Diskussionen leben vom Widerspruch, andernfalls kommt Langeweile auf. Die "Im Zentrum"-Runde am Sonntagabend im ORF startete rasant mit einem Zusammenschnitt von Politikeraussagen und Cancan-Tanzszenen. Doch danach nahm das Tempo beträchtlich ab.

"Im Zentrum" am Sonntagabend unter der Moderation von Claudia Reiterer.
Screenshot/ORF

Es wurde hochkarätig darüber sinniert, ob die Wahlkämpfe 2024 von Inszenierungen oder von Inhalten bestimmt sein würden. Die SPÖ unter Andreas Babler bringe Inhalte ein, sagte Ex-SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina. Ja, aber sie verkaufe sie schlecht, wandte Emmy Werner, Theaterdirektorin a. D., ein. Nichts, was man nicht schon gehört habe.

"Das macht mir fast Angst"

So ging es bis Minute 35, als sich das Gespräch um die FPÖ drehte. Da sagte Politikberater Robert Willacker, der unter anderem den oberösterreichischen Landesvize Manfred Haimbuchner gecoacht und mit Norbert Hofer (beide FPÖ) zusammengearbeitet hat: "Herbert Kickl ist jemand, der die Menschen ins demokratische System holt." Die blaue Nummer eins kanalisiere den in Österreich aufgestauten Zorn, der sich andernfalls auf der Straße entladen würde.

Echt jetzt? Die Ex-ÖVP-Politikerin und PR-Beraterin Silvia Grünberger und die Expertin für digitale Medien Ingrid Brodnig konnten es nicht fassen. Kickl sammle den Zorn vielmehr ein und mehre ihn zur Wut, sagte Grünberger: "Das macht mir fast Angst."

"Entweder wählen die Leute Kickl, oder es gibt Sodom und Gomorrha – wo haben Sie das her?", fragte Brodnig den betont verbindlich auftretenden Mann.

Der blieb ihr diese Antwort schuldig. Doch damit hatte sich die Diskussion endgültig von ihren anfänglichen Ansprüchen abgehoben. Stattdessen ging es – wieder einmal – um eine blaue Provokation. (Irene Brickner, 15.1.2024)