Ein Helikopter steht auf einer Skipiste.
Pisten- und Wanderunfälle mehren sich. Die Bergung von verunfallten Personen ist teuer, diese Kosten werden von der gesetzlichen Unfallversicherung aber nicht übernommen.
APA/DIETMAR MATHIS

Wer am Berg in Not gerät, könnte hinterher mit einer saftigen Rechnung konfrontiert werden. So passiert es gerade bei jenen drei Tschechen, die vergangenen Samstag am Großglockner gerettet werden mussten. Die drei Männer waren kurz nach sechs Uhr direkt nach achtstündiger Autofahrt und trotz schlechter Wettervorhersage vom Lucknerhaus in Kals am Großglockner in Richtung Ködnitzkees mit Skitouren- und Kletterausrüstung aufgebrochen. Trotz immer schlechter werdender Wetterverhältnisse – nach Angaben der Polizei herrschten Schneefall, starke Windböen und Temperaturen um minus neun Grad – kletterten sie in eine Rinne der Südflanke in Richtung Gipfel. Irgendwann konnten sie weder vor noch zurück und setzten einen Notruf ab. Wegen des schlechten Wetters gestaltete sich die Bergung schwierig und dauerte mehrere Stunden.

Bis zu 20.000 Euro könnten die drei Männer nun für den Einsatz zahlen müssen. Allein für die Bergrettung fallen mehr als 15.000 Euro an – berechnet anhand der Stundensätze der 13 Bergretter, die im Einsatz waren. Voraussetzung für die Zahlungspflicht ist aber die Klärung der Frage, ob die drei Männer wegen des schlechten Wetters grob fahrlässig gehandelt haben. Darüber muss nun ein Gericht entscheiden.

Haben diese drei Personen eine private Unfallversicherung, werden die entstandenen Kosten von der Versicherung bezahlt – sofern das Risiko der Bergungskosten entsprechend mitversichert ist. Sollte eine Person keine private Unfallversicherung besitzen, müsste diese die entstandenen Kosten selbst tragen.

Gesetzlich oder privat

Wer sich gegen Nöte dieser Art oder Unfälle nicht absichert, kann also schnell auf den Kosten sitzen bleiben. Unterschieden werden muss hier zwischen der gesetzlichen und der privaten Unfallversicherung. Die gesetzliche Versicherung haftet für unmittelbare Behandlungskosten direkt nach einem Unfall. Aber: Kosten für Folgebehandlungen, notwendige Umbauarbeiten – wenn es nach einem Unfall bleibende Schäden gibt – oder finanzielle Einbußen aufgrund bleibender Beeinträchtigungen oder Pflegebedürftigkeit werden nicht von der gesetzlichen Unfallversicherung getragen. Wer hierfür eine Vorsorge treffen möchte, muss auf eine private Unfallversicherung setzen.

Pro Tag verunglücken in Österreich rund 2100 Personen, zeigt die Statistik vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Das ist ein Anstieg um 15 Prozent innerhalb der vergangenen Jahre. Drei Viertel dieser Unfälle passieren laut Kuratorium in den Bereichen Haushalt, Freizeit und Sport.

"Die Folgen von Unfällen werden oft unterschätzt", sagt Doris Wendler, Vorstand der Wiener Städtischen. Es habe sich eine gewisse Vollkaskomentalität entwickelt. "Jeder ist gewohnt, sich auf den Staat zu verlassen, und gibt immer mehr Eigenverantwortung ab. Frei nach dem Motto: Der Staat wird’s schon richten", sagt Wendler. Dabei sei es egal, ob es um die Alterspension, die Pflege oder eben die Versorgung nach einem Unfall gehe.

Bergung nicht gesetzlich gedeckt

Hinzu kommt, dass das Unfallrisiko in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Die Menschen sind bewegungsfreudiger als früher, und neue Sportarten wie etwa E-Biken (laut Statistik Austria passiert bereits jeder vierte Fahrradunfall mit einem E-Bike), die Nutzung von E-Rollern – beides ohne Helm, weil dieser gesetzlich nicht vorgeschrieben ist –, aber auch das immer beliebter werdende Bergsteigen beziehungsweise -wandern bringen andere, manchmal größere Unfallrisiken mit sich.

Vor allem Bergungs- und eventuelle Folgekosten werden dabei oft unterschätzt. Hubschrauberbergungen, Bergrettungseinsätze und Bergungen von Pistendiensten nach Freizeitunfällen werden von den Krankenkassen aber nicht bezahlt. Im Schnitt kostet so eine Rettung 4000 Euro.

Vor diesem Hintergrund habe der Stellenwert von privaten Unfallversicherungen in den vergangenen Jahren zugenommen. Eine Unfallversicherung muss nicht teuer sein, heißt es von der Wiener Städtischen. Für Erwachsene sind Prämien ab 19 Euro monatlich möglich, 35 Euro für ein Familienpaket. (Bettina Pfluger, 11.1.2024)