigartig." Der 68 Jahre alte Rummenigge weiter: "Der deutsche Fußball verliert die größte Persönlichkeit in seiner Geschichte."

Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß meinte: "Franz Beckenbauer ist die größte Persönlichkeit, die der FC Bayern jemals hatte. Als Spieler, Trainer, Präsident, Mensch: unvergesslich. Niemand wird ihn jemals erreichen." Nach Informationen der "Bild" hat Rummenigge schon am Montag mit Hoeneß darüber telefoniert. Die Bayern wollen die Machbarkeit des Vorschlags prüfen. Die Trauerfeier würde dann in der Allianz-Arena mit 75 024 Plätzen stattfinden. Beckenbauer war am Sonntag im Alter von 78 Jahren gestorben.

Die drei Männer stehen nebeneinander.
Das legendäre Bayern-Triumvirat: Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness vor einem Spiel 2011.
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DFB-Pokal oder Stadion umbenennen?

Beckenbauers ehemaliger Mitspieler Berti Vogts hat einen weiteren Vorschlag: Der frühere Bundestrainer kann sich zu Ehren Beckenbauers vorstellen, den DFB-Pokal umzubenennen: "Es ist wichtig, dass sein Name nicht in Vergessenheit gerät bei den folgenden Fußballer-Generationen. Vielleicht sollte man beim DFB darüber nachdenken, zum Beispiel den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer zu benennen", sagte Vogts der "Rheinischen Post".

Auch der ehemalige Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld hat eine Idee. "Die Ausstrahlung des FC Bayern hat er zusammen mit Gerd Müller, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und ein paar anderen mit aufgebaut", sagte Hitzfeld dem Nachrichtenportal t-online: "Deshalb würde es auch gut passen, wenn man die Allianz Arena in Franz-Beckenbauer-Arena umbenennen würde." Hitzfeld war während Beckenbauers Zeit als Präsident des FC Bayern insgesamt siebeneinhalb Jahre Trainer der Münchner. Für ihn sei Beckenbauer "der Größte aller Zeiten, weil er alles erreicht hat, was man erreichen kann: Als Weltklasse-Spieler und danach auch als Trainer mit Deutschland Weltmeister zu werden. Er hatte diese weltweite Strahlkraft, die überall geschätzt wird Auch als Mensch war er sehr respektvoll", sagte der 74-Jährige: "Wir haben uns immer sehr gut verstanden."

Jürgen Klinsmann verabschiedete sich mit emotionalen Worten von Beckenbauer. "Lieber Franz, wir sind Dir für immer unendlich dankbar, für alles was Du für uns und den Fussball getan hast", schrieb der frühere Bundestrainer auf X, früher Twitter. "Als Spieler, als Teamchef, als Präsident, als großes Vorbild mit Deinem einzigartigen Charme, Deiner Leichtigkeit und Lebensfreude. WE MISS YOU!"

Unter Beckenbauer war Klinsmann 1990 Teil jener deutschen Nationalmannschaft, die im Finale von Rom den WM-Titel gewann. Mit dem FC Bayern und Interimscoach Beckenbauer holte der Stürmer 1996 zudem den Uefa-Cup.

"'König' Pele hat seinen Bruder verloren"

"'König' Pele hat seinen Bruder verloren." Mit diesen Worten reagierte die Stiftung des am 29. Dezember 2022 verstorbenen Weltfußballers Brasiliens auf Instagram. "Die beiden Legenden pflegten eine schöne und seltene Freundschaft, ein Leben lang."

Argentiniens Weltmeister Lionel Messi veröffentlichte auf Instagram ein Schwarz-Weiß-Foto von Beckenbauer aus dessen Zeit als Nationalspieler und schrieb dazu "QEPD". Das Kürzel steht für "Que en paz descanses" (Mögest du in Frieden ruhen).

"Franz Beckenbauer: eine Legende des deutschen Fußballs und des Weltfußballs", schrieb Gianni Infantino, Präsident des Weltverbands Fifa, auf Instagram. "Der Kaiser war ein großartiger Mensch, ein Freund des Fußballs, ein Champion und eine wahre Legende", fuhr Infantino fort. "Wir werden Dich niemals vergessen, lieber Franz, Danke für alles."

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin erinnerte sich vor allem an den Spieler Beckenbauer. "Seine unvergleichliche Vielseitigkeit, seine eleganten Übergänge zwischen Abwehr und Mittelfeld, seine tadellose Ballkontrolle und sein visionärer Stil haben die Art und Weise, wie Fußball in seiner Ära gespielt wurde, neu geprägt", sagte der Slowene. "Beckenbauers Vermächtnis als einer der ganz Großen des Fußballs ist unbestritten. Wir verabschieden uns von einer wahren Legende."

Ex-Innenminister Schily beklagt Umgang mit Beckenbauer

Der ehemalige deutsche Innenminister Otto Schily beklagte den Umgang mit Beckenbauer im Zuge der nie ganz aufgeklärten "Sommermärchen-Affäre" bei der Heim-WM 2006. "Es war nicht fair, wie man mit ihm umgegangen ist. Das war sehr schmerzlich für ihn", sagte Schily in der am Montagabend ausgestrahlten ARD-Dokumentation über Beckenbauer.

Beckenbauer, zunächst dafür gefeiert, die WM nach Deutschland geholt zu haben, war im Zusammenhang mit der Ausrichtung Betrug vorgeworfen worden. Die Schweizer Justiz stellte ihre Ermittlungen gegen ihn im April 2020 ein. Die Vorwürfe seien verjährt, weil 15 Jahre nach der angeblichen Straftat (27. April 2005) kein erstinstanzliches Urteil ergangen sei, hieß es in der Begründung. "Wie Beckenbauer plötzlich der Buhmann war, obwohl er so viel geleistet hat für unser Land, das konnte ich nicht nachvollziehen", sagte der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer.

MLS-Chef: "Franz zeigte, was für den Profifußball in den USA möglich war"

Auch in den USA rief der Tod von Beckenbauer Reaktionen hervor, etwa beim Chef der Fußballliga MLS, Don Garber: "Die Major League Soccer trauert um die Fußballlegende Franz Beckenbauer. Als einer der größten Spieler aller Zeiten zeigte Franz, was für den Profifußball in den USA möglich war, als er 1977 zu den New York Cosmos wechselte, drei Meisterschaften gewann und die Stadien füllte", schrieb Garber am Montag auf X.

Garber erklärte zudem, dass er sich öfter mit Beckenbauer im Ligabüro in New York getroffen habe, um über die Zukunft des Sports zu sprechen. "Ihm lag die kontinuierliche Entwicklung des Fußballs in Nordamerika wirklich am Herzen", schrieb der MLS-Chef. Beckenbauer lief nach seinem Wechsel von München nach New York ein Jahr lang an der Seite der brasilianischen Fußballlegende Pelé auf.

Beckenbauer und Pele.
Franz Beckenbauer und Pele im Dress von Cosmos New York 1977.
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Auch New York Cosmos äußerte sich: "Sein Einfluss war sofort spürbar, als er zusammen mit seinem guten Freund Pelé ein Team bildete, das nicht nur den Meistertitel gewann, sondern auch die Herzen der Menschen von Cosmos-Land", schrieb der Klub, für den Beckenbauer 1977 bis 1980 sowie in der Saison 1983 spielte, auf seiner Homepage.

Auch andere Sportgrößen gedachten Beckenbauer. Der dreimalige Wimbledon-Sieger Boris Becker bezeichnete ihn als sein "Vorbild und Mentor". "Er hatte immer eine Schulter zum Anlehnen für mich", schrieb der Fußballfan Becker auf X. "Franz hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Du wirst uns allen sehr fehlen. Servus, mein Freund." (APA, sid, red, 9.1.2024)