Sarah Wiener
In einer persönlichen Erklärung gab Wiener am Dienstag ihren Rückzug aus dem EU-Parlament bekannt.
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Brüssel – Sarah Wiener, bisher eine von drei österreichischen Abgeordneten der Grünen im Europäischen Parlament, wird kein zweites Mal kandidieren. Das gab die Unternehmerin und Köchin, die ihren Wohnsitz in Deutschland hat, am Dienstag bekannt.

"2024 ist für mich ein Neuanfang, wieder einmal, und die Chance, neue Wege zu beschreiten. Ich werde nicht mehr für die kommende Legislaturperiode im EU-Parlament kandidieren", erklärte die 61-Jährige. Wiener hatte 2019 als Listenzweite für die Grünen kandidiert und wurde gewählt. Spitzenkandidat war damals Werner Kogler, der das Mandat allerdings nicht annahm.

Buntes Leben

In Zukunft möchte sich Wiener intensiver um ihre gemeinnützige Stiftung kümmern. Diese sei zur größten Ernährungsinitiative Deutschlands herangewachsen und habe bereits rund 1,25 Millionen Kindern in Deutschland das Kochen beigebracht. "Daneben werde ich auch die eine oder andere Tätigkeit vor meiner Zeit als Politikerin wieder aufnehmen und freue mich darauf, wieder Herrin meines selbstgestalteten bunten Lebens sein zu dürfen", betont die EU-Abgeordnete in einer persönlichen Erklärung.

Wiener war zuletzt Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie stellvertretendes Mitglied in den Ausschüssen für Binnenmarkt und Verbraucherschutz sowie Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Die Grünen in Wien suchen immer noch eine Spitzenkandidatin oder einen Kandidaten für die EU-Wahl. Wunschkandidatin wäre offenbar die Klima-Aktivistin Lena Schilling, die ihre Entscheidung über ein parteipolitisches Engagement noch vor sich herschiebt. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, die auch im Gespräch für eine Spitzenkandidatur war, hat definitiv abgesagt, auch Justizministerin Alma Zadic will sich das nicht antun.

Abgesagter Kongress

Michel Reimon, derzeit Nationalratsabgeordneter der Grünen, hatte eine Kandidatur angekündigt, diese aber wieder gekränkt zurückgezogen. Reimon war offenbar enttäuscht darüber, dass er in die Entscheidungsfindung von der Parteispitze nicht eingebunden wurde und selbst nicht als Spitzenkandidat in Frage kam. Begründet hat er seinen Rückzug mit der von der Partei beschlossenen Absage des Bundeskongresses im Dezember. Reimon, so äußerte er sich damals, hätte keinerlei Verständnis dafür, dass sich die Grünen zu aktuellen weltpolitischen Entwicklungen nicht äußern wollten und nicht bereit seien, offensiv Position zu beziehen.

Die derzeitige Delegationsleiterin der Grünen im EU-Parlament, Monika Vana, ist in Österreich weitgehend unbekannt geblieben und im öffentlichen Diskurs nicht präsent. Das spricht dagegen, dass sie selbst den ersten Listenplatz einnimmt, dazu bräuchte es eine Persönlichkeit mit mehr Reichweite. Immerhin ist die EU-Wahl erstens wichtig und zweitens auch so etwas wie ein Aufwärmen für die Nationalratswahl im Herbst. Spätestens beim Bundeskongress im Februar muss eine Entscheidung fallen. (Michael Völker, 9.1.2024)