Signa-Zentrale, Freyung, Wien, Versteigerung
Anders als der "Präsidententisch" aus dem Konferenzraum der Signa Holding steht der großformatige Druck von Hermann Nitsch nicht zum Verkauf: "Das letzte Abendmahl" (1983, auf Originalrelikt gedruckt). Der Listenpreis für ein Exemplar aus der 2021 produzierten Auflage liegt derzeit bei 60.000 Euro.
aurena.at

Eine Couch um 2.000 Euro, eine Schneekugel um 500 Euro und eine Fußmatte um 1.100 Euro: Bei der Versteigerung des Mobiliars der ehemaligen Signa-Zentrale an der Wiener Freyung dürfte einiges an Geld zusammenkommen. Rund 465 Posten in drei Auktionen bietet das Auktionshaus Aurena auf seiner Website an. Zwei davon laufen bis 19. Jänner, eine bis 2. Februar. Bis dahin können interessierte Käuferinnen und Käufer noch mitbieten.

Im Vergleich zu den milliardenschweren Schulden der Signa Holding wird der Erlös freilich ein Tropfen auf den heißen Stein sein – und wie DER STANDARD erfahren hat, dürften gar nicht alle Gläubiger gleichermaßen davon profitieren. Die Signa Holding hat die Büros nämlich von einem Unternehmen der Stiftung des verstorbenen Billa-Gründers Karl Wlaschek gemietet. Und an dieses Unternehmen geht aller Voraussicht nach auch direkt ein Teil der Einnahmen aus der Versteigerung.

Gesetzliches Pfandrecht

Der Grund dafür ist rechtlicher Natur: Die Signa Holding dürfte Mietrückstände bei dem Wlaschek-Unternehmen haben, wie die Privatstiftung auf Anfrage des STANDARD bestätigt. Vermieter haben laut Gesetz ein Pfandrecht an der von den Mietern eingebrachten Einrichtung. Im Vergleich zu anderen Geldgebern sind Vermieter also bevorzugt. Sie müssen nicht auf eine Quote der ausstehenden Schulden hoffen, sondern können ihr Pfandrecht verwerten lassen.

Wie viele Monate die Signa Holding die Miete nicht bezahlt hat, wollte die Wlaschek-Stiftung auf Nachfrage des STANDARD nicht sagen. Dem Vernehmen nach dürfte es um drei bis vier Monate gehen. Offen ist, ob es aus der Versteigerung genug Einnahmen gibt, sodass ein Teil des Erlöses im Sanierungsverfahren verteilt werden kann. Das Geld wäre jedenfalls dringend notwendig, schon allein um die laufenden Kosten des Verfahrens zu berappen. Unklar ist auch, ob noch andere rechtliche Fragen zu lösen sind. Der Sanierungsverwalter der Signa Holding Christof Stapf darf dazu keine Auskunft geben.

Kunstwerke im "Fremdeigentum"

Zwei Bewertungsgutachten, die am Donnerstag in der Ediktsdatei des Bundes veröffentlicht wurden, geben Aufschluss darüber, wie viel Bares sich der Sanierungsverwalter aus der Veräußerung des Mobiliars erwarten kann. Demnach wird nicht nur die Einrichtung der Büros in den Wiener Palais Harrach und Ferstl verkauft, sondern auch jene der Signa-Büros in Innsbruck. In Wien beziffert der Sachverständige den Verkehrswert auf rund 2,5 Millionen Euro. Für Innsbruck ging das entsprechende Gutachten nach einigen Stunden wieder offline.

Dem Gutachten für das Palais Harrach zufolge stünden die in den Räumlichkeiten verteilten "Kunstgegenstände" im Umfang von insgesamt 16 Werken "im behaupteten Fremdeigentum einer Stiftung" und blieben bei der Schätzung deshalb unberücksichtigt. Darunter dürften sich laut dem Dokument auch zwei Werke von Hermann Nitsch befinden.

Komplexes Verfahren

Derzeit kämpft man sich im Insolvenzverfahren bekanntlich durch ein komplexes Konstrukt an hunderten Firmen. Da es in Österreich kein Konzerninsolvenzrecht gibt, laufen mehrere Verfahren parallel. Im Fall der Signa Holding müssen die Gläubigerinnen und Gläubiger bereits am 12. Februar über einen Sanierungsplan abstimmen. Bei der Signa Prime und der Signa Development, den zwei wichtigsten Töchtern, finden die Abstimmungen erst einen Monat später statt. (Olga Kronsteiner, Jakob Pflügl, 12.1.2024)