Der Tod von Mahsa Amini im September 2022 löste eine weltweite Protestbewegung gegen das iranischeRegime aus. Hier zu sehen ist eine Demonstration in London zum ersten Jahrestag des Todes Amini im September 13.
Der Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022 löste eine weltweite Protestbewegung gegen das iranische Regime aus. Hier zu sehen ist eine Demonstration in London zum ersten Jahrestag des Todes Aminis imSeptember 2023.
IMAGO/Vuk Valcic

Im Iran ist ein bekannter Popmusiker nach einem kritischen Song über die Kopftuchpflicht für Frauen laut Medienberichten verurteilt worden. Der Sänger Mehdi Jarrahi sei zu zwei Jahren und acht Monaten Haft sowie 74 Peitschenhieben verurteilt worden, berichtete die iranische Zeitung "Emtedad" am Dienstag unter Berufung auf seine Anwältin auf Telegram. Von der Justiz gab es zunächst keine Informationen zu dem Urteil.

Der Sänger hatte im August 2023 mit der Veröffentlichung des Songs "Roosarito" (Dein Kopftuch) großes Aufsehen erregt. Die Botschaft des kritischen Liedes zeigt sich schon im Vorspann: Dort spricht er sich für das optionale Kopftuch aus und widmet das Lied den mutigen Frauen seines Heimatlandes.

Mehdi Yarrahi - Roosarito… | مهدی یراحی - روسریتو…
Mehdi Yarrahi

Kurz nach der Veröffentlichung des Songs auf YouTube wurde der Sänger festgenommen. Inzwischen ist er laut seiner Anwältin auf Kaution wieder frei. In dem Lied singt Jarrahi unter anderem: "Leg Dein Kopftuch ab, lass Dein Haar frei (...)." - eine Referenz an die niedergeschlagene Protestbewegung im Herbst 2022, die von Frauen angeführt wurde.

Hartes Vorgehen des Staates

Erst im Dezember wurde berichtet, dass auch der Schauspieler Mohamad Sadeghi nach Kritik an der gewaltsamen Durchsetzung der Kopftuchpflicht nach eigenen Angaben zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Dies veröffentlichte Sadeghi auf seinem Instagram-Konto, in dem er die Verurteilung bekannt machte.

Die Justiz werfe ihm vor, dazu angestiftet zu haben, die Sicherheit des Landes zu stören, sagt er darin. Eine Mitteilung der Justiz gab es zunächst nicht.
Sadeghi war im Juli in seinem Wohnsitz in der Hauptstadt Teheran festgenommen worden und kam auf Kaution auf freien Fuß. Vor der Festnahme hatte der Schauspieler ein Video veröffentlicht, in dem er das gewaltsame Vorgehen des Staates gegen Frauen kritisierte, die sich nicht an die strengen Kleidervorschriften halten.

Zusammenstoß mit Sittenwächtern

Seit dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam vor mehr als einem Jahr ignorieren viele Frauen in den Metropolen des Landes die Kopftuchpflicht aus Protest gegen das islamische Herrschaftssystem. Mahsa Amini war festgenommen worden, weil sie gegen die Kleiderordnung verstoßen haben soll. Ihr löste im Herbst 2022 die schwersten Proteste in der Geschichte der Islamischen Republik aus.

Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Straßen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren. Amini war nach einem mutmaßlich gewaltsamen Zusammenstoß mit den berüchtigten Sittenwächtern ins Koma gefallen und kurz darauf verstorben. Der Staat reagierte auf die Proteste mit äußerste Härte. (red, APA, 9.1.2024)