Fatma
Bunter Abend mit Liedern: Fatma Said.
James Bort

Das Liedfach, so unkompliziert es scheinen mag, es hat so seine Tücken. Die kleine Form erlaubt es Interpreten und Interpretinnen nicht, mit großer vokaler Geste opernhaft aufzutrumpfen. Es braucht eher eine Art mikroskopischen Blick auf die Töne, einen nuancierten, diskreten Erzählansatz. Im Idealfall wird beim Gestalten als Beigabe auch noch die schöne Illusion mitgeliefert, das jeweilige Lied würde im Augenblick seiner Interpretation aus Empfindungen heraus erst kreiert und nicht einfach "gebraucht", um die eigenen Möglichkeiten opulent zu demonstrieren.

Unangestrengte Töne

Tatsächlich ist im Wiener Konzerthaus das passionierte Eintauchen in die Lieder eine Stärke der ägyptischen Sopranistin Fatma Said. Wenn sie etwa bei Manuel de Fallas Miniatur Nana aus den sieben spanischen Volksliedern das Sanfte, Leise vibratolos-diskret auf die Spitze treibt, zeigt sie Technik und Gespür für den treffenden Ausdruck.

Grundsätzlich sind ihre stärksten Momente auch im Lyrischen zu finden; wenn sie die Töne unangestrengt strömen lässt, entsteht besondere Intimität. Fernando Jaumandreu Obradors’ Del cabello más sutile war insofern exemplarisch – in der Art, wie mit filigranen und doch sehr präsenten hohen Tönen Atmosphäre geschaffen wurde.

Heikle Vielfalt

Was das Repertoire des Abends im Mozartsaal anbelangt, war die Vielfalt allerdings doch eine gewisse Herausforderung. Neben interessanten Liederraritäten wie Gamal Abdel-Rahims Ana Bent El Sultan präsentierte Said auch noch Stücke von Mozart, Schubert und Schumann. Am Klavier begleitet vom farbenreich mitgestaltenden Joseph Middleton, leuchtete denn auch nur bei Schuberts Nachtviolen D 752 Feinheit auf. Eher angestrengt und forciert hingegen das Ständchen D 957/4. Interessant: Mit zunehmender Expressivität verlor auch die Stimmfarbe an Charme.

Delikat dann aber als erste Zugabe Richard Strauss’ Morgen, das stilistisch auf zukünftige Abende verwies: Fatma Said wird sich demnächst im größeren Werkrahmen präsentieren, ihr ist im Konzerthaus als Porträtkünstlerin eine Reihe gewidmet. Sie wird bei Gustav Mahlers romantischer vierter Symphonie (29. 1.) zu hören sein. Später geht es mit Pergolesis Blockbuster Stabat mater (2. 3.) auch noch Richtung Barock. Im Mozartsaal zeigte sich jetzt einmal schon Begeisterung. (Ljubiša Tošic, 13.1.2024)