Österreichs Emissionen sanken 2022 um 5,8 Prozent
Im Sektor Energie und Industrie (ohne Emissionshandelsbereich) sind die THG-Emissionen 2022 um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2021 gestiegen.
IMAGO/Christoph Hardt

Wien – Die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) in Österreich sind von 2021 auf 2022 um 5,8 Prozent gesunken und liegen bei 72,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, so die THG-Bilanz des Umweltbundesamts (UBA) für das Jahr 2022. Das bedeutet ein Minus von rund 4,5 Millionen Tonnen im Vergleich zum Jahr 2021. Im sogenannten Nowcast, der vom UBA im August des Vorjahres publiziert wurde, lag die Prognose noch bei einem Minus von 6,4 Prozent.

CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit zur Berechnung der Auswirkung unterschiedlicher Treibhausgase auf das Klima. Die Wirkung schädlicher Emissionen, also der Ausstoß solcher Gase, wird mit der Auswirkung von Kohlendioxid verglichen. CO2, die chemische Formel für das Gas Kohlendioxid, wird am häufigsten für die Bewertung des erwärmenden Einflusses auf das globale Klimasystem herangezogen.

Trotz eines deutlichen Wirtschaftswachstums erfolgte der Emissionsrückgang der Treibhausgase in fast allen Bereichen, hieß es am Dienstag in einer Aussendung des Umweltbundesamts, also im Gebäudebereich, im Verkehr, in der Landwirtschaft, der Abfallwirtschaft – im Sektor Energie und Industrie (ohne Emissionshandelsbereich) sind 2022 die THG-Emissionen hingegen um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2021 gestiegen.

Reduktionsfaktoren Stahl und Erdöl

Für die Energie- und Industrieunternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind, zeigt die aktuelle Treibhausgasbilanz für 2022 jedoch eine deutliche Reduktion um rund 7,2 Prozent (2,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent) – hier wurden die niedrigere Stahlproduktion und der mehrmonatige Betriebsausfall der Erdölraffinerie als Reduktionsfaktoren genannt. In Summe ist wie bei der Nowcast-Prognose auch nach den vorläufigen Daten der niedrigste Wert der Emissionen seit Beginn der Erhebungen 1990 erreicht worden.

Die Ursachen dafür sind laut UBA unter anderem, dass nach dem Zuwachs im Jahr 2021 das Jahr 2022 von dem im Februar begonnenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geprägt war, den damit verbundenen Verwerfungen bei den Energiepreisen sowie dem deutlichen Anstieg der Teuerungsrate. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im Vergleich zu 2021 um rund 4,8 Prozent, die Bevölkerung wuchs um 1,1 Prozent. Aufgrund der warmen Witterung im Jahr 2022 fiel die Zahl der Heizgradtage gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent, das liege leicht unter dem langfristigen Trend.

Gewessler: "Bemühungen im Klimaschutz zeigen Wirkung"

Aus Sicht von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist die Bilanz des Umweltbundesamts positiv. Sie zeige, "dass die Treibhausgasemissionen erstmals nicht nur in der Prognose sinken, sondern auch in der Realität", damit würden die "Bemühungen im Klimaschutz" eine positive Wirkung zeigen. Genannt wurden Klimaticket, Ökostromausbau, Sanierungsoffensive, Transformation der Industrie oder Klimabonus als Maßnahmen, die dafür verantwortlich seien. Es gelte den Klimaschutzkurs fortzusetzen, so Gewessler weiter, denn noch sei das Ziel nicht erreicht.

Was die einzelnen Segmente betrifft, so gab es in Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft eine Reduktion der Emissionen im Vergleich zu 2021. Im Verkehrssektor sind die Emissionen laut den Angaben um 4,6 Prozent gesunken. Im Sektor Gebäude gab es einen Rückgang der Emissionen um rund 17 Prozent. Hier wurden die geringe Anzahl von Heizgradtagen, die Preisentwicklung auf dem Energiemarkt und die stark gestiegenen Umstellungen auf klimafreundliche Heizungen als Gründe genannt.

Insgesamt ergibt sich für die Emissionen außerhalb des europäischen Emissionshandels (Non-ETS-Bereich) eine Reduktion um circa 5,0 Prozent bzw. rund 2,4 Millionen Tonnen. Der Zielwert im Non-ETS-Bereich (47,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent für das Jahr 2022) wurde demnach um 1,2 Millionen Tonnen unterschritten. Abschließend wies das Umweltbundesamt darauf hin, dass Österreich seine Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 reduzieren müsse, um Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu verhindern.

Greenpeace: "Kein Grund zum Feiern"

"Der Rückgang der Treibhausgasemissionen ist erfreulich und zeigt, dass Maßnahmen wie das Klimaticket wirken. Das ist aber noch kein Grund zum Feiern. Die ÖVP unter Bundeskanzler Karl Nehammer blockiert Klimaschutz, wo sie nur kann. Das muss sich ändern! Wie in Dubai beschlossen, gehören dreckige Energien wie Kohle, Öl und Gas in die Vergangenheit. Damit das klappt, brauchen wir ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz, das uns den Weg in eine klimafitte Zukunft weist", sagte Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace in Österreich in einer Aussendung.

Auch Global 2000 sieht Österreich noch nicht auf Klimazielkurs. "Neben den Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung haben ein warmer Winter und hohe Energiepreise viel zur Senkung der Treibhausgasemissionen beigetragen. Doch darauf kann man sich nicht verlassen", sagte Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der Umweltschutzorganisation Global 2000. Zentral sei ein Klimaschutzgesetz, das einen verbindlichen Reduktionspfad vorschreibt und stark genug ist, diesen auch durchzusetzen.

Mit 20,6 Millionen Tonnen erreichte der Verkehrssektor den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2001, als der Verkehr 19,8 Millionen Tonnen verursachte. "Aber der Verkehr ist nach wie vor der einzige Sektor, der mehr Treibhausgase verursacht als im Jahr 1990. Es braucht verstärkte Klimaschutzmaßnahmen", betonte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer per Aussendung. (APA, 16.1.2024)