Seit einigen Tagen häufen sich auf sozialen Medien Beschwerden von Usern, die auf Probleme bei der Verwendung von Youtube stoßen. Beklagt wird, wie 9to5 Google zusammenfasst, ein behäbiger Seitenaufbau. Dazu sollen Videos teilweise gar nicht starten oder die Wiedergabe ständig anhalten, weil das Nachladen zu langsam erfolgt. Das Ansehen von Clips im vergrößerten Player (Kinomodus) oder auf Vollbild funktioniert überhaupt nicht. Andere Webseiten laden im Browser der Betroffenen aber problemlos.

Wie sich herausstellt, ist das gewollt. Google hat seine Maßnahmen gegen Werbeblocker einmal mehr verschärft. Zunächst waren Nutzer bei der Verwendung eines Adblockers noch mit Hinweisfenstern ersucht worden, diesen abzudrehen. Erst nach mehreren Warnungen dieser Art wurde das Abspielen von weiteren Videos verhindert. Der Datenschutzaktivist Alexander Hanff reichte gegen dieses Vorgehen Beschwerde bei der irischen Datenschutzkommission ein.

Er sieht die Methode zur Erhebung der Adblock-Verwendung als Verstoß gegen die DSGVO. Denn Webseiten dürfen an und für sich nur Informationen über das System des Users einholen, die für den technischen Betrieb zwingend erforderlich sind. Die Beschwerde ist noch anhängig.

Wer einen Adblocker nutzt, aber kein Premiumabo hat, dem wird die Verwendung von Youtube durch Google zunehmend erschwert.
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Künstliche Verlangsamung

Die Verlangsamung ist nun die zweite Stufe von Googles Maßnahmen. Sie besteht aus Code auf der Youtube-Seite, der bei Verwendung eines Adblockers eine langsame Anbindung simuliert. Das hat die bereits beschriebenen Symptome zur Folge. Zwar wurde diese konkrete Maßnahme seitens des Betreibers bisher nicht offiziell bestätigt, Werbeblockern an sich hat man aber bereits im vergangenen Oktober den Kampf angesagt.

Das Ziel ist klar. Google will User, die einen Adblocker einsetzen, dazu bewegen, diesen abzudrehen oder ein – kürzlich teurer gewordenes – kostenpflichtiges Premiumabo abzuschließen. Letzteres verträgt sich auch mit einem Werbeblocker, da in diesem Fall ohnehin keine Anzeigen ausgespielt werden. Diese Maßnahmen gehen allerdings auch einher mit vielen Beschwerden von Nutzern über die zunehmende Länge und Frequenz von Werbung, insbesondere in Form von nicht überspringbaren Clips, die vor oder während des Abspielens eines Videos eingeblendet werden.

Mit seiner großen Nutzerbasis fallen solche Schritte bei Youtube freilich ins Gewicht. Laut aktuelleren Zahlen hat das Videoportal 2,7 Milliarden aktive User und erreicht damit mehr als die Hälfte aller Social-Media-Nutzer weltweit. Gerade für das Erreichen eines großen Publikums ist Youtube daher für viele Videomacher alternativlos, denn keiner seiner Konkurrenten erreicht auch nur annähernd diese Größe. (gpi, 15.1.2024)