Am 29. Jänner 1886 hat der deutsche Autobauer Carl Benz sein "Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb" zum Patent angemeldet. Keine 40 Jahre später, in den 1920ern, prägte das Automobil mit Verbrennungsmotor das Straßenbild in den US-Metropolen ebenso wie in Westeuropa. Was weniger bekannt ist: Um 1900 waren Elektroautos noch Marktführer gewesen, erst mit der Massenproduktion durch Ford und andere Hersteller setzten sich Verbrenner durch.

So sicher, wie der erste Anlauf scheiterte, so sicher sieht es danach aus, dass sie im zweiten Elektroauto den Siegeszug antreten werden. Jahr für Jahr steigen die Neuzulassungen der E-Autos. Fast ein Fünftel der Neuwagen waren 2023 batterieelektrische Pkws, so die Internationale Energieagentur IEA, 2020 waren es vier Prozent gewesen.

Der Staat fördert in Österreich E-Autos nicht nur via Kaufprämie für Private. E-Autos sind auch steuerlich begünstigt, etwa von der motorbezogenen Versicherungssteuer befreit.
IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Doch auf dem Pfad kommt es auch zu Rückschlägen. So einer deutete sich in Deutschland zum Jahreswechsel an. Am 18. Dezember schaffte die Ampelkoalition die staatliche Förderung für E-Autos quasi über Nacht ab. Grund dafür waren die Regeln der Schuldenbremse. Deren strikte Auflagen waren von der Koalition in Berlin ignoriert worden, das deutsche Höchstgericht drängt in einem Urteil auf die Einhaltung ebendieser.

Vom deutschen "Autopapst" Ferdinand Dudenhöffer abwärts prophezeiten Experten daraufhin einbrechende Verkaufszahlen bei den Herstellern. Immerhin 6.750 Euro betrug die Förderung für 2023 bei E-Autos, 4.500 wären es für 2024 gewesen. Ein Teil sollte vom Staat kommen, ein Teil von den Herstellern.

Zur Verblüffung aller haben sich Herstellern dazu entschlossen, die Rabatte weiter zu gewähren. Die Autobauer behalten die ganze oder den größten Teil der Prämie im ersten Quartal 2024 bei, wie Stefan Bratzel sagt.

Bis zu 7.000 Euro Rabatt

Er leitet das Center of Automotive Management an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach und beobachtet die Preisentwicklung genau. Tatsächlich tauchen immer mehr Berichte über Rabattaktionen auf. Die Frankfurter Rundschau berichtet diese Woche, dass VW auf Elektrofahrzeuge einen Nachlass in Höhe von 4.760 bis 7.000 Euro gewährt. Der Autobauer behält den Herstelleranteil bei der E-Auto-Prämie bei und setzt einen Rabatt je nach Modell in unterschiedlicher Höhe drauf.

Kia, Hyundai, Renault und Nissan hatten bereits davor angekündigt, die Umweltprämie wie geplant für 2024 im ersten Quartal zu gewähren. Der chinesische Hersteller MG hat einen Rabatt von 3.000 Euro zugesagt. Stellantis (Peugeot, Fiat, Opel) will bis Ende Februar die volle Prämie für ausgelieferte Pkws zahlen.

Damit stellt sich die Frage, ob es überhaupt staatliche Kaufförderungen von E-Autos braucht? Die deutsche Erfahrung deutet an, dass die Produzenten so oder so üppige Rabatte gewähren, der Zuschuss für sie Körberlgeld ist. Die Debatte ist für Österreich relevant. Hier ist der Zuschuss erst im Dezember für 2024 verlängert worden. 5.000 Euro Prämie gibt es für ein vollelektrisches Auto beim Privatkauf, wobei 3.000 vom Staat kommen und 2.000 von den Herstellern. 114,5 Millionen Euro stellt das Klimaministerium zur Verfügung. Eine neue, vielversprechende Technologie finanziell anzuschieben kann laut Ökonomen Sinn machen, zumal Entwicklungskosten hoch sind. Aber ist sie einmal ausgereift, fällt Rechtfertigung für den Zuschuss weg. Die Mobilitätsforscherin Barbara Laa von der TU-Wien sieht jedenfalls aufgrund der Entwicklung in Deutschland einen Grund mehr, die E-Auto-Förderung in Österreich zu hinterfragen.

Preisvorteil selbst ohne Prämie

Was sind die Gründe für die Entwicklung? Eine Erklärung ist, dass das E-Auto-Segment wächst und Autobauer lieber höhere Marktanteile anstreben, auch wenn sie zwischenzeitlich auf Marge verzichten. Die wird aktuell ohnehin noch mit Verbrennern verdient, sagt Autoexperte Bratzel. Deutsche Autobauer haben ein gutes Jahr hinter sich und können die Elektrofahrzeuge quersubventionieren. Manche Hersteller dürften davon ausgehen, dass es teurer wäre, ihre bisher aufgebauten Produktionskapazitäten nicht auszuschöpfen.

Auf einen Blick
So viele E-Autos wie noch nie
STANDARD

E-Autos sind bei der Anschaffung immer noch teurer als Verbrenner, was laut Experten viele Kunden von Kauf abhält. Allerdings sind sie unterm Strich "häufig" günstiger, sagt der deutsche Automobilklub ADAC, weil sie im Betrieb eine Kostenersparnis ergibt. Laut einer Studie der Denkfabrik ICCT, die eine Wende zur E-Mobilität propagiert, ist ein E-Auto der Kompaktklasse aktuell über vier Jahre selbst ohne Kaufprämie um 5.100 Euro billiger als ein Benziner. Allerdings: Im Kleinwagensegment ergebe sich kein Preisvorteil ohne Förderung, so die Denkfabrik ICCT.

Dabei schwingt das Pendel zunehmend zu E-Autos um. 2023 stieg die Zahl der verfügbaren E-Auto-Modelle in Europa um ein Drittel auf über 100 Fahrzeuge an. Dabei erhöhten sich zwar die Preise, allerdings gibt es auch ein Plus bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit.

Die große Frage ist, ob die Autobauer ihre Rabatte auch nach dem ersten Quartal 2024 gewähren, sicher ist das natürlich nicht.

Im heimischen Klimaministerium sieht man keinen Grund, die Förderung umzubauen. In Österreich sei aktuell bereits jeder fünfte Neuwagen elektrisch, die Prämie habe dazu beigetragen. (András Szigetvari, 9.1.2024)